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Sarah Wiener im Gespräch
Interview mit Sarah Wiener
Media-Mania.de: Guten Tag, Frau Wiener!
Gerade ist Ihr drittes Buch "La Dolce Wiener" in der Verlagsgruppe Droemer Knaur erschienen. Ihre Kollegen, die gerade durch das Fernsehen in den letzten Jahren sehr populär geworden sind, veröffentlichen ihre Bücher meist bei Verlagen mit dem Schwerpunkt Kochen wie beispielsweise Zabert Sandmann. Wieso haben Sie sich für Droemer Knaur entschieden?


Sarah Wiener: Das ist bei mir immer auch eine leichte Bauchentscheidung und eine persönliche Sache. Ich arbeite gerne mit den Menschen von Droemer Knaur zusammen, weil ich glaube, dass sie meinen Qualitätsanspruch erfüllen. Das ist ein Geben und Nehmen, ein Miteinander, das sehr angenehm ist, und vor allem, weil sie individuelle und unverwechselbare Bücher machen. Jedes Buch ist anders und das sieht man auch. Es hat eine andere Handschrift, einen anderen Designer. Es steckt sehr viel Liebe und Detail in diesen Büchern und deswegen bin ich bei Droemer Knaur.

Media-Mania.de: Da Sie gerade von Qualität reden - Sie achten ja auch sehr auf die Verwendung von Bio-Lebensmitteln. Gibt es einen Unterschied, ob man seine Bio-Lebensmittel im normalen Supermarkt, im Naturkostladen oder direkt beim Bauern kauft?

Sarah Wiener: Wenn der Bauer gerade geerntet hat, gibt es natürlich einen Unterschied, denn dann sind die Lebensmittel nicht überlagert. Wenn ich den Bauern kenne und weiß, wo er seine Felder hat, dann würde ich immer beim Bauern - direkt beim Produzenten - kaufen. Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen Bio und Bio und das ist das Label. Es gibt Zertifizierungen, die bestimmte Richtlinien erfüllen.
Da gibt es das EU-Bio, das sozusagen der Bodensatz der Bio-Bewegung ist. Dann gibt es hochklassige, zertifizierte Bio-Label wie Demeter oder Bioland. Das heißt, sie haben strengere Richtlinien. Sie haben weniger Medikamente eingesetzt oder benutzen weniger Zusatzstoffe, als die normalen Bio-Richtlinien bestimmen. Demeter hat ja auch das Prinzip, dass in einem Hof ein Kreislauf sein muss. Vom Dünger des Viehs bis zum Feld ist das alles ein Kreislauf. Viele Biohöfe haben das nicht mehr. Die sind ja schon fast Monopolhöfe, die dann auch mal 2000 oder 3000 Rinder haben können.
Bio ist nicht Bio. Bio ist aber das strengste, kontrollierteste, zertifizierteste Lebensmittel-Label. Bio garantiert mir einen gewissen Standard an Tierschutz und Umweltvertraeglichkeit (gesunde Böden, sauberes Grundwasser ect..)"- Das ist so wichtig wie artgerechte Tierhaltung!

Deswegen bin ich ein Bio-Verfechter.

Media-Mania.de: Mit Ihrer Stiftung (http://www.sarah-wiener-stiftung.org) setzen Sie sich für eine gesündere Ernährung von Kindern ein. Was neben der Qualität der Lebensmittel ist für Sie noch wichtig für eine gesunde Ernährung?

Sarah Wiener: Ich glaube, selber kochen ist schon einmal das A und O. Man sollte keine zu stark verarbeiteten Lebensmittel nutzen, sondern wirklich aus den Grundnahrungsmitteln etwas machen. Das ist für mich sozusagen das erste unter den zehn Geboten.
Dann gibt es Dinge, die ich mir wünschen würde. Wenn ich Ernährungspäpstin wäre, würde ich die natürlich mit einer größeren Inbrunst deklarieren als ein normaler Mensch: Wie sind diese Teile erzeugt worden? Wo sind sie erzeugt worden? Sind es regionale Produkte? Sind es saisonale Produkte? Dann geht's um die Feinheiten: Wie abwechslungsreich ernähre ich mich? Was ist es für eine Jahreszeit? Was wächst wann?
Am Ende steht natürlich: Wie sehr übe ich Disziplin auf mich selbst aus bzw. wie sehr gebe ich mich dem Genuss hin? Das sind die Sachen, mit denen ich dann jongliere. Ich selbst bin auch manchmal gierig und maßlos und muss mich dann erst wieder einbremsen. Es gibt nichts Langweiligeres als eine langweilig gelebte Askese, die einer Norm folgt. Ich glaube, das wichtigste Gebot bei der Ernährung ist: Iss, was du willst, und hör auf dich selber!

Media-Mania.de: Gab es für Sie einen bestimmten Moment, in dem Sie gesagt haben "So geht das nicht mehr weiter, ich gründe eine Stiftung!" oder wann kam Ihnen die Idee, die Sarah Wiener Stiftung zu gründen? Wer hat Sie unterstützt?

Sarah Wiener: Ich wollte nicht nur kritisieren, sondern auch etwas Positives, Sinnvolles schaffen. Die Idee einer Stiftung hatte ein Freund mit mir besprochen. Ich habe dann Mitgründer gesucht- und ein paar engagierte Menschen und Mitstreiter gefunden.

Media-Mania.de: Sie haben in Berlin vier Restaurants, in denen Ihre Gäste verwöhnt werden. Aber was kochen Sie privat?

Sarah Wiener: Je nach Wetter, Angebot, Zeit... Immer etwas anderes.

Media-Mania.de: Dann bedanke ich mich recht herzlich für das Interview und wünsche Ihnen noch viel Erfolg!



Interview geführt auf der Frankfurter Buchmesse, am Stand der Verlagsgruppe Droemer Knaur.


Rezension zu "La Dolce Wiener"
Geführt von Vera Schott am 13.10.2009