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Adventure-Games für Nintendo DS erfreuen sich schon seit längerem einer Hochkonjunktur und das nicht ohne Grund:
Visual novels wie "Hotel Dusk: Room 215" haben diese für Nintendos Handheld endgültig salonfähig gemacht und beweisen, dass man dem ungerechten Beigeschmack einer Kleinkinderkonsole zum Trotz auch auf Nintendo DS in die Welt der Mordfälle und ungelösten Verbrechen eintauchen kann. Mit "Unsolved Crimes - Tatort New York City" schickt sich Eidos an, nun auch auf diesem Genresektor Fuß zu fassen.
Der Spieler übernimmt die Rolle eines jungen Detective, der frisch gebacken von der Akademie direkt in den alltäglichen Wahnsinn der New Yorker Mordkommission von 1976 gestoßen wird. Zusammen mit seiner Partnerin Marcy Blake stürzt er sich auf jeden Mordfall, den der
Big Apple zu bieten hat. Egal ob ein Universitätsprofessor tot in seinem Büro aufgefunden wird, ein wichtiger Zeuge in einem Gerichtsprozess auf mysteriöse Weise im Krankenhaus dahinscheidet oder der zerstückelte Körper einer jungen Frau in einer billigen Absteige in Chinatown Grund genug ist, den Notruf zu wählen - New York City greift auf ein schier unerschöpfliches Reservoir an Todesfällen zurück, welche der Aufklärung durch den Spieler bedürfen. Eine Prise Dramatik fügen die Entwickler mit der Entführung von Marcys Schwester, dem Model Betsy Blake, hinzu; so kommen zwischen manchen Mordfällen Sonderermittlungen ins Spiel, in denen der Spieler die Spur des verschwundenen Models aufnimmt. So darf er etwa die Wohnung eines Verdächtigen nach aussagekräftigen Hinweisen durchsuchen oder hat wenige Sekunden Zeit, sich Kennzeichen und Farbe eines flüchtigen Wagens zu merken, bevor das Fahrzeug entkommen kann.
Das klingt doch nach einem richtig spannenden, ja geradezu reißerischen Titel für Nintendos Dualscreen-Handheld, nach etwas, das die Besitzer eines NDS allzu selten serviert bekommen und das die Ketten der Kindlichkeit, in welche die Konsole dank der Casual-Games-Lawinen geschlagen wurde, einmal mehr zu lockern vermag. Genauso präsentiert sich "Unsolved Crimes - Tatort New York City" - zumindest in den ersten Levels: In den jeweiligen Mordfall führt ein kurzes Intro ein, dessen Gestaltung Lust auf mehr macht. Auf dem Revier erhält der Spieler einen Überblick über die der Mordkommission bekannten Fakten: Verdächtige werden präsentiert und deren Aussagen zu Protokoll genommen, Beweise sichergestellt und Indizien aufgenommen und eine erste Möglichkeit des Tathergangs dargeboten. Danach geht es an den Tatort selbst, wo es nun gilt, die Aussagen der Verdächtigen zu hinterfragen, bisher unentdeckte Beweise und Belastungsmomente sicherzustellen oder Blutspuren mit Luminol nachzuweisen. Fortschritte in den Ermittlungen werden durch das richtige Beantworten von Fragen, welche Kollegin Marcy stellt, erzielt: Anhand der Aussagen, Spuren und Indizien muss auf ihre Vermutungen richtig geantwortet werden, um im Fall weiterzukommen. Dies geschieht hauptsächlich in Form von Multiple-Choice-Fragen, aber manchmal muss man die Antwort auch über eine Touchscreen-Tastatur eintippen oder auf eine bestimmte Verdächtigkeit am Tatort oder in den Aussagen hinweisen. Wird dreimal eine falsche Antwort gegeben, heißt es "Game over!" für die Ermittlung und der Spieler kann seine Marke abgeben respektive den Fall neu starten.
Fesseln die Fälle den Spieler anfangs noch vor den Touchscreen, so verliert "Unsolved Crimes" in der zweiten Hälfte an Spannung, bedingt durch den sich stets wiederholenden Aufbau der Missionen. Allzu bald hält die Routine Einzug in die Mordfälle, der starren Struktur fehlt es an Abwechslung. Der steifen Abfolge der Fälle - erst Einweisung auf dem Department, dann ab zum Tatort herumschnüffeln und Fragen beantworten, zwischendurch immer wieder aufs Revier zurück, um dem Chef Zwischenberichte abzuliefern - begegnet der Spieler erst mit Ermittlungsehrgeiz, doch schon nach der Hälfte der Fälle wandelt sich dieser in Untersuchungsmonotonie um. Mit dem roten Faden der Entführungsgeschichte und den damit verbundenen, stellenweise eingestreuten kurzen Sonderermittlungen bewirken die Entwickler genau das Gegenteil ihrer Intention, anstelle kurzweiliger Abwechslung erhält der Spieler merklich aufgesetzte Zwischenmissionen. Auch die Fragen sind nicht immer vollkommen ausgewogen, manche Fragen schränken die Eigeninitiative des Spielers zu stark ein, während andere wiederum länger ihrer Beantwortung harren, weil die Fragestellung nicht eindeutig genug formuliert wird. Damit kein falsches Bild aufkommt: Im Gesamten betrachtet können die Fälle zweifelsohne unterhalten und den Spieler für längere Zeit vor die beiden Bildschirme des Nintendo DS fesseln und auch die Fragen sind größtenteils gut ausgearbeitet. Doch etwas mehr Abwechslung hätte dem Game gewiss nicht geschadet ?
Die Steuerung geht sehr gut von der Hand, zum Umschauen und Herumgehen am Tatort stehen wahlweise Steuerkreuz und Tasten oder der Touchpen zur Verfügung. Im Zusammenhang damit muss die grafische Leistung des Spiels erwähnt werden: Der Spieler betrachtet den Tatort aus der Ego-Perspektive und kann sich dort dank 3D-Darstellungen frei bewegen. Zwar weisen manche Texturen eine zu pixelige Oberfläche auf, alles in allem haben die Entwickler ihre Sache jedoch sehr gut gemacht, zumal die Räume sehr gut ausgenutzt wurden, um etwa Beweise und Indizien zu verstecken, und man sich zeitweise sehr genau umsehen muss, um alle Spuren zu entdecken. Leider beschränken sich die Räume, in denen der Spieler agieren kann, in der Regel auf ein bis zwei Zimmer; die Möglichkeit, ein ganzes Haus oder auch das Miteinbeziehen eines zweiten Tatortes in Betracht zu ziehen, wurde leider nicht genutzt.
Mit "Unsolved Crimes - Tatort New York City" liefert Eidos ein spannendes Adventure-Game ab, welches leider zu viele Lücken aufweist, als dass eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden kann. Auch die Tatsache, dass die Atmosphäre der Siebziger Jahre auf der Strecke bleibt, ist sehr bedauerlich. Für alle aber, welche schon immer ihre mit "CSI" und "Columbo" angelernten Ermittlungsfähigkeiten mit einem Touchpen ausleben wollten, wurde hier ein durchaus gutes, aber nicht billiges Ventil programmiert.