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Mit "Eat Lead: The Return of Matt Hazard" hat D3 Publisher einen PS3-Titel auf den Markt geworfen, der so viel Potenzial so unglaublich sinnlos verballert, dass man beim Spielen fast ständig aufschreien und es besser machen möchte. Denn der Shooter bietet im Grunde alles, was es bräuchte, um sich aus dem Einheitsbrei zu erheben - und setzt dabei genau das in den Sand, was bei einem 3D-Shooter wirklich wichtig gewesen wäre.
Die Story des Spiels ist auch gleich das gesamte Konzept: Es geht um die Rückkehr des größten Videospielhelden der Geschichte - Matt Hazard. Der hat nämlich damals die Vorlagen für spätere Hits wie Duke Nukem 3D oder Mario Kart geliefert und war überhaupt der ganz große Bringer mit weitaus mehr Feuerkraft als Pixeln. Nun wurde er für einen Next-Gen-Shooter engagiert und kehrt voll bepackt mit Waffen, Munition und markigen One-Linern auf die Monitore zurück. Während Matt allerdings noch durchs erste Level stapft, wird das Spiel plötzlich gehackt - ein Videospieledesigner, der am letzten Spiel der Matt Hazard-Reihe gescheitert ist, will sich am Urgestein des Shooter-Genres rächen, und dafür ist ihm jedes auch noch so unfaire Mittel recht.
Die Vorgeschichte von "Eat Lead" ist natürlich reine Fiktion und Teil der gelungenen Story - es gab zuvor kein einziges Matt Hazard-Spiel, aber die Idee, einen Videospielhelden aus dem Nichts zu stampfen und ihm eine glorreiche Vergangenheit anzudichten, ist erfrischend neu und unverbraucht. Und was man aus diesem Stoff alles hätte machen können! Doch nach dem witzigen und vielversprechenden Intro wird man sehr schnell eines Besseren belehrt - denn hier wird wirklich nur Shooter-Standardkost geliefert, obwohl zuvor so günstige Voraussetzungen für die Parodie geschaffen wurden. Es sind zwar ständige Anspielungen auf alle möglichen älteren Videospiele und die Videospiel-Industrie vorhanden, doch man hätte so viel mehr aus dem Titel kitzeln können - beispielsweise eine Auflockerung des Spielgeschehens durch Mario-Kart-mäßige Einlagen oder Minispiele, nachdem schon behauptet wird, dass Matt Hazard der Vorgänger davon war. Doch weit gefehlt, denn außer Rumlaufen, Rumballern und einem ausgeklügelten Deckungssystem (noch mit das Beste am Spiel) gibt es Abwechslung nur in Form der "Hacks", die den Spielablauf maßgeblich bestimmen.
So wird durch die Programmierarbeit des Hackers das Leveldesign oft überraschend verändert. Befindet man sich im einen Moment noch in einer Fleischerei und schießt auf Mafiosi, landet man bei Durchschreiten der nächsten Tür auf einmal in einem Wild-West Setting und setzt sich gegen schießwütige Cowboys zur Wehr. Und in welchem anderen Spiel überquert man schon mal einen friedlich wirkenden Tennisplatz, um sich dann plötzlich mitten im Zombiegemetzel auf dem Friedhof wiederzufinden?
Matt Hazard (der wie eine Mischung aus Bruce Willis und Jason Statham aussieht) versucht auch ständig, seiner Rolle mit One-Linern gerecht zu werden, die leider fast immer eher peinlich als gelungen sind. Manchmal beweisen die Produzenten dann aber neben platten Sprüchen wie "Ich bin so ein Hengst" dann doch wenigstens eine Portion Selbstironie, wenn Matt zum Beispiel jauchzt: "Yippie-ay-yay Schweinebacke ? upps, das darf ich ja nicht sagen."
Wenn im Tutorial die Steuerung erklärt wird, tut Matt seiner Entrüstung mit den Worten "Als könnte ich das nicht!" kund, und aus einer ellenlangen Liste von Einsatzzielen, die den Helden verärgert, wird die Anweisung "Schieß einfach auf alles, was sich bewegt".
Das alles hätte dennoch einen wirklich passablen Spielspaß bieten können, hätte man deutlich mehr Wert auf die Basis des 3D-Shooter-Genres gelegt: die Steuerung. Denn hier ist einzig das Deckungssystem lobenswert geraten. Matt kann nicht nur hinter allerlei Gegenständen Schutz suchen, er kann sich auch über selbige hinweg rollen oder auf Knopfdruck von einer Deckung in die nächste sprinten. Ansonsten schleppt sich Matt sehr träge voran, und selbst das Fadenkreuz, mithin der wichtigste Aspekt überhaupt, zielt nicht sehr genau. Man kriegt zwar schnell heraus, wie man die Gegner trotzdem ganz leicht platt macht, was aber leider daran liegt, dass ihnen keinerlei künstliche Intelligenz spendiert wurde. Dieser Umstand wird einfach mit einer großen Anzahl von Feinden wettgemacht, was auch gut funktioniert: Die eine oder andere unfaire Stelle ist so durchaus dabei, und die Speicherpunkte nicht immer so gesetzt, wie man sich das gewünscht hätte. Aber das muss wohl zum Flair eines Ballerspielhelden aus den Achtzigern gehören: die eine oder andere Stelle, bei der man in den Controller beißen möchte.
Obwohl das Spiel ja laut Story vorgeblich wegweisend für Titel wie "Duke Nukem 3D" war, haben die Programmierer scheinbar nichts aus ihren alten Meisterwerken und den späteren Plagiaten gelernt. Wo man mit dem Duke die gesamte Umgebung kurz und klein hacken durfte, gibt es bei Matt Hazard so gut wie nichts, das sich kaputt machen lässt. Auch herumspringen oder mit einem Jetpack durch die Lüfte fliegen ist hier leider nicht drin.
Zu guter Letzt kann nicht einmal die Grafik retten, was vielleicht noch zu retten gewesen wäre. "Eat Lead" setzt weder neue Maßstäbe, noch reicht es an irgendwelche heran. Selbst die Sprachausgabe ist mangelhaft, so dass viele Sätze wie zu schnell gesprochen wirken, als hätte man versucht, die Sätze in ein bestimmtes Zeitfenster hineinzupressen. Soundaussetzer beim Ladevorgang gehören sowieso zur Regel.
Das einzige, das diesen Titel ein wenig spielenswert macht, ist tatsächlich nur die Umsetzung in Sachen Witz und Parodie. Doch die wirklich witzigen Ideen sind spärlich gesät, und so erweckt das Spiel eher den Eindruck, als würde man den siebten Teil der "Scary Movie" Reihe in der vierten Wiederholung sehen.
Wer sich zu absoluten Fans dieses Genres zählt und über sechzehn ist, könnte an "Eat Lead: The Return of Matt Hazard" womöglich Gefallen finden. Alle anderen sollten besser die Finger davon lassen.