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Drei Spielentwickler haben es nicht nur nach ganz oben geschafft, sondern weit darüber hinaus. Sie haben die "Play Zone" begründet, die zu einem eigenen Staat wurde. Dort besteht das ganze Leben aus Spielen und man zahlt mit seinem Highscore, mit den so genannten gewonnenen Gints. Gints regieren die Play Zone - nur wer sie hat, hat Einfluss und Besitz. In diesem Staat wird alles gespielt und auf alles gesetzt. Auch Geburten werden live übertragen und man wettet auf das Geschlecht des Kindes, die Dauer der Geburt oder den Namen.
In eine solche Welt wird auch Soni geboren, Tochter des legendären Fumashi, des MEISTERS, der zuletzt sein Leben verspielte. Seine Witwe will in so einer Welt nicht mehr leben und flieht gleich nach der Geburt ihrer Tochter in die Mother-Zone, einem autonomen Gelände, das von Frauen geleitet wird und in erster Linie aus ihnen besteht. Hier bekommen kleine Kinder statt Spielzeug kleine Gartengeräte und das Spielen ist streng untersagt.
Soni jedoch kommt nach ihrem Vater und als die Mutter ihr schließlich erlaubt, sich eine Woche in der Play-Zone aufzuhalten, kehrt Soni von dort nicht mehr zurück. Sie wird Spielerin, überspringt ganze Jahrgänge und schafft es im wahrsten Wortsinn spielend, an der Elite-Universität aufgenommen zu werden.
Doch Soni, die den legendären Fumashi verehrt wie niemand sonst, weiß nichts von ihrem Erbe, weiß nicht, wer ihr Vater ist. Ohne es zu merken, ist sie nicht mehr als eine Marionette in einem Spiel, das ihr Vater verloren hatte.
Doch als Soni schließlich entdeckt, was wirklich vor sich geht, beschließt sie, daraus ihr eigenes Spiel zu machen.
Im Klappentext des Buches findet sich auch der Hinweis auf Kenjo, Sonis Freund, der sich in meiner Inhaltsbeschreibung nicht wiederfindet. Das liegt daran, dass Kenjo ein Charakter ist, der Soni zwar stützt und als eine Art Kompensator für Sonis kleine Schwächen, mangelnde Gefühle in der Play-Zone und nicht zuletzt jemand ist, der mangelndes Gewissen ersetzt, aber unverzichtbar ist der Charakter nun wirklich nicht.
Insgesamt beschränkt der Autor sich auf einige wenige Charaktere, die nicht nur das Lesen erleichtern, sondern auch sehr dem Verständnis dienen, denn die Welt, die er mit der Existenz einer Play-Zone und einer koexistierenden Mother-Zone aufbaut, ist relativ komplex. Gut, denkt man länger darüber nach, kann dieses Gedankenkonstrukt, so gut es auch ist, keinen Bestand vor der Realität haben, aber im Rahmen des Buches wirkt diese Vision sehr schlüssig.
Die Sätze sind kurz und es gibt keine zahllosen Verkettungen in ihnen. Ebenfalls ein Aspekt, der den jungen Lesern zu Gute kommt.
Dieses Buch ist, trotzdem es leicht und rasch zu lesen ist, keine leichte Kost. Es läuft darauf hinaus, dass Entscheidungen zu treffen sind. Entscheidungen, die klar machen, wo ein Spiel endet oder wo Regeln beginnen müssen. Es zeigt aber auch, dass beides voneinander abhängig ist. Es gibt keine Spiele ohne Regeln und es gibt kein Reglement ohne Spiel. Denn letztlich will jeder gewinnen im Leben, seien es nun Gints oder Macht und mehr Land. Und läuft dann nicht alles schlussendlich auf dasselbe hinaus?
Dieses Buch hat keine expliziten Gewaltdarstellungen und begnügt sich zumeist mit Andeutungen, die etwas jüngeren Lesern nicht schaden, den älteren hingegen durchaus aufzeigen, wie eine Situation vermutlich weiter verlaufen oder ausgehen wird.
Dies macht das Buch nicht nur zu einer geeigneten Lektüre ab etwa zehn Jahren, sondern führt auch dazu, dass man es immer wieder zur Hand nehmen und lesen kann, und mit jedem Lebensjahr werden dem Leser neue Aspekte und neue Details auffallen, über die es nachzudenken gilt. Denn nachdenklich macht dieses Buch wirklich, allerdings ohne offensichtlich erhobenen Zeigefinger.
Die kühle Gestaltung des Covers und das auf ihm abgebildete Mädchen, das die Protagonistin Soni gut darstellt, ist ebenso passend zum Thema gewählt wie die serifenlose Schrift der 224 Seiten des Softcover-Buches, die das Lesen trotzdem nicht übermäßig erschwert.
Insgesamt ein starker Zukunftsroman mit viel Stoff zum Nachdenken und zum Diskutieren für Leser und Leserinnen ab etwa zehn Jahren und darüber hinaus. Kritisch, ohne zu langweilen und dennoch sehr unterhaltsam, auch wenn ich mir einige Charaktere, Situationen und Gegebenheiten umfassender dargestellt gewünscht hätte.