Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bedienung | |
Bildqualität | |
Extras | |
Glück | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Spielregel | |
Strategie | |
Ton | |
Mit "Die Siedler - Aufbruch der Kulturen" trennt Ubisoft erstmals die Siedler-Reihe explizit in Traditions- und Evolutionsspiele; diesen Hinweis findet man bereits auf der Verpackung, ebenso die Anmerkung, dass sich dieser Siedlerteil nach dem Regelwerk von Siedler III richtet. "Aufbruch der Kulturen" orientiert sich demnach an den alten Siedlerteilen, was ja zunächst ganz vielversprechend klingt.
Nicht ganz klar wird dabei, an wen sich das Spiel richtet - alte Hasen, die bereits mehrere Siedler-Games gespielt haben, werden in diesem Teil eindeutig zu wenige Neuerungen vorfinden. Innovationen sucht man hier, bis auf ein paar kleine Details, eigentlich vergeblich, doch dazu später mehr.
[imgleft]images/UploadGrafiken/siedler1.jpg[/imgleft] Wer aber noch nie mit den kleinen wuseligen Männchen gespielt, Gebäude errichtet, Wege und Produktionsketten angelegt und Kriege geführt hat, der dürfte mit diesem PC-Spiel zunächst überfordert sein. Denn "Die Siedler - Aufbruch der Kulturen" setzt Kenntnisse bei Strategiespielen weitestgehend voraus, was sich vor allem darin zeigt, dass es keine Einführungslevel und kein Tutorium gibt. Zwar meldet sich in den Levels hin und wieder ein Fenster mit Tutorial-Tipps, aber das dürfte Neulingen auf diesem Gebiet nicht wirklich weiterhelfen. Nur der erste Level verläuft friedlich, bereits bei der zweiten Kampagne wird man in Kampfhandlungen verwickelt, wenn man nicht schnell genug spielt, was für unerfahrene Spieler deutlich zu schnell sein dürfte.
Drei Völker stehen bei "Siedler - Aufbruch der Kulturen" zur Verfügung: die Bajuwaren, also Bayern, Schotten und Ägypter. In der Kampagne, die mit elf Missionen das Herzstück des Spiels darstellt, spielt man automatisch mit den Bajuwaren, was nicht jedem gefallen wird, da das kleine Völkchen doch sehr klischeehaft und bemüht witzig designt wurde. Im Klartext: Die Bajuwaren produzieren Weißbier und Brezeln, ziehen mit geschmückten Ochsen durch die Straßen und auch ihr Hauptquartier wirkt direkt wie aus dem bayrischen Wald ins Spiel versetzt, inklusive Blumenkästen vor den Fenstern. Sie sprechen in den Zwischensequenzen auch mit stark bayrischem Akzent, was leider sehr bemüht witzig wirkt und im Ergebnis eher nervig ist, auch wenn die Sprachausgabe zumindest von den Stimmen her recht gelungen ist.
[imgright]images/UploadGrafiken/siedler2.jpg[/imgright] Die Story der Kampagne ist nicht herausragend, aber doch ganz witzig: Der Gott Olympus möchte die Menschen auf die Probe stellen, was sich während der gespielten Kampagne in unterschiedlichen Aufgabenstellungen ausdrückt - zum Beispiel müssen für die olympischen Spiele 60 Liter Bier gebraut und fünf Festungen als Unterkunft errichtet werden. Andere Götter und Menschen versuchen, diese Pläne zu vereiteln und mischen kräftig mit, um die Bajuwaren an der Erfüllung der Aufgaben zu hindern. Mit steigendem Level werden die Aufgaben anspruchsvoller; so müssen beispielsweise Verbündete geschützt werden, was dann schon nicht mehr so leicht ist und durchdachter Planung bedarf. Durch die angebotenen drei Schwierigkeitsgrade hat man die Möglichkeit, verhältnismäßig bequem ans Ziel zu kommen, weil zum Beispiel beim leichtesten Spiel die Bergwerke keine Nahrungsmittel benötigen und man zu Beginn des Spiels viele Ressourcen zur Verfügung hat.
Neben der Kampagne hat man natürlich auch noch die Möglichkeit, frei zu spielen. Hier hat man dann alle drei Völker zur Auswahl. Schotten, Bajuwaren und Ägypter unterscheiden sich optisch und strategisch voneinander - während zum Beispiel die Schotten aggressiv und kämpferisch sind, aber ihre Produktion nur schwer in Gang kriegen, sind die Bajuwaren gesundes Mittelmaß; die Stärke der Ägypter liegt in der Produktion von Waren. Auch die Produkte unterscheiden sich geringfügig; so haben die Bajuwaren Weißbier, die Ägypter Milch - sie können auch als einzige Käse produzieren - und die schottischen Soldaten trinken mit Vorliebe Whisky.
Die Grafik dürfte durchaus Geschmackssache sein - während zum Beispiel die Anno-Reihe aus dem Hause Sunflower auf Realismus und Detailreichtum setzt, hat sich Ubisoft weiterhin für eine cartoonhafte Darstellung entschieden. Die kleinen Siedler-Figürchen sind durchaus knuddelig - die Bajuwaren ähneln frappierend Gartenzwergen, aber sie sind auch nicht besonders aufwändig oder hübsch geraten. Mit ihren Knollnasen und den rundlichen Formen wirken sie sehr kindlich. Das ist nett, aber nicht besonders liebevoll oder aufwändig gemacht; allzu schnell sieht man sich satt an den Figuren, die fast alle gleich aussehen. Im Gegensatz zu den Siedlern selbst wirken aber die Gebäude hübsch designt und abwechselungsreich.
[imgleft]images/UploadGrafiken/siedler3.jpg[/imgleft] Ein ganz großer grafischer Reinfall sind leider die computergenerierten Figuren, die in den Zwischensequenzen des Spiels auftauchen und Dialoge führen. Hier fühlt man sich geradezu von Ubisoft auf den Arm genommen, denn die grobschlächtigen animierten Charaktere wirken keinesfalls zeitgemäß. Sie sind lieblos gestaltet - oder sagen wir es offen: hässlich - und bewegen sich während der kompletten Sequenzen schaukelnd von links nach rechts; eine Mimik besitzen sie nicht, beim Sprechen bewegen sich nicht einmal die Lippen. So etwas möchte wirklich keiner mehr sehen! Nervig auch: Die Zwischensequenzen unterbrechen den Spielfluss verdammt oft; gerade hat man überlegt, wo man ein Gebäude platzieren möchte, da kommt der nächste Einspieler, der die Story dann nicht wirklich voran treibt.
Das größte Problem dieses Spiels ist aber sicherlich, dass es kaum Neuerungen gibt. Wie zuvor baut man rasch eine funktionierende Siedlung mit Infrastruktur und genug Waren auf und führt dann gegebenenfalls Krieg gegen seine Computergegner. Dadurch, dass die Grafik nicht vollends überzeugen kann, ist das einfach zu wenig. Bei anderen Spielen dieses Genres macht es wenigstens Spaß, die Landschaft, die Tiere und die geschäftigen Menschen zu beobachten, hier ist dieser Spaß doch relativ dürftig ausgefallen, es sei denn, man hat keine hohen Ansprüche an die Grafik.
Die Produktionsketten sind ebenfalls recht einfach geraten und bieten kaum Innovationen. Kleine Goodies wie die erwähnten Salzbrezeln sind zwar eine nette Idee, aber das reicht noch lange nicht an die Komplexität anderer Simulationen heran, wo man ganz schön auf Trab gehalten wird, um die Bedürfnisse der Bewohner zu erfüllen. Die Siedler entwickeln sich nicht weiter, sie machen keine Zivilisationsstufen durch und ihre Bedürfnisse steigen nicht an. Wer sich schon immer gefragt hat, wo sie leben - man weiß es nicht, denn es werden wie gehabt keine Wohnhäuser errichtet, nur die üblichen Produktions- und Militärgebäude, die man übrigens nicht drehen kann, so dass sie auf der Karte alle nach vorne ausgerichtet sind und auch nur in einer Richtung an die Straßen angeschlossen werden können.
Neu ist immerhin die so genannte "Online-Lobby"; hier kann man eigene Siedler-Avatare kreieren und sich die Zeit mit Minispielen vertreiben bis zur nächsten Mehrspieler-Kampagne über das Internet.
Fazit: "Die Siedler - Aufbruch der Kulturen" ist etwas für eingefleischte Siedler-Fans, die das alte Siedler-Feeling nicht missen möchten, und für Anfänger, die sich zutrauen, sich durch die ersten Schwierigkeiten allein durchzukämpfen. Im Vergleich zu anderen Spielen auf dem Markt wirkt das Spiel vor allem grafisch etwas dürftig. Die bemüht witzige Kampagne mit bayrisch gefärbten Dialogen wird manchen Spielern sicher sehr gefallen, andere werden eher genervt davon sein. Leider keine bahnbrechenden Neuerungen - hier hätte man sich eindeutig mehr erwartet, schließlich kann sich auch ein beliebter Klassiker wie "Siedler" nicht ewig auf seinen Lorbeeren ausruhen.