Seit den Ereignissen aus "Das Auge des Golem" ist einige Zeit vergangen. Die Lage in London spitzt sich weiter zu - während das britische Weltreich Krieg führt, ist auch im eigenen Land die Stimmung bei der Bevölkerung aufrührerisch. Die Menschen werden überwacht und bespitzelt, in den Straßen wird patrouilliert, der Widerstand formiert sich, wenn auch zunächst ohne Erfolg. Nathanael, der trotz seines jungen Alters zum Informationsminister des Reiches aufgestiegen ist, hat seinen Dschinn Bartimäus seit langer Zeit nicht mehr entlassen. Dementsprechend schlecht ist dessen Verfassung, seine Substanz ist nahezu aufgebraucht. Als sich eine Verschwörung zusammenzubrauen droht, setzt Nathanael Bartimäus auf die Spuren der mutmaßlichen Verräter an - was diesen fast das Leben kostet.

Währenddessen ist Kitty, von der Nathanael glaubt, dass sie von dem Golem getötet wurde, weiterhin im Widerstand aktiv. Sie hat eine falsche Identität angenommen und arbeitet für einen alten Zauberer, um so Grundkenntnisse in Beschwörung zu erlangen. Sie interessiert sich nach wie vor für Bartimäus und beginnt, in der Vergangenheit des Dschinn zu forschen. Dabei findet sie heraus, dass Ptolemäus, Bartimäus’ alter Meister, ein ausgesprochen vertrautes Verhältnis zu seinem Diener pflegte, das nichts mit Ausbeutung und Sklaverei gemein hatte. Ptolemäus träumte davon, dass Menschen und Dämonen gleichberechtigt und vertrauensvoll zusammenleben. Um dies zu erreichen, durchschritt Ptolemäus mit Hilfe einer ungewöhnlichen Beschwörung die Pforte zur anderen Welt. Doch was entdeckte er dort? Kitty ist bereit, es herauszufinden ...

Als dann eine neue, entsetzliche Gefahr ganz London bedroht und Zauberer wie Gewöhnliche gleichermaßen auslöscht, müssen Kitty, Nathanael und Bartimäus entgegen aller Widrigkeiten zusammenarbeiten. Ist die Pforte von Ptolemäus die Rettung? Und können Dämonen und Menschen einander tatsächlich vertrauen?

Mit "Die Pforte des Magiers" findet die Bartimäus-Trilogie aus der Feder von Jonathan Stroud einen furiosen Abschluss. Wieder stehen der respektlose und schlagfertige Dschinn Bartimäus, der Zauberer Nathanael und die "Gewöhnliche" Kitty im Mittelpunkt; die Kapitel berichten abwechselnd von ihren Erlebnissen, wobei Bartimäus wie gewohnt aus der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch ist fast ebenso humorvoll wie die beiden Vorgänger - vor allem Bartimäus’ Kommentare und die dazugehörigen Fußnoten sind wunderbar komisch -, es schlägt aber auch sehr ernste Töne an und ist ungewöhnlich nachdenklich. Schließlich kommt es hier quasi zum Showdown und der alles entscheidenden Frage: Können Dämonen und Menschen nach Jahrtausenden der Sklaverei jemals zusammenarbeiten? Sie müssen es in diesem Buch, und nicht nur das - es wird auch die Pforte zur anderen Welt durchschritten. Damit wird endlich die Neugier des Lesers gestillt, wie die Welt von Bartimäus aussieht.
Ansonsten ist dieser dritte und letzte Band stellenweise sehr düster und auch brutal geraten. Das Weltreich der Zauberer trägt unverkennbar faschistoide Züge; hier werden die Gewöhnlichen überwacht, verdummt und mit Kriegspropaganda eingelullt, die Dämonen werden versklavt und ausgebeutet. Richtig traurig wird es, wenn die Geschichte von Ptolemäus und seinem Dschinn erzählt wird.
Stroud erzählt gewohnt spannend und leichtfüßig, auch wenn die Geschichte diesmal etwas länger braucht, um in Gang zu kommen. Dann geht es aber richtig zur Sache, und vieles, was man aus den beiden Vorgängerbänden schon kennt, ergibt nun einen Sinn. Wie sich herausstellt, hängen die Ereignisse aus "Das Amulett von Samarkand" und "Das Auge des Golem" mit den finalen Geschehnissen eng zusammen.

"Die Pforte des Magiers" ist ein Muss für Bartimäus-Fans. Das Buch bringt die Handlungsstränge der Vorgänger zum Abschluss und bietet ein tolles, superspannendes Finale. Wer die beiden anderen Bände der Trilogie noch nicht kennt, sollte diese aber in jedem Fall zuerst lesen; die Reihe ergibt eigentlich nur Sinn, wenn man die Teile nacheinander liest.