Es waren vor allem die Spaziergänge mit ihrer Großmutter, die Miyuki Tsuji mit Osaka verbindet. Zunächst, damit das von Asthma geschwächte Kind überhaupt aus dem Haus kommt. Später, damit Enkeltochter und Großmutter in einer zerstrittenen Familie den Kontakt nicht völlig verlieren.
Jahre später packt die inzwischen in Deutschland lebende junge Frau eine Mischung aus Heimweh und Melancholie und sie kehrt in die alte Heimat zurück und wandelt noch mal auf den Spuren dieser Spaziergänge. Nicht alle Orte sind berühmte Wahrzeichen und so kommt dem Leser des Buches "Wiedersehen mit Osaka" das gesammelte Wissen der Autorin zu gute. Viel wird über die Geschichte und die Traditionen erzählt - tatsächliche erfährt man mehr darüber als über die moderne Stadt. So ist das Buch viel eher eine Beschreibung des Seelenlebens einer jungen Frau, die sich an einen längst verlorenen Teil ihrer Kindheit erinnert.
Das macht den Text oft etwas melancholisch, gibt ihm aber auch beinahe etwas Träumerisches. Und gerade die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und mit dem eigenen Verlust könnte viele Leser ansprechen, die ansonsten wenig mit Japan in Verbindung kommen.
Auch wenn das Buch mit wirklich gelungenen Bildern von Pavel Golod verziert wurde, klassische Reiseliteratur sollte man nicht erwarten. Es ist ein kleiner Einblick in das Seelenleben der Autorin und vielleicht auch in das Herz von Japan.