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Als Deutschlands selbst ernannte meiste Band der Welt, Knorkator, in der ersten Hälfte des Jahres bekannt gab, dass sie sich auflösen würde, da war der Aufschrei … na ja, nicht vorhanden, denn die Berliner Chaoten durften noch nie als großer Stern am musikalischen Firmament gelten. Was schade ist, denn die Mischung aus Metal mit genial absurden Texten und wahnwitzigen Live-Auftritten ist in dieser Form einzigartig und macht einfach unglaublich viel Spaß. Wer könnte je so bescheuerte Songs wie "Mich verfolgt meine eigene Scheiße", "Ich bin ein ganz besond’rer Mann", "Ich lass mich klonen" oder "Ich hasse Musik" vergessen, die einerseits zum Lustigsten gehören, was das deutsche Liedgut je hervorgebracht hat, und andererseits aber immer noch gut tanzbar sind?
Der Laie wird sich an Knorkator wahrscheinlich höchstens noch von ihrem Auftritt beim Grand Prix 2000 erinnern, bei dem sie deutschlandweit für Aufruhr sorgten. Doch darüber hinaus waren die Berliner stets nur einem erlesenen Kreis von Fans bekannt, spielten bei ihren Touren durch Deutschland meist nur in kleineren Clubs. Dies findet mit ihrer Abschlusstournee und der DVD "Weg nach unten" aber nun sein Ende. Warum hören die alten Säcke - Gitarrist Buzz Dee ist ja schließlich schon über fünfzig - dann eigentlich jetzt schon auf, wo die Kilmisters und Jaggers dieser Welt noch weitermachen? Nun, Bandchef Alf Ator geht nach Thailand, um dort Reisbauer oder Immobilienmakler zu werden, Sänger Stumpen hat keine Lust mehr, irgendwann muss halt einfach mal Schluss sein. Die eigentlichen Gründe lauten natürlich ein bisschen anders, aber so äußert sich die Band in dem knapp zwanzigminütigen Interview, das auf der einen DVD von "Weg nach unten" zu finden ist. Wer dabei aber eine chaotisch-spaßige Produktion erwartet wie noch auf dem letzten Bildträger "Zu alt", der liegt daneben. Die Band gibt sich diesmal ernst, ein bisschen melancholisch und wohlartikuliert, womit auch der letzte Zweifel ausgeräumt sein sollte, dass es sich hier um eine Truppe aus Rüpeln handelt, die über nichts anderes als Scheiße singen können.
Wie anders Knorkator wirklich können, zeigen sie auf dem ersten der beiden Konzerte, die für diese DVD mitgeschnitten wurden. Dabei handelt es sich nämlich nicht um einen normalen Gig der Truppe, sondern um einen Mitschnitt der dieses Jahr durchgeführten "An Plakt"-Tour, in der die Stromgitarren mal größtenteils im Schrank stehen gelassen wurden und der arme Alf Ator auch mal tatsächlich live in die Tasten eines Keyboards greifen musste, wo es sich bei normalen Konzerten sonst immer nur um Attrappen handelt. In reizenden Abendkleidern leitet Stumpen so durch viele Klassiker des knorkatorianischen Liederkanons, von "Es kotzt mich an" über die köstliche Marley-Interpretation "Ich erschoss den Kommissar" bis zum "Weg nach unten". Ihrer Metal-Basis beraubt und neu interpretiert, erhalten alle diese Songs auf einmal einen völlig neuen Groove. So werden aus lauter Rockmusik fetzige Jazznummern, Tangos oder Hillbilly-Countrymusik - ein Fest für Knorkator-Fans und all jene, die die Texte der Band schon immer lustig, die Musik aber zu laut fanden.
Das zweite Konzert auf der zweiten DVD ist dann jedoch ein ganz normales. Hier zieht sich der Stumpen wieder halbnackt aus und turnt mit erstaunlicher Energie über die Bühne, hier stiefelt Alf auf unglaublichen Plateau-Schuhen durch die Gegend und verkloppt sein Publikum mit Schaumstoffkeulen, während Buzz Dee wie gewohnt keine Miene verzieht und Nick und Tim an Schlagzeug und Bass alles geben - das sind Knorkator, wie man sie kennt und liebt. Umso größer ist das nagende Gefühl im Hinterkopf, dass dies wahrscheinlich das Letzte ist, was die Band jemals hervorbringen wird. Ein neuer Song, der von Alfs Sohn Tim Tom gesungen wird, liegt auf den DVDs noch als Video bei und das war’s, danach ist Schluss. Da sieht man dann als Fan vor Melancholie auch gerne über die Mängel dieser Produktion hinweg, etwa den fehlenden Surround-Sound und die minimalen Abweichungen zwischen Ton und Bild. Denn diese DVD ist für die Fans gemacht, ein Abschiedsgeschenk der größten kleinen, sprich der meisten deutschen Rockband überhaupt. Und es ist ein sehr gelungenes. So sollte man den Abschied dann auch nicht mit einer Träne im Auge begehen, sondern lachend - anders würden es Alf, Stumpen, Buzz Dee, Nick und Tim sicherlich auch nicht wollen.