Fünf- bis siebenjährige Vorschulkinder und Schulanfänger, deren wachsendes Interesse an der Mathematik, am Rechnen oder schlicht an den Zahlen erwacht, haben es nicht leicht. Eltern sind meist überfordert, wenn es um grundlegende Übungen geht, die aus dem Wust an Zahlen und Rechenoperationen Aufgaben erstellen sollen, die weder zu leicht noch zu schwer sind. Rechenbücher sind meist da auch keine große Hilfe. Zu abstrakt, zu wenig pädagogisch für die besonderen Fähigkeiten und Beschränktheiten der Kleinen ausgerichtet, erschweren sie den Eltern eher ihre Aufgabe.
In diese Lücke stößt das "miniLük-System" des Westermann-Verlags. Hat man einmal den Grundkasten erworben, indem zwölf Täfelchen in einer Box mit Klarsichtdeckel enthalten sind, kann man die spezifischen Aufgabenhefte erwerben.
Neu im Programm sind seit Februar 2008 die Hefte "Von der Menge zur Zahl" und "Von der Zahl zum Rechnen". Und das Erstere ist genau das richtige für Kinder ab fünf Jahren, die sich erstmals ernsthaft mit Zahlen auseinander setzen wollen.

[imgleft]images/UploadGrafiken/minil%FCk.jpg[/imgleft]Schlägt man das schmale Bändchen auf, fallen dem Betrachter zunächst die sehr bunten, einprägsamen und lustigen Bilder auf. Auf der linken Seite sind jeweils zwölf Aufgaben, auf der rechten Seite die entsprechenden Lösungen zu sehen. Zunächst dreht das Kind das Heft um neunzig Grad und legt den leeren Klarsichtdeckel des Lösungskastens auf die untere Seite. Dann wird jede einzelne Aufgabe angegangen. Hat das Kind für die erste Aufgabe eine Lösung im unteren Bildteil gefunden, nimmt es die Zahl, die der Aufgabe zugeordnet ist (in diesem Fall also die Eins) und legt sie auf den Klarsichtdeckel und das darunter liegende Lösungsbild. Sind alle Aufgaben bewältigt - und dies dauert gut und gerne zehn bis fünfzehn Minuten -, wird der Lösungskasten geschlossen, umgedreht und wieder geöffnet. Die Rückseite der Zahlenplättchen offenbart nun ein Muster, das verglichen werden kann mit dem Muster auf der Aufgabenseite. Stimmt es in Farbe und Anordnung mit dem Bild im Aufgabenheft überein, hat das Kind alle Aufgaben korrekt gelöst, ist das Muster nicht identisch, sollte die Aufgabe noch einmal angegangen werden.

[imgright]images/UploadGrafiken/minil%FCk2.jpg[/imgright]Auf den ersten Blick scheint es zwar, dass vierzehn Aufgaben nicht viel währen, doch wenn man versucht, mit dem Fünfjährigen mehr als drei davon auf einmal zu lösen, muss man feststellen, dass die Anforderung hinsichtlich der Konzentration, Aufnahmebereitschaft und des Interesses danach schnell erlahmt. Des Weiteren bauen die Aufgaben so geschickt aufeinander auf, dass man immer wieder zurückblättern sollte und das bereits Gelernte und Geleistete noch einmal kurz anschaut, ehe es weiter geht. Denn ganz so einfach, wie es dem Erwachsenen vielleicht erscheinen mag, sind diese Aufgaben nicht. Zwar ist es bei Nummer Eins nur nötig, vier Tiere, die in jeweils drei verschiedenen Größen abgebildet sind, zuzuordnen. Da aber die Größenunterschiede recht gering sind und die Tiere zudem bei den Lösungsvorschlägen in die andere Richtung schauen, braucht das Kind doch erhebliche Konzentration, um alle Bilder richtig zuzuordnen.
Schnell fällt auf, wie geschickt der Autor Heiner Müller - unterstützt von der Illustratorin Antje Bohnstedt - die grundlegenden Fähigkeiten, die im späteren Mathematikunterricht nötig sind, anbahnt. Geht es zunächst um "gleich", "gleich groß" und "gleich viel", geht es im Mittelteil bereits um "mehr" und "weniger". Da jede Aufgabe hierbei mehrere verschiedene Transferleistungen verlangt, wird sowohl lineares als auch vernetztes Denken im Hinblick auf einfache Erfassung gefördert. Simultane Mengenerfassung, Zuordnung von Zahlen und Zahlenfolgen, Mengenerfassung und vergleichendes Anwenden dieser Beobachtungen, sowie mehrmaliges Wiederholen und Einüben dieser Lernschritte werden spielerisch und durch die liebevollen Illustrationen auch sehr motivierend angebahnt.

"Von der Menge zur Zahl" ist rundum gelungen. Bild, Text, Aufgabenstellung und das einfache, sehr motivierende System des "miniLük-Kontrollgerätes" sind perfekt aufeinander abgestimmt. Kinder ab fünf Jahren, deren Interesse für die Mathematik naturgemäß erwacht, können alleine und ohne Furcht vor den neuen, Anforderungen, die an sie gestellt werden, spielerisch ausprobieren, zu welch enormen Leistungen sie in der Lage sind. So sollten die ersten Schritte in diesem oft verhassten Fach aussehen.