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Auf einer Londoner Baustelle wird zufällig das Skelett eines Neugeborenen gefunden. Offensichtlich wurde das Baby vor einem dem Abriss preisgegebenen Haus vergraben. Die Zeitungen bringen dazu nur eine knappe Meldung. Doch für vier Frauen werden die paar Zeilen zu einer Wende in ihrem Leben führen.
Eine von ihnen ist Kate Waters, von Beruf Journalistin, die nicht nur wieder mal eine große Story brauchen könnte und diese hinter der lapidaren Nachricht vermutet, sondern von den Gedanken an das Baby nicht loskommt. Also macht sich Kate auf und beginnt zu recherchieren, ihre Kontakte bei der Polizei anzuzapfen und mögliche Zeugen und Hinweisgeber zu befragen.
Welche aufwühlenden Begegnungen ihr dabei bevorstehen, kann sie zu Beginn nicht ahnen – und auch nicht, zu welchen Verwicklungen es nach der scheinbaren Aufklärung noch kommt.
"Überreste eines Babys auf Baustelle gefunden", liest Kate als Überschrift über einem kurzen Artikel im Konkurrenzblatt. Die Journalistin fackelt nicht lange: Daraus wird sie eine Story machen.
Bald stößt sie auf Angela. Diese kämpft immer noch damit, dass vor über zwanzig Jahren ihr Neugeborenes aus der Geburtsklinik entführt wurde und nie wieder aufgetaucht ist. Für Angela wäre es zwar bestürzend, doch andererseits erlösend, wenn sich das "Baustellenbaby" als ihr verloren gegangenes Baby entpuppte.
Und dann sind da noch Emma und Jude, gefangen in einer äußerst schwierigen Tochter-Mutter-Beziehung und verfolgt von den Schatten der Vergangenheit, die durch den Leichenfund von Neuem hervorbrechen.
Im Buch wechseln sich Handlungsstränge aus den jeweiligen Perspektiven der vier Frauen ab. Sie werden immer dichter miteinander verwoben. Zwar läuft der Roman recht gemächlich an, doch bald schon nimmt die Geschwindigkeit gehörig zu – und vor allem wird der Leser in einen Strudel von Jahrzehnte zurückliegenden schrecklichen Geschehnissen hineingezogen, die plötzlich wieder verstörend aktuell sind. Der Leser verfolgt aufmerksam Kates Recherche, die sie manchmal in Konflikt mit ihren Kontaktpersonen bei der Polizei bringt und der Journalistin viel Fingerspitzengefühl im Umgang vor allem mit Angela und Emma abfordert. Denn in diesen beiden kommt nach und nach alles hoch, was sie bisher mühsam unterdrückt haben und was doch immer präsent war.
Gut und empathisch gezeichnete Charaktere, eine Geschichte, die sich spannend und zunehmend rasant entwickelt, mit ein paar verblüffenden, doch logisch nachvollziehbaren Wendungen gegen Ende, dazu gut gewählte und anschaulich geschilderte Orte für die dramatischen Szenen: Fiona Barton legt mit "The Child" einen Krimi vor, dem der Leser anfangs wohl eher das Etikett "ganz nett" aufkleben möchte, ehe er feststellt, dass er einen Pageturner in seinen Händen hält.
Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.