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 Yspahan

Autoren: Sébastien Pauchon
Illustratoren: Armaud Demaegd
Verlag: HUCH & friends

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Die Eigenart des französischen Verlags Ystari, in allen seinen Spieletiteln die Buchstaben Y und S vorkommen zu lassen, nimmt beiweilen absonderliche Züge an. Wer etwa hätte gedacht, dass sich hinter dem Titel "Yspahan" die iranische Stadt Isfahan verbirgt, die Ende des 16. Jahrhunderts aufblühte und zu einem Kultur- und Handelszentrum in ihrer Region wurde? In dieser Zeit findet das Spiel jedenfalls statt, und zwar auf dem Basar der titelgebenden Perserstadt. Dieser ist auf dem Spielplan dargestellt und in vier Viertel eingeteilt, auf denen viele Marktstände in unterschiedlicher Gruppierung stehen. Die Spieler versuchen, diese Gruppierungen im Laufe einer Woche mit Waren zu beliefern, um dafür nach jeweils sieben Tagen Punkte zu kassieren.

Dies läuft über einen äußerst interessanten Mechanismus ab. Ein Tag gestaltet sich so, dass der Startspieler der jeweiligen Runde neun weiße Würfel wirft und diese nach Zahlen sortiert. Die Würfel mit der niedrigsten Zahl kommen dann auf das Kamelfeld des Würfel-Tableaus ganz unten, die mit der höchsten Zahl auf das Goldfeld ganz oben. Alle anderen Zahlen werden den vier Vierteln des Basars von unten aufsteigend zugewiesen. Nun liegen auf den sechs Feldern des Tableaus unterschiedlich viele (oder gar keine) Würfel, wodurch sich die Aktionsmöglichkeiten für die Spieler ergeben. Der erste nimmt sich alle Würfel von einem Feld weg und kann dann eine Aktion ausführen und, wenn er möchte, bauen. Wenn er beispielsweise vier Würfel vom Kamelfeld nimmt, darf er sich vier Kamele aus dem Vorrat holen. Oder wenn er drei Würfel von einem Basarviertel nimmt, darf er drei Warensteine auf den entsprechenden Abschnitt des Spielplans einsetzen. So versucht er, bis zum Ende der Woche möglichst viele oder große Gruppierungen innerhalb der Basarviertel zu füllen. Anschließend darf er bauen, wozu er Kamele und Gold benötigt. Die so erstellten Gebäude bringen ihm fortan Vorteile, beispielsweise darf er sich bei den entsprechenden Würfelfeldern mehr Gold oder Kamele nehmen, oder er erhält mehr Siegpunkte für jeden abgerechneten Basar. Außerdem bekommt man für viele errichtete Gebäude mehr Siegpunkte.
Nachdem sich der erste Spieler eins der Würfelfelder ausgesucht hat, ist der nächste an der Reihe und wählt eins der verbliebenen Felder, dessen Aktion er dann ausführt - je weiter hinten man sitzt, desto geringer sind dann die Auswahlmöglichkeiten. Wenn jeder einmal dran war, wechselt der Startspieler, ein neuer Tag beginnt und es wird wieder gewürfelt. Am Ende der Woche wird der komplette Basar abgerechnet und jeder Spieler erhält für Abschnitte, die er komplett mit Würfeln beliefert hat, Punkte. Dies wird über drei Wochen gespielt, danach ist Schluss und derjenige mit den meisten Punkten hat gewonnen.

Obwohl der Großteil des Konkurrenzkampfs zwischen den Spielern beim Senden von Würfeln auf den Basar abläuft, ist das noch längst nicht alles. Beispielsweise gibt es noch den Aufseher, den man an bereits belieferte Stände schicken kann, um den dortigen Warenstein zur Karawane zu senden. Dort bringt er seinem Besitzer zwar auch Siegpunkte, jedoch unter Umständen nicht soviel wie auf dem Basar. Ein hervorragendes Mittel, um Spieler mit punkteträchtigen Basaren zu ärgern. Und wenn man weder Warensteine einsetzen noch Kamele oder Gold nehmen und auch den Aufseher nicht versetzen möchte, dann zieht man halt eine Karte, die einem ebenfalls große Vorteile verschaffen kann.
Die Handlungsmöglichkeiten in "Yspahan" sind stets zahlreich, aber immer auch überschaubar. Manchmal fällt die Entscheidung da gar nicht leicht. Nimmt man sich jetzt besser den Überschuss an Gold, der gerade auf dem Würfel-Tableau liegt? Macht man lieber mit dem einen mickrigen Würfel, der da liegt, noch den punkteträchtigen Basar im Sackviertel vollständig? Oder schickt man den Aufseher zum Konkurrenten und zwackt ihm seine dortigen Warensteine ab? Glücklicherweise ist das Spiel dabei jedoch immer so übersichtlich, dass man nicht in ewiges Grübeln verfällt, sondern sich schnell für eine Würfelgruppe entschieden hat und die entsprechende Aktion durchführt.

"Yspahan" ist relativ leicht zu erlernen, auch wenn es so einige Ausnahmeregeln gibt, vor allem mit dem Aufseher und der Karawane. Diese wird vor allem bei Spielen mit Anfängern kaum genutzt, kann aber - strategisch clever eingesetzt - ebenfalls massig Punkte ausschütten. Meistens wird man sich jedoch auf das Bauen von Gebäuden und das Besetzen lukrativer Basare auf dem Spielplan konzentrieren, was völlig okay ist, denn das Spiel macht auch so jede Menge Spaß. Eine Partie dauert niemals länger als 60 Minuten und ist meistens sogar schneller abgehandelt. Die Handlungsmöglichkeiten sind vielfältig, ohne Einsteiger oder Gelegenheitsspieler zu überfordern. Dadurch eignet sich "Yspahan" prima für Familien - nicht zuletzt, weil es eine tolle Mischung aus Glück und Strategie ist. Natürlich können die Würfel für den einen oder anderen Spieler mal besonders günstig fallen. Aber die zahlreichen Möglichkeiten, diese Ergebnisse einzusetzen, gleichen das auch schon wieder aus, sodass sich Zufall und Planung gekonnt die Waage halten. Das schafft nicht jedes Spiel!
"Yspahan" mag zwar einen seltsamen Titel haben, ein bisschen abstrakt wirken und bei der Ausstattung bis auf die kleinen Holzkamele nicht sonderlich glänzen, aber der Spielspaß stimmt absolut. Da spielt man auch gerne mal zwei Partien hintereinander.

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 1. November 2006 | Preis: 25 Euro

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