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Im kaum einem anderen Land werden ausländische Filme so aufwändig synchronisiert wie in Deutschland. Statt die fremdsprachigen Filme lediglich mit Untertiteln zu versehen, wie es in vielen anderen Ländern der Fall ist, bemüht man sich hierzulande um eine ordentliche deutsche Vertonung. Wenngleich eine erschreckende Tendenz in den letzten Jahren zu erkennen ist, Sprecher nicht mehr nach Talent und Können, sondern nach B-Prominenz auszuwählen, kann die deutsche Synchronisation immer noch als eine der professionellsten und aufwändigsten weltweit betrachtet werden.
Wer aber sind jene Menschen, die den Stars aus dem Ausland ihre prägnanten Stimmen leihen? Wie sehen sie aus, welchen Werdegang haben sie hinter sich, welche Schauspieler haben sie auf Deutsch verkörpert? Antworten darauf gibt ein Lexikon der besonderen Art, nämlich das Buch "Stars und ihre Stimmen" aus dem Schüren Verlag. Autor Thomas Bräutigam, Literatur- und Medienwissenschaftler, stellt darin mehr als dreihundert Synchronsprecher vor und listet ihre Sprechrollen auf.
Mit Vorworten von Schauspieler und Synchronsprecher Friedrich Schoenfelder sowie Bräutigam selbst beginnt das über vierhundert Seiten starke Buch. Es folgt eine inhaltlich fundierte Einführung in das Thema: Die Geschichte der Synchronisation ist ebenso Gegenstand dieser Einführung wie die dazu benötigte Technik und ein Einblick in diese Arbeit. Zudem erfährt der Leser mehr über die aktuelle Situation der Synchronisation, wobei unter anderem die bereits erwähnte Unart, aus Film und Fernsehen bekannte Laiensprecher für Synchronarbeiten zu verpflichten, angesprochen wird.
Es folgt die alphabetische Auflistung der deutschen Synchronsprecher, deren Stimmen einem immer wieder in Fernsehen und Kino, aber auch bei Hörspielen begegnen. Von dem bereits verstorbenen Curt Ackermann, der unter anderem Cary Grant seine Stimme lieh, über den wohl derzeit bekanntesten deutschen Synchronsprecher David Nathan bis hin zu Wolfgang Ziffer, einem vor allem aus Zeichentrickfilmen bekannten Sprecher, sind nahezu alle wichtigen Synchronsprecher Deutschlands in diesem Buch vertreten. Zu jedem Sprecher und jeder Sprecherin gibt es Informationen zum Werdegang, zu gesprochenen Rollen und den wichtigsten Filmen, an denen mitgewirkt wurde. Immer wieder finden sich sogar Fotos, so dass man mit den bekannten Stimmen endlich auch ein Gesicht verbinden kann.
Um die Suche nach dem Sprecher eines bestimmten Stars zu erleichtern, folgt auf die alphabetische Liste ein weiteres Kapitel, in dem der Leser Hollywoodstars nachschlagen kann und dort deren Sprecher findet. Doch noch immer ist es der Listen nicht genug: Eine dritte zeigt, ebenfalls sortiert nach Alphabet, die wichtigsten Sprecher aus Filmen und Serien auf; so kann man sich speziell informieren, welche Sprecher im Lieblingsfilm am Werk waren. Zuletzt runden ein Abkürzungsverzeichnis, ein Verzeichnis der wichtigsten Synchronfirmen von 1945 bis 2008 und ein umfangreiches Literatur- und Quellenverzeichnis das Lexikon ab.
Was Thomas Bräutigam hier an Fakten und Informationen aufbietet, kann sich absolut sehen lassen und war auf dem deutschen Buchmarkt dringend notwendig. Obwohl die Synchronisation einen wichtigen Teil dazu beiträgt, ob ein ausländischer Film in Deutschland gut aufgenommen wird, werden die Sprecher selten bis nie im Abspann genannt und verschwinden hinter Schauspielern, Regisseuren und sämtlichen Mitarbeitern eines Films in der Namenlosigkeit. Bräutigam zollt dieser Berufsgruppe endlich die Achtung, die sie verdient hat, indem er mehr als dreihundert der Zunft samt ihrer Arbeit in seinem Lexikon vorstellt. Nicht selten ist man überrascht, wenn man erfährt, dass ein Synchronsprecher, dessen Stimme einem von einer bestimmten Rolle vertraut ist, gänzlich andere Charaktere ebenfalls gesprochen hat, nur anders nuanciert. Die Texte konzentrieren sich auf das Wesentliche, und durch den immer gleichen Aufbau der einzelnen Beiträge lassen sich bestimmte Daten oder Fakten schnell finden. So erweist sich das Lexikon der Synchronsprecher als reichhaltiger Fundus an Informationen, der einfach zu handhaben ist.
Natürlich ist es kaum möglich, alle Synchronsprecher Deutschlands sowie sämtliche Stars und ihre deutschen Stimmen in diesem Werk zu vereinen, dennoch vermisst man ein paar Namen: So wird beispielsweise John Travolta in der Starliste nicht mitsamt seinem Sprecher Thomas Danneberg aufgeführt, und auch der bekannte Martin Kessler als Nicolas Cages Stimme hat es nicht in die Auswahl der Synchronsprecher geschafft.
Die beiliegende CD beinhaltet nochmals über tausend Seiten mit mehr als viertausend Filmen und TV-Serien samt ihrer Schauspieler und deren Synchronsprechern. Die Datei wird im PDF-Format angeboten und lässt sich mit der Suche einfach und schnell bedienen. Dabei handelt es sich um eine erweiterte Fassung der bereits im Buch befindlichen Liste zu Filmen und Serien. Zusätzliche Audio-Dateien, um die Stimmen der vorgestellten Synchronsprecher abzuspielen, gibt es leider nicht.
Mit "Stars und ihre Stimmen - Lexikon der Synchronsprecher" liefert der Schüren Verlag wie immer ein informatives und unterhaltsames Buch aus der Filmbranche ab und untermauert damit seinen Status als einer der führenden Verlage auf diesem Gebiet in Deutschland. Wer sich für die Synchronisation interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei.