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Welcher Student kennt dieses unangenehme Gefühl nicht? Endlich ein interessantes Thema für die Hausarbeit gefunden, sitzt er schon am Schreibtisch, starrt auf das leere Blatt Papier und spürt die Angst, die ihm kalt über den Rücken läuft. Fragen über Fragen gehen ihm durch den Kopf: Wie strukturiere ich meine wissenschaftliche Arbeit ordentlich? Wie steige ich durch den Berg von Literatur? Wie überwinde ich meinen inneren Schweinehund? Noch schlimmer wird es bei den Abschlussarbeiten wie Diplom-, Magister-, Examens- oder sogar einer Doktorarbeit.
Helga Esselborn-Krumbiegel, Leiterin des Schreibzentrums Köln (
www.schreibzentrum-koeln.de) beantwortet in ihrem Buch "Von der Idee zum Text" diese Fragen. Auf 207 Seiten liefert sie verzweifelten Studenten eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben, frei nach dem Motto "Lust statt Frust". Die Autorin möchte Folgendes vermitteln: "Lust am Jonglieren mit Ideen und Strukturen, am Skizzieren und Umschreiben, Lust an spontanen Texten und Gedankenbildern, an Lesercheck und Giftschrank."
Schreiben wurde keinem in die Wiege gelegt, sondern muss genauso erlernt werden wie Klavier spielen oder Ski fahren. Für den Studenten heißt es also: üben, üben, üben. Nur so kann er Schreibimpulse ausprobieren, Fehler ablegen, neue Strategien entwickeln, Entwürfe überarbeiten, Brauchbares von Unbrauchbarem trennen und aus vielen Teilen ein gelungenes Ganzes bauen. Aus diesem Grund wird der Leser von der Autorin in jedem Kapitel zum Schreiben animiert.
Das Buch verfolgt Schritt für Schritt die Entstehung einer wissenschaftlichen Arbeit. Wer systematisch akademisches Schreiben lernen will, arbeitet sich am besten Kapitel für Kapitel durch, indem er nach den allgemeinen Übungen das Gelernte sofort auf das eigene Thema anwendet. Es ist jedoch auch möglich, das Buch selektiv zu benutzen und sich gezielt Bausteine herauszusuchen.
In den neun Kapiteln geht es um die Arbeits- und Zeitplanung von der Idee bis zur Fragestellung, den Weg durch den Forschungsdschungel, die Rohfassung, das Überarbeiten, es geht darum Strukturen zu finden und leserbezogen zu schreiben. Das letzte Kapitel verrät Tipps und Tricks bei Schreibblockaden, die in jeder Phase des Schreibprozesses auftreten können. Beispielsweise schlägt Esselborn-Krumbiegel beim Problem des "Nicht-anfangen-können" als Lösung "Free Writing" vor: "Nehmen Sie sich jeden Tag, bevor Sie Ihr Schreibpensum anpacken, 5 Minuten Zeit. Notieren Sie auf einem leeren Blatt Papier alles, was Ihnen durch den Kopf geht. Ohne den Stift abzusetzen, schreiben Sie ohne Zensur automatisch alle Ihre Gedanken nieder. Keine Angst, es liest niemand außer Ihnen! Dann legen Sie das Blatt beiseite, ohne es noch einmal durchzulesen. Jetzt haben Sie den Kopf frei für Ihre wissenschaftliche Arbeit und können loslegen."
"Von der Idee zum Text" ist ein gelungener Ratgeber, der es vermag, den Leser trotz des trockenen Themas schnell in seinen Bann zu ziehen und ihn mit vielen sinnvollen Informationen zu versorgen. Das Buch enthält berechtigterweise nur wenige formale Vorschriften, da in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen recht unterschiedliche formale Anforderungen gelten und die jeder Einzelne besser beim Dekanat oder Institut der eigenen Hochschule in Erfahrung bringt. Positiv zu bewerten ist ebenfalls, dass die Autorin ihren Leser immer wieder dazu auffordert, verschiedene im Buch vorgestellte Modelle und Arbeitsmethoden auszuprobieren, sich selbst bei der Anwendung zu beobachten und dann bewusst zu entscheiden, welche Arbeitsweise er von Fall zu Fall übernehmen möchte. Denn: "Jeder und jede Schreibende hat andere Vorlieben, andere Stärken und Schwächen. Prüfen Sie, was Ihnen hilft!"
Die Anschaffung des Lehrwerks "Von der Idee zum Text" ist für jeden angehenden Akademiker empfehlenswert. Wer sich durch das Buch arbeitet, ist für die nächste wissenschaftliche Arbeit gut präpariert und kann sich schlimme Panikattacken ersparen.