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 Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger

Wildkräuter sammeln - aber richtig!

Autoren: Eva-Maria Dreyer
Verlag: Kosmos

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Rucola oder Rauke war, bevor sie als Salatgemüse in Mode kam, für den Bauern ein Unkraut. Auch der heute so teure Feldsalat führte, von der Landbevölkerung bei Bedarf eingesammelt, ein Schattendasein auf brachliegenden Äckern. Umgekehrt sehen wir heute viele Kräuter als lästiges "Spontangrün" an, die früher mit größter Selbstverständlichkeit gekocht oder in Salaten verzehrt wurden, so etwa der wohlschmeckende Giersch, aufgrund seiner Ausbreitung über ausgedehnte Wurzelsysteme der Alptraum jedes Gartenbesitzers, und natürlich die Brennnessel.
Der vorliegende Führer stellt neunzig essbare Wildkräuter und eine beträchtliche Anzahl von deren potenziellen giftigen oder ungenießbaren Doppelgängern detailliert vor. Beide Gruppen sind nach ihrer Erntezeit beziehungsweise, im Fall der Doppelgänger, nach der Jahreszeit gefährlicher Überschneidungen im Auftreten geordnet. Die entsprechenden Abteilungen lassen sich dank dem "Kosmos-Farbcode", das heißt farbigen Absetzungen des Seitenschnitts, leicht finden. Diesem System untergeordnet ist eine Sortierung nach Blütenfarben, in der sich auch die Gruppe der Bäume mit essbaren Teilen als Unterabteilung befindet.
In der Einleitung kann sich der Leser über den Aufbau des Buchs und somit den optimalen Gebrauch informieren. Außerdem gibt es dort Angaben zu Gruppen von interessanten Inhaltsstoffen vieler Kräuter, zum Beispiel ätherische Öle, Vitamine und Gerbstoffe. Der eigentliche Nutzkräuterführer enthält nebst deutschem und wissenschaftlichem Namen sowie der Zuordnung zur biologischen Familie ein bis zwei aussagekräftige Fotos (je nachdem, ob Blüten oder Früchte gut sichtbar sind oder herausgehoben werden müssen) der jeweiligen Pflanze und eine Übersicht über deren Merkmale, wobei im Sinne einer eindeutigen Bestimmung möglichst viele Aspekte Erwähnung finden, sowie über Fundorte, Ernte und Verwertung. Gibt es mehrere Teile der Pflanze, die unabhängig voneinander genutzt werden können, wird auf die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten im Detail hingewiesen.
Hat die Pflanze einen oder mehrere potenzielle giftige oder ungenießbare Doppelgänger, so werden diese in einem farbig unterlegten Kasten benannt, knapp in Text und Bild vorgestellt, zudem findet sich ein Verweis auf die Seite zu diesem Gewächs in der Giftkräuterabteilung, die nach denselben Gesichtspunkten aufgebaut ist, freilich mit der Rubrik "Wissenswertes" anstelle von "Ernte und Verwertung". Es erfolgt ein Rückverweis zum essbaren Pendant.

Das Sammeln und Verwerten von Wildpflanzen kommt zunehmend in Mode. Ähnlich wie bei Pilzen gibt es aber in der Tat ein nicht unerhebliches Verwechslungsrisiko, das gravierende, eventuell tödliche Folgen beinhaltet. Der vorliegende Führer minimiert diese Gefahr, denn die Bestimmung der essbaren Kräuter ist anhand der vielen vorgestellten Merkmale praktisch immer möglich. In wenigen Einzelfällen rät die Autorin vom Gebrauch einer Pflanze ab, sofern der Leser mit der entsprechenden Pflanze nicht bestens vertraut ist. Einige Pflanzen haben überhaupt keine oder zumindest keine ungenießbaren beziehungsweise giftigen Doppelgänger - umso besser, aber natürlich bietet der Führer auch in solchen Fällen viele sinnvolle Informationen nicht nur zu Aussehen und Erntezeit, sondern auch zu den verschiedenen Möglichkeiten, das Fundstück zuzubereiten, zu trocknen oder anderweitig zu verarbeiten.
Setzt man sich mit dem Führer auseinander, so erhält man ein differenziertes Bild vom Speiseplan unserer Vorfahren: Auch die Armen besaßen Möglichkeiten, ihre Mahlzeiten interessant und abwechslungsreich zu würzen, und viele heute als Nahrungsmittel vergessene Pflanzen versorgten sie im Winter und Frühling, wenn die Kulturpflanzen und Baumfrüchte nicht zur Verfügung standen, mit Vitaminen. Zudem erfährt man, welche Inhaltsstoffe bestimmte Geschmacksempfindungen und gegebenenfalls medizinische Wirkungen hervorrufen.
Die Abbildungen sind von guter Fotoqualität und vor allem, wie erwähnt, für die Bestimmung sehr aussagekräftig. Aus rein praktischer Sicht überzeugt der Führer ebenfalls, denn er hat ein angenehm handliches Format und eine robuste Kunststoffhülle, sodass er häufige Aufenthalte im Rucksack gut übersteht; dies auch dank dem kräftigen Papier. Wer gern "draußen" ist, wird mit dem Buch sicherlich viele interessante Entdeckungen machen - und das gilt sogar für Gartenbesitzer. Denn diese werden manches so genannte Unkraut nicht mehr auf den Kompost, sondern in den Kochtopf oder in die Salatschüssel werfen ?

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 2007 | ISBN: 9783440109588 | Preis: 9,95 Euro | 144 Seiten | Sprache: Deutsch

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