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Eine Verbindung von Science Fiction und Erotik, das soll Beverly Schnetts Roman "Völker der Sonne" sein. Ein Episodenroman, der verschiedene Personen begleitet, sie teilweise lose verbindet und vor allem der Frage nachgeht, wie der Sex in Null G wohl so ist.
Ein Raumschiff fliegt in Richtung Sonne. Bei der Umrundung der Sonne soll ein spezielles Aggregat getestet werden, das einen kurzen Einblick in die Parallel-Universen zulässt. Nach dieser kurzen einleitenden Rahmenhandlung geht es um Amal, einem deutsch-arabischen Mädchen in einer Zeit einige Jahrzehnte oder auch Jahrhunderte in der Zukunft. Es gibt keine Privatautos mehr und auch das Fliegen gibt es nur noch in Beziehung auf Raumflüge, alles andere geht mit Zügen ab, weil die Umweltverschmutzung sonst zu groß wäre. Als Amal so irgendwo in der Pubertät ist, kommt der erste Hinweis darauf, dass dieses Buch anders ist, als andere Bücher. Sie unterhält sich mit einem Freund, und das auch noch bei ihm zu Hause, da kann man schon misstrauisch werden. Dann fordert er sie auf zu tanzen. Das ist Amal ein bisschen peinlich, aber dann zieht sie sich aus und tanzt - das Ausziehen gehört wohl in der Zukunft dazu. Und wo sie gerade schon mal nackig ist, liegt es natürlich nahe, auch gleich noch ein bisschen Sex zu haben.
Amal zieht es später in den Weltraum und nachdem sie einige Zeit eine Art American Football ohne Schwerkraft gespielt hat, wird sie die erste Null G-Tanzkünstlerin.
Dann geht es um Maurice und Manuel, die sich irgendwo in der Region Merkur kennen lernen. Maurice verliebt sich in Manuel und weil der eher konservativ ist, was seine Liebesbeziehungen angeht, lässt Maurice sich in eine Frau umoperieren. Die beiden bekommen auch einen gemeinsamen Sohn Mari Jose, der später Hauptfigur werden soll. Später wird Maurice wieder ein Mann, was anscheinend keine echten Probleme macht. In der Zwischenzeit tauchen noch ein paar Freunde auf, die mal kurz die Geschichte übernehmen und auch mal ganz woanders Sex haben. Mari Jose wird erwachsen und als er irgendwas zwischen zwölf und fünfzehn ist, hat er mit Najma, einer Freundin seiner Eltern, die knapp dreimal so alt ist wie er. Später wird er zu einem Sub werden, als einem masochistischen Untergebenen eines anderen Mannes, der vorher schon zwei Klone von ihm gezogen hat, ohne dass er das mitbekommen hat.
Diese Inhaltsangabe klingt unausgegoren, bekenne mich schuldig, aber das liegt wirklich an dem Inhalt des Buches. Immer wieder geht es in wilden Episoden von einem Protagonisten zum anderen. Nur die Geschichte von Amal endet unwillkürlich und kommt später nicht mehr vor. Aber das schrägste ist die ständige Einbindung von Sex. Und da die Autorin wohl meinte, Quantität ginge vor Qualität, geht es ständig zu wie im Karnickelstall, und dabei natürlich auch noch jeder mit jedem - das Tabu mit dem eigenen Elter zu "sexen" wird so gerade noch umgangen, aber Sex mit Minderjährigen ist auf jeden Fall in Ordnung. Und die einzelnen "Äkts" - Anglizismen werden lustig eingedeutscht, man braucht ein wenig, um das zu verstehen, aber spätestens beim Laif-Äkt auf der Bühne wird dann klar, welche Sprache gemeint ist - werden immer nur kurz beschrieben, ein paar kurze Stöße, ein unglaublicher Orgasmus, das muss reichen.
Eins kann man der Autorin wirklich nicht absprechen, sie hat eine gute Schreibe, wenn man die Logikabteilung des eigenen Hirns abstellt, dann liest sich das Alles recht flott, es gibt auch einige hübsche Ideen, die oft sehr konsequent sind. Aber diese ständige und leider eben auch unerotisch beschriebene Rammelei verschiebt das Urteil doch in Richtung "unterirdisch". Die leicht pornographischen Inhalte sind ja nichts, was ein Buch unbedingt schlecht macht. Aber es wird mit ganz wenigen Ausnahmen eigentlich nie Stimmung, Atmosphäre aufgebaut. Und selbst wenn es ein wenig in die Richtung geht, dann kapituliert die Autorin zu früh und blendet da aus, wo es eventuell auch menschlich interessant geworden wäre. Hier geht es wohl eher darum mit einem kräftigen Anschein von Handlung noch so viel einzelne Akte einzubauen, wie es auf 240 Seiten möglich ist. Die Autorin sollte zu mehr in der Lage sein.