"X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" konfrontiert die Mutanten mit einem neuen Problem. Im Jahr 2023 werden sie gnadenlos gejagt und ausgerottet. Nur wenige von Ihnen konnten überleben und sie werden von Kampfrobotern, sogenannten Sentinels aufgespürt und bekämpft. So beginnt der Film derartig düster, dass der Zuschauer sich fragt, ob er nicht aus Versehen im Terminator gelandet ist. Gefangenenlager, Leichenberge und das Fehlen jeglichen Tageslichts machen klar, um die Menschheit und insbesondere die Mutanten ist es schlecht bestellt. Nicht nur sie, sondern alle, die ihnen helfen oder auch nur in der Lage sind, Mutanten zu zeugen, sind zum Sterben verurteilt. Da helfen auch furiose Kämpfe und außergewöhnliche Begabungen nicht. Professor Xavier und Magneto fassen daher einen verzweifelten Plan, um all diese Menschen zu retten. Mithilfe der Mutantin Shadowcat, die das Bewusstsein eines Menschen in seinen jüngeren Körper versetzen kann, wollen sie einen von ihnen fünfzig Jahre in die Vergangenheit schicken und den Lauf des Schicksals ändern. Dies ist mit hohen Risiken verbunden und nur Wolverine besitzt die Fähigkeit, daran nicht zu zerbrechen. Angekommen in der Zeit der schönen Autos und schrecklichen Frisuren fällt sein Blick gleich auf eine Lavalampe und es bleibt ihm ein kurzer Moment um sich zu orientieren, bevor der Ärger losgeht. Ihn erwartet keine leichte Aufgabe, muss er doch den Professor und Magneto nicht nur finden, sondern auch beide überreden mit ihm zusammen Mystique von einem Fehler abzuhalten, der das Ende aller Mutanten bedeuten könnte. Was für Wolverine doppelte Gefahr bedeutet, ist für den Zuschauer zweifacher Genuss, denn nun gibt es zwei Zeitebenen, auf denen die Mutanten agieren. In der Zukunft verteidigt die alte Garde seinen Körper und in der Vergangenheit können Xavier und Magneto nicht aufhören zu streiten. Es ist eine Freude, Patrick Stewart und Ian McKellen zusammen auf der Leinwand zu sehen. Die beiden verkörpern ihre Charaktere meisterhaft. Hugh Jackman hat in Wolverine die Rolle seines Lebens gefunden, auch wenn er in den Jahren merklich älter geworden ist. Lediglich Halle Berry als Storm ist verschenkt und tut nicht viel mehr, als die Augen zu rollen und in der Luft zu schweben. Schade. Umso schöner ist es, dass die neuen X-Men nahtlos in die Marvel-Welt passen. James McAvoy gibt einen fantastischen jüngeren Professor, der verbittert, unsicher, verlassen und verzweifelt ist mit dem passenden Zynismus und einigen großartigen Dialogzeilen. Michael Fassbender ist ein verletzlicher, zu allem entschlossener Magneto, der seine Vergangenheit nicht vergessen kann und Mystique, verkörpert von Jennifer Lawrence zerbricht beinahe an der Entscheidung, die sie treffen muss. Tötet sie Bolivar Trask, einen Industriellen, der an Mutanten experimentiert, werden die Mutanten ausgelöscht. Lässt sie ihn leben, sterben vielleicht etliche ihrer Freunde bei seinen Laborversuchen. Das hat eine enorme Wucht und wäre ohne kleine Seitenhiebe auf vorherige Filme und Ereignisse sehr finster geraten. Regisseur Bryan Singer weiß aber, was er tut und gibt den Zuschauern immer wieder kleine Verschnaufpausen, in denen er die Stimmung auflockert, etwa wenn die Gruppe um Wolverine auf Quicksilver trifft, einen herrlich respektlosen, gut gelaunten, coolen Teenager, der sich übermenschlich schnell bewegen kann, oder wenn Wolverine durch einen Metalldetektor geht und vergeblich wartet, dass dieser Alarm schlägt. In "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" stimmt die Mischung zwischen Action, leichter Unterhaltung und Story und darum macht der Film nicht nur Spaß, sondern auch Vorfreude auf den nächsten Teil der Reihe: "X-Men: Apocalypse".