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Kleine Kolumne zur Leipziger Buchmesse 2015

März ist Buchmessemonat - dieses Jahr fand die Leipziger Messe vom 12. bis zum 15. März statt. Und wie die Medien bereits berichtet haben, gab es erneut eine Steigerung der Besucherzahlen. 186.000 Menschen kamen auf das Messegelände, weitere 75.000 nahmen an Veranstaltungen im Rahmen der Leipzig liest-Aktion teil. Mit insgesamt 251.000 Besuchern hat sich die Messe also wieder einmal selbst getoppt – und zwar um 14.000 Personen.
Aber, genug der Zahlen. Diese können Sie überall lesen und hören, sobald die Messe am Sonntag ihre Tore schließt. Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche, das was uns Leser, Bibliophile, Worteverschlinger, Comicsüchtige und Textverrückte wirklich interessiert: Wie war die Stimmung? Wer war auf der Messe? Wer hat signiert? Wer hat gelesen? Wer hat diskutiert? Wie voll war es auf den Gängen und Ständen? Was gab es Neues zu sehen? Wer hatte das fantasievollste Cosplay-Kostüm?
Natürlich kann ich nicht alle diese Fragen beantworten und schon gar nicht in einer "kleinen Kolumne", jedoch werde ich Sie mitnehmen auf einen kleinen Exkurs über die Messe. Dass dabei Themen im Vordergrund stehen, die mich besonders interessiert haben, liegt in der Natur der Sache. Ich hoffe sehr, dass trotzdem für jeden etwas dabei ist.

Ist es schon wieder soweit?
Im fünften Jahr besuche ich nun die Leipziger Buchmesse. Vergleichbar ist das Ereignis mit Weihnachten. Zwar freue ich mich um Längen nicht so sehr auf das Weihnachtsfest, wie auf das Lesefest, wie die Messe immer wieder liebevoll betitelt wird, jedoch gibt es eine Gemeinsamkeit der beide "Feste". Sie kommen urplötzlich! Eine Vorbereitung scheint schlichtweg unmöglich. Und ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, die es bis zum ersten Buchmessetag wieder einmal nicht geschafft hat, das gesamte Programm durchzugehen. Nachdem ich diesen Fakt als feststehende Regel akzeptiert habe, ärgere ich mich allerdings auch nicht mehr darüber, wenn ich nahezu unvorbereitet durch die Hallen streife. Dieses planlose Schlendern hat auch seinen eigenen Reiz – es lohnt sich, es einfach mal selbst auszuprobieren. Dabei kann man einiges entdecken, was in dem sorgfältigen Plan - so man denn einen gemacht hätte - nicht vorgesehen wäre.

Kolumnenblockade
Zugegeben, die diesjährige Kolumne ging mir nicht leicht von der Hand - ich brauchte einige Zeit bis ich losschreiben konnte. Und ich bin mittlerweile dahinter gekommen, warum das so ist. Es würde mir leichter fallen, wenn ich etwas zu meckern hätte. Jedoch ... dieses Jahr war die Leipziger Buchmesse einfach rundum perfekt. Zumindest für mich. Habe ich mich letztes Jahr noch über die fehlende Bestuhlung der Fantasy-Leseinsel geärgert, ließen mich die fast bodentiefen Sitzbänke in Halle 2 nicht mehr nörgeln. Vielleicht lag es an den schwarzen Sitzpolstern, die überall verteilt lagen. Gab es die letztes Jahr etwa auch schon? Vielleicht lag es aber auch an dem Gesamtprogramm der Buchmesse und der wesentlich entspannteren Atmosphäre im Vergleich zum Vorjahr. Nachdem 2014 der Manga- und Comicbereich zum ersten Mal in Halle 1 "ausgelagert" wurde, war die Stimmung auf der Messe im Vorjahr eher verhalten. Das Ganze hatte einen bitteren Nachgeschmack, als würde die Messe plötzlich die bunten Cosplayer, die vielen jungen Besucher nicht mehr in ihren seriösen Hallen haben wollen. Aber die letztjährige Entscheidung hat sich als eine gute herausgestellt. Die neue Halle wurde hervorragend angenommen und es verteilten sich sowohl Cosplayer über die gesamte Messe, als auch Nicht-Cosplayer über die Fläche der Manga Comic Convention (MCC).

Comics in Leipzig
Halle 1 konnte mit einigen Neuigkeiten aufweisen. So hatten Tokyopop, Cross Cult und Splitter einen gemeinsamen Stand im vorderen Bereich und warteten mit einigen Künstlern auf, die fleißig signierten und zeichneten. Zusammen haben die drei Verlage die Webseite comic.de wieder zum Leben erweckt, auf dem deutschen Comicmarkt tut sich wirklich deutlich etwas! Auch Panini Comics war endlich wieder mit einem eigenen Stand vertreten und hatte Starzeichner und auch junge deutsche Künstler an Bord. Der Boom der Comics war an den Ständen der großen und kleinen Comic-Verlage sichtbar. Alle waren sie deutlich gut besucht, und zwar von Besuchern aller Altersgruppen. Mein Comic-Liebhaber-Herz schlug höher bei diesem Anblick. Nachdem dieses Jahr bereits viele nationale und internationale Zeichner von den Verlagen nach Leipzig geholt wurden, ist es nun umso aufregender wer nächstes Jahr dabei sein wird – bei dem Anstieg der Popularität von Comics in Deutschland. Tolle Aussichten!

Celebrities
Celebrities - auch hierzulande werden die Prominenten aus der Unterhaltungsbranche mittlerweile so betitelt - gibt es auf der Buchmesse an fast jeder Ecke. Ich möchte Denis Scheck frei zitieren, der sagte, die Leserschaft solle sich vor Büchern hüten, auf deren Cover der vermeintliche Autor oder die vermeintliche Autorinin abgebildet sind. Wer kennt sie nicht, die meist von Ghostwritern verfassten Biographien der Stars, die es erstaunlicherweise aber regelmäßig auf die Bestseller-Listen schaffen. Ist also doch was dran an diesem Lesestoff? Wenn ich ehrlich bin, möchte ich es gar nicht überprüfen. Weshalb ich mich auch auf der Messe meist nicht zu den Veranstaltungen begebe und hier somit auch nichts darüber berichten kann. Noch nicht einmal Heino ist mir über den Weg gelaufen.
Mit einer Ausnahme: Ireen Sheer saß freundlich strahlend am Wegesrand in einer der Hallen und hat mich mit ihrer positiven Ausstrahlung dann doch überzeugt. Sehr sympathisch und ohne Berührungsängste oder gar Allüren.

Meine ganz persönliche Lieblingsveranstaltung
2015 hatte das Lesefest mit unzähligen Autoren aus der ganzen Welt viel zu bieten. Ein ganz besonderes Glücksgefühl löste die Ankündigung, dass Patrick Rothfuss (Königsmörder-Chronik erschienen bei Klett-Cotta) auf der Messe sein würde, bei mir aus. Und ich hatte mich nicht zu sehr gefreut. Patricks Auftritte waren unvergesslich. Als einer der weltweit erfolgreichsten Autoren im Fantasy-Genre hat er mich mit seinem Charme, seinem Humor und seiner grandiosen (Lese-)stimme begeistert. Seine erste längere Lesung in Deutschland fand am Samstagabend in der Peterskirche statt. Sie wird sicher nicht nur bei mir als ein ganz besonderes Event in Erinnerung bleiben. In fünf Jahren Buchmesse war diese Veranstaltung die bisher schönste, an der ich teilnehmen durfte. Also - selbst wenn Sie keine Fantasy mögen sollten - falls Patrick Rothfuss in ihre Nähe kommt, gehen sie zu seiner Lesung! Es lohnt sich. Und seine Bücher sind ohnehin auch für Genreverächter eine Versuchung wert.

Nach der Messe, blablabla
Ob der vielen Veranstaltungen und der vielen Menschen, die ich jedes Jahr in Leipzig treffen durfte, sind die Nächte meist kurz und die Tage kilometerreich. Nach der Messe stellt sich kurz die Freude auf ruhige Nächte in den eigenen vier Wänden ein. Doch kaum ist man zu Hause angekommen, fehlt einem der Trubel, egal wie oft man selbst über die Menschenmassen genörgelt hat, als mal wieder ein Gang von der Security nur in eine Richtung freigegeben wurde. Fehlen einem die vielen lieben Menschen, die man auf der Messe trifft, kennenlernt, sieht, fotografiert. Fehlt einem das Messerauschen. Das ist dann die Zeit in der dann die hunderte Fotos sortiert, Mitbringsel durchstöbert, neue facebook-Freundschaften geschlossen und Wunschlisten aktualisiert werden.
Diese Nachwehen der Leipziger Buchmesse haben ihre ganz eigenen schönen Seiten, wenn sie auch etwas wehmütig machen. Aber bald ist ja schon wieder Weihnachten ...

Sandra Wiegratz, 19.03.2015