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Eine Atombombe in Karlsruhe...
Interview mit Karl Olsberg
Media-Mania.de: Guten Tag Herr Olsberg! Schön, Sie wiederzusehen. Bei unserem letzten Interview haben Sie mir verraten, dass Sie immer versuchen einen neuen, ungewöhnlichen Aspekt in Ihre Handlung einfließen zu lassen. Bei „Der Duft“ war es der Geruchssinn. Was ist es bei Ihrem neuen Buch „Schwarzer Regen“?

Karl Olsberg: Bei „Schwarzer Regen“ bin ich soweit gegangen, dass das, was in einem Thriller normalerweise nicht passieren darf, geschieht: Die große Katastrophe, die am Ende meist verhindert wird, findet tatsächlich statt. Das heißt, mitten in der Geschichte explodiert die Bombe und es geht in der Folge eigentlich darum, warum sie explodiert ist, was dahinter steckt und wie es das Land verändert.

Media-Mania.de: In Ihrem Buchtrailer findet sich ein Zitat des damaligen Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble wieder, der im Herbst 2007 sagte „Viele Fachleute sind inzwischen überzeugt, dass es nur noch darum geht, wann ein solcher Anschlag kommt, nicht mehr, ob.“. Halten Sie es für sehr wahrscheinlich, dass Deutschland das Ziel eines Atomanschlags werden könnte?

Karl Olsberg: Ich weiß nicht, ob es in Deutschland passiert, das hat – glaube ich – Herr Schäuble so nicht gemeint. Die Experten sind sich einig, dass die terroristischen Netzwerke versuchen, in den Besitz von atomaren Sprengkörpern zu kommen. Das können ganze Atombomben sein. Ich bin relativ sicher, dass das möglich ist. Ich hoffe nicht, dass es passiert. Es können natürlich auch schmutzige Bomben sein, also Uran- und Plutonium-verseuchte konventionelle Bomben. Ich persönlich bin nach allem, was ich inzwischen darüber weiß, fast verwundert, dass es noch nicht passiert ist, weil es so viele undichte Stellen in diesem ganzen System der atomaren und nuklearen Waffen gibt – gerade auch nach dem Zerfall der Sowjetunion.Es ist eigentlich ein großer Glücksfall, dass Al-Qaida bisher noch nicht im Besitz einer Bombe ist... oder sie vielleicht noch nicht eingesetzt hat.

Media-Mania.de: Wie sollte die Al-Qaida an eine Atombombe gelangen?

Karl Olsberg: Wenn man sich nur einmal überlegt, was nach dem Zerfall der Sowjetunion alles passiert ist: Da waren die Atombomben in neun verschiedenen Ländern stationiert, die plötzlich unabhängig wurden. Die wurden zurückgegeben an Russland, aber wer wusste denn zu diesem Zeitpunkt überhaupt, wie viele Sprengköpfe es gab und wo die alle waren? Ich persönlich glaube nicht, dass da überall absolute Transparenz herrschte. Selbst Alexander Lebed, der früher General der russischen Armee war, hat in einem Fernsehinterview gesagt, er weiß von 100 so genannten Kofferbomben, also relativ kleinen, transportablen Atombomben, von denen die Armee zumindest nicht mehr weiß, wo sie sind. Ob irgendjemand weiß, ob sie in Sicherheit sind, konnte er nicht sagen. Ich finde, das hat schon eine ganze Menge zu heißen und das ist nur eine Facette des sehr unübersichtlichen Spiels. Wenn man komplexe Organisationen kennt – und ich bin ja Unternehmensberater und kenne die – dann weiß man, da gibt es immer undichte Stellen. Da gibt es immer Lücken, bürokratischen Schlendrian, wo dann Dinge verschwinden oder nicht richtig gezählt werden. Daraus folgt, dass mit Sicherheit irgendwo auch ein Schwarzmarkt für dieses Material existiert.

Media-Mania.de: Ihre Geschichte nach dem Anschlag wird durch den Begriff „Zorn“ deutlich geprägt. Sehr schnell wird der Anschlag Islamisten zur Last gelegt und eine rechtsradikale Bewegung nutzt den Anschlag aus, um Anhänger für sich zu finden. Wo sehen Sie die Wurzeln für eine solche Folgebewegung?

Karl Olsberg: Ich denke die Wurzeln sind ja leider Gottes offensichtlich vorhanden. Es gibt ja auch jetzt schon eine ganze Menge latenten Zorn. Die Menschen neigen dazu, einen Schuldigen zu suchen, wenn es ihnen schlecht geht. Im Zweifel sind es die Politiker, die Regierung oder es könnten natürlich auch Ausländer sein oder wie in diesem Fall Terroristen, die mit Ausländern gleich gesetzt werden. Ich denke, latent ist dieses Gefühl, diese Bewegung, schon da. Meine Befürchtung ist, dass die Volksseele sozusagen überkochen könnte, wenn eine solche Katastrophe passiert und ein Schock von außen kommt. . Meine Hoffnung ist natürlich, dass dann mäßigende und vernünftige Kräfte das wieder eindämmen.

Media-Mania.de: Welche Auswirkungen könnte so ein Anschlag auf Deutschland und die ganze Welt haben? Was würde es für Menschen und Umwelt bedeuten?

Karl Olsberg: Das wäre natürlich eine Katastrophe. Man hat es ja damals bei Tschernobyl gesehen, dass die Folgeschäden jahrelang zu spüren waren. Das wäre sicherlich bei einem atomaren Anschlag ähnlich. Ich habe in dem Buch nicht im Detail darüber geschrieben, was alles wo noch verseucht werden würde. Aber es ist ja vollkommen klar, wenn eine solch gigantische Bombe explodiert und tausende Tonnen radioaktiv verseuchtes Material in den Himmel geschleudert werden, würde sich das über eine sehr große Fläche verteilen. Das würde sicherlich zu etlichen Folge- und Spätschäden führen. Man hat es ja in Hiroshima und Nagasaki gesehen, dass die Menschen teilweise noch zwanzig bis dreißig Jahre nach der Katastrophe erkrankt und gestorben sind. Das hätten wir dann sicherlich in ähnlicher Form auch.

Media-Mania.de: Okay, „Schwarzer Regen“ ist nun auf den Markt gekommen. Haben Sie schon ein nächstes Buchprojekt geplant?

Karl Olsberg: Das nächste Buch ist schon geschrieben und ist zurzeit im Aufbau Verlag in Prüfung. Ich kann und darf darüber noch nichts verraten. Aber es wird auf jeden Fall wieder eine andere Geschichte werden, also keine Fortsetzung von etwas.

Media-Mania.de: Thriller oder Sachbuch?

Karl Olsberg: Guter Hinweis. Das, wovon ich gerade gesprochen habe, ist der nächste Thriller. Es wird zusätzlich ein Sachbuch geben, das auch schon fertig ist und im Frühjahr erscheint. Das Buch beschäftigt sich mit den Themen, die ich auch schon in „Das System“ angerissen habe, die auch ganz leicht in „Schwarzer Regen“ anklingen. Nämlich der Kontrollierbarkeit der technologischen Entwicklung. Es heißt „Schöpfung außer Kontrolle“ und der Titel sagt eigentlich auch schon, worum es geht: Nämlich darum, dass wir das, was wir schaffen – unsere Technologie – nicht mehr kontrollieren, sondern eher umgekehrt sie uns kontrolliert.

Media-Mania.de: Dann bedanke ich mich recht herzlich für das Interview und wünsche Ihnen viel Erfolg mit den Büchern.

Karl Olsberg: Ganz herzlichen Dank!



Frankfurter Buchmesse 2009, am Stand der Aufbau Verlagsgruppe

Rezension zu Schwarzer Regen
Geführt von Vera Schott am 13.10.2009