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Unsere Erde wird von dem gefährlichen Yang-Virus heimgesucht, das sämtliche Männer unter entsetzlichen Qualen tötet und gegen das es keine Heilung zu geben scheint. Der Krankheitserreger nistet sich auch in den Körpern der Frauen ein und führt dazu, dass keine lebendigen männlichen Nachkommen mehr geboren werden. Die Lebensbedingungen in der männerlosen Welt verändern sich allmählich.
Sieben Frauen nehmen fundamental Einfluss auf den weiteren Verlauf der Ereignisse und auf die „weibliche“ Geschichte der neuen Welt. So unterschiedlich ihre Persönlichkeiten und ihre Entwicklungsgeschichten sind, so verschieden ist auch ihr Umgang mit der neuen Situation. Während ein Teil der Frauen die absolute Macht anstrebt und für sich selbst beanspruchen will, wünscht sich der andere Teil die „alte“ demokratische Ordnung zurück. Dabei kreuzen sich die Lebenswege dieser sieben Frauen.
Die Welt wird nie mehr so sein, wie wir sie kennen ...
Akif Pirincci, bekannt durch seine Felidae-Romane, erschafft mit "Yin" eine neue Art der Horrorvision. „Die Welt der Frauen“ ist keinesfalls so friedlich und harmonisch, wie es anzunehmen wäre. Vielmehr ist diese Welt durch technischen Verfall, Krankheit, Tod sowie brutale und blutige Hegemonie gekennzeichnet.
Der Verfasser beginnt mit der Einführung der sieben Schlüsselfiguren, die nacheinander sehr detailliert beschrieben werden. Durch die genauen Charakterisierungen verfestigen sich sofort Sympathien und Antipathien für beziehungsweise gegen die Protagonistinnen. Dabei bedient sich der Autor einem teils anspruchsvollen Sprachstil, der zugleich eine sehr derbe Wortwahl aufweist und dadurch die menschlichen Abgründe offenlegt. Beispielsweise wird am Ende eines kaltblütigen Kindermordes die Leiche genauer betrachtet oder die Taten eines sadistischen Vergewaltigers, der Frauen in seinen Keller verschleppt und diese über Jahre quält, verstümmelt und schändet, werden detailliert beschrieben. Ferner werden immer wieder abscheuliche Einzelheiten der Krankheit geschildert. Solcherlei Grausamkeiten finden sich in dem gesamten Roman wieder. Akif Pirinccis Werk ist ohne Frage zynisch und lässt beide Geschlechter in keinem guten Licht erscheinen.
Das männliche Dasein beschränkt sich auf die Ausnutzung des weiblichen Geschlechts und auf den Konkurrenzkampf untereinander. Männer wollen einander immer übertreffen – mit schönen Frauen, mit mehr Geld, mit der besseren technischen Errungenschaft. Frauen hingegen interessieren sich nur für das Gebären ihrer Kinder; auch in einer männerlosen Welt. Zudem dient die Mutterrolle dazu, sich auf diesem „Erfolg“ - bisher auf Kosten des Mannes - auszuruhen und sich vor schwerer Arbeit zu drücken. Auch eine exzellente Ausbildung ändert nichts an dieser Tatsache, schließlich ist die ein Teil der unveränderlichen weiblichen Natur.
Der Gesellschaft wird ein Spiegel vorgehalten und gezeigt, wie eine Welt ohne Männer aussehen könnte. Wie hoch ist der exakte Frauenanteil an der Erdölgewinnung, der Wasserversorgung et cetera? Durch den Verlust des männlichen Geschlechts und dessen Maschinen, wird die Frauenwelt etliche Jahrzehnte in der Entwicklung zurückgeworfen. Es wird leicht vergessen, dass ein Großteil des Wohlstandes unserer Gesellschaft auf der männlichen Bevölkerung fußt.
Leider bleibt die Ursache des Yang-Virus im Buch ungelöst. Den Heilungsversuchen wird ebenfalls kaum Beachtung geschenkt. Auf das Schicksal der wenigen resistenten Männer, wird genauso wenig eingegangen. Auch fehlen nähere Informationen aus anderen Ländern. Zu den Vereinigten Staaten und den Ländern der Dritten Welt wird eine ganz kurze Erklärung abgegeben. Des Weiteren bleiben die einzelnen Schritte der Machtergreifung ungeklärt. Einzig die Gedanken und Pläne der Kontrahentinnen werden enthüllt.
Die Geschichte macht nach den Charakterisierungen der Hauptfiguren einen Sprung: Erst zwölf Jahre nach der schicksalhaften Begegnung, setzt sie wieder ein. Es kommt zur finalen Auseinandersetzung, wobei das Ende zum großen Teil offen bleibt und mit ihm einige Fragen.
In diesem provokativen Werk befindet sich, etwas übertrieben dargestellt, ein wahrer Kern. Es zeigt, dass Frauen Männern in ihrer Hegemonie ebenbürtig sein können. Es ist vielleicht auch ein Exempel für die Ausnutzung der Sozialsysteme. Wer sich nicht von gewalttätigen sowie grausamen Details abschrecken lässt, der hat die Möglichkeit, sich in Pirinccis Roman mit der wahren menschlichen Natur zu befassen. Diese Darstellung regt zum Nachdenken an und bleibt dem Leser noch lange im Gedächtnis.
Insgesamt ist dieses Werk absolut bemerkens- und lesenswert.
Auf der Verlagsseite ist eine Leseprobe zu finden.