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Wie kommen im Deutschen eigentlich Namen zustande? Und woher leiten sich die mehr oder weniger typisch deutschen Vor- und Familiennamen ab? Auch rechtliche Aspekte zum Thema "Namen" können interessant sein. Das hier besprochene de Gruyter Studienbuch, in einer aktualisierten und überarbeiteten Auflage vorliegend, befasst sich mit diesen und weiteren Aspekten der aus dem deutschsprachigen Raum stammenden Personennamen.
Auf die Einleitung folgt der Abschnitt "Der Gesamtname im heutigen Deutsch", wozu nebst den Bestandteilen des Gesamtnamens auch die Namengebung, das Namenrecht - insbesondere in Deutschland, doch auch die anderen deutschsprachigen Länder werden bei dieser und ähnlichen Fragen berücksichtigt -, der Sonderfall "Pseudonym" anhand vieler prominenter Beispiele, Bildungsweisen von Namen und die Geschichte der Gesamtnamen sowie grammatische Aspekte, Namenpsychologie und vieles mehr behandelt werden.
Ähnlich differenziert werden in einem weiteren Abschnitt die Vornamen untersucht. Auch hier geht es um die Bildung des (Vor-) Namens und die Geschichte der Vornamen, wobei großräumige und längerfristige "Moden" und Tendenzen ebenso betrachtet werden wie regionale Besonderheiten. Weitere Themen sind unter anderem der "Umfang des Vornamenbestandes" - also im Grunde die Anzahl der in Gebrauch befindlichen Vornamen - und dessen Ermittlung, Geschlechtsspezifik, wobei wieder der rechtliche Aspekt eine Rolle spielt, deutsche und ausländische Vornamen und die Motive der Vornamenwahl (früher etwa die Würdigung von Eltern und Großeltern, bei Katholiken auch der Name des Heiligen zum Tag der Geburt).
Schließlich werden auch die Familiennamen betrachtet, wobei der Schwerpunkt auf den häufigsten Familiennamen und deren Herkunft liegt. Komplexen Nachnamen wie mehrteiligen Adelsnamen ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Zudem geht es um nichtdeutsche Familiennamen, wobei hier nicht die Namen von Zuwanderern des letzten halben Jahrhunderts gemeint sind, ebenso wenig Latinisierungen und dergleichen, sondern traditionell im deutschen "Namensfundus" verankerte Namen vor allem slawischen und französischen Ursprungs, die von in Deutschland ansässigen Minderheiten wie den Wenden und Sorben stammen, aus Grenzgebieten oder von hugenottischen Einwanderern. Interessant sind auch die Kapitel über regionale Unterschiede in der Verteilung von Namensschreibungen und über die Geschichte der Familiennamen.
Die beiden letzten Abschnitte befassen sich mit Bei- und Übernamen, also etwa "Friedrich der Große" oder die Kosenamen, die Liebende einander geben, sowie "Personennamen in nicht-anthroponymischer Verwendung", zum Beispiel die Benennung von Straßen oder Firmen nach Personen.
Laut Klappentext wendet sich das Buch an "Studenten und Lehrende der Germanistik, aber auch an Deutschlehrer und interessierte Laien". In der Tat bietet das Buch zwar umfassende Sach- und Fachinformationen, es ist jedoch nicht in einem derart wissenschaftlichen Stil verfasst, dass es Laien oder Einsteiger ausschließen würde. Fachbegriffe werden im Allgemeinen, wenn eine Bekanntheit bei Teilen der Zielgruppe nicht vorausgesetzt werden kann, erläutert.
Die einzelnen Kapitel sind übersichtlich und dennoch inhaltlich dicht gehalten. Da es sich um eine Einführung handelt, findet der Leser viele Verweise auf weiterführende Literatur zu einzelnen Aspekten und Themen, die in den Kontext der Kapitel eingebettet sind, sodass man sich Blättern bis zum Literaturverzeichnis sparen kann. Dieses ist im Übrigen dennoch am Ende des Buchs anzutreffen, ebenso ein Sachregister. Auch dank der sehr klaren Gliederung der Abschnitte und Kapitel findet man sich gut in diesem Buch zurecht.
So erhält der Leser einen fundierten Überblick über praktisch alles, was im Zusammenhang mit den Personennamen im Deutschen relevant ist - wie erwähnt, auch über rechtliche Vorgaben und Ähnliches. Sicher wird es auch unter den Laien Leser finden, denn über die Zusammensetzung und Herkunft von Namen hat sich wohl jeder schon einmal Gedanken gemacht. Gerade die Herkunft mancher Gruppen von Nachnamen bietet durchaus Unterhaltungswert und spiegelt zugleich auch ein Stück Kulturgeschichte wider.
Ein sehr informatives Buch, dessen Autor der schwierige Spagat zwischen den Anforderungen von Fachleuten mit unterschiedlichem Kenntnisstand und von Laien sehr gut gelungen ist!