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In einem Wohnwagen auf einem Campingplatz nahe Prerow werden die Leichen des erfolgreichen Bauunternehmers Hanno Gießmann und seiner zweijährigen Tochter Annalena gefunden. Die Polizei geht von einem erweiterten Suizid aus, doch die Angehörigen und einige Vertreter der Presse, vorzugsweise aus Üffelfingen, dem Heimatdorf des Verstorbenen, argwöhnen, dass die Tragödie auf Mord zurückzuführen sei. Die Journalistin Lilliy Todenhaupt, gebürtig aus Üffelfingen stammend und in Berlin lebend, soll für eine Frauenzeitschrift in dem Fall recherchieren. Lilly macht sich auf den Weg in ihr Heimatdorf. Dort kommt sie bei ihrer Cousine Dorit unter, einer angesehenen und erfolgreichen Bürgerin des Ortes. Schnell findet Lilly heraus, dass die Mehrheit der Bewohner Üffelfingens Hannos Ehefrau Vicky, ein junges Model, für die Tat verantwortlich macht. Auch Friedel Bonfig, Reporter der örtlichen Klatschpresse, misstraut den Ermittlungen der Polizei, glaubt aber nicht an eine Täterschaft des jungen Mannequins. Lilly ahnt nicht im Mindesten, welche Odyssee vor ihr liegt und welche Geheimnisse sie lüften muss, um hinter das Motiv für diese schreckliche Tat zu kommen. Das friedliche Dorfleben scheint nur Fassade für einen Moloch aus Lügen und Intrigen zu sein …
Edda Helmkes zweiter Kriminalroman entwickelt bereits nach den ersten Seiten eine ähnliche Intensität wie ihr Buch „Nach dem letzten Klassentreffen“. Einmal mehr überzeugt die Autorin mit einer lebendigen und glaubhaften Charakterisierung der Figuren. Im Gegensatz zu ihrem Krimi-Debüt setzt Edda Helmke in diesem Fall auf eine Ich-Erzählerin, nämlich die Journalistin Lilly Todenhaupt, die ebenso wie ihre Schöpferin in Berlin wohnt und dort eigentlich an einem Buch über moderne Familienstrukturen arbeitet. Auch ihr eigenes Leben ist durch Unrast und Chaos geprägt. Lilly ist von ihrem Ehemann, einem Künstler, geschieden und hat eine fünfzehnjährige Tochter, die bei ihrem Vater wohnt, ihrer Mutter aber regelmäßig auf der Nase herumtanzt. Ihren Lebensunterhalt bestreitet die freie Reporterin mehr schlecht als recht mit Artikeln für eine erfolgreiche Frauenzeitschrift. Die chaotische Exzentrik von Lilly ist äußerst liebenswert und nimmt den Leser sofort für die sympathische Frau ein, die für die Lösung des Falles tief in der Vergangenheit ihrer Bekannten und Angehörigen aus Üffelfingen graben muss, um das Geheimnis der gefährlichen Erbschaft zu lüften. Die Geschichte fasziniert durch ihre Fülle an Figuren und die sorgfältig ausgearbeiteten Lebensläufe sowie die realistisch beschriebenen Lokalitäten, die den Eindruck erwecken, einen Tatsachenbericht zu lesen. Durch immer neue Erkenntnisse und diverse Gerüchte, die Lilly zugetragen werden, entsteht eine knisternde Atmosphäre, die den Leser bis zur letzten Seite gefangen nimmt. „Eine gefährliche Erbschaft“ ist ein unheimlich spannender und kurzweiliger Kriminalroman mit einem düsteren, erschreckenden Ende. Lediglich der Epilog hätte ein wenig straffer sein dürfen, lässt aber wenigstens keinerlei Fragen offen.
Das stimmungsvolle Titelfoto von Heinz Wohner ist ein hervorragender Blickfang, wenngleich es mit dem Roman selbst wenig zu tun hat. Der Wohnwagen als Tatort wäre angebrachter gewesen.
Fazit:
Lebendig geschriebener, kurzweiliger Krimi mit einer Fülle an authentischen Charakteren und einer verzwickten Geschichte, die das beschauliche Dorfleben nicht besser hätte wiedergeben können.