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 Begehren, was man verachtet

Männer haben Angst vor Frauen


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung


Allein der Titel des Buches weckt schon eine gewisse Erwartungshaltung: Hier soll also wieder einmal festgestellt werden, dass in Wirklichkeit die Frauen das überlegene Geschlecht sind und die Männer ihr Dominanzproblem nicht akzeptieren können. Doch der aufmerksame Leser wird andere Untertöne feststellen, die gar nichts mit den gängigen Vorwürfen und Vorurteilen zu tun haben.

Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt, die von einer Einleitung des Autors und Anmerkungen am Ende eingerahmt werden.
In der Einleitung schildert der Autor, Horst Herrmann, seine Motivation, dieses Buch zu schreiben. Er selbst hat in seinem Beruf vielfach die Entdeckung gemacht, dass Frauen oft durch den Wunsch der Männer zu dominieren, einfach unterdrückt werden. Doch woher kommt diese Sucht nach Dominanz? Dieser Frage versucht Horst Herrmann auf den Grund zu gehen.
Das erste Kapitel trägt den Titel "Not am Mann - Auf welch schwachen Füßen die Männerherrschaft steht". In diesem erläutert er anhand von Beispielen die Verkommenheit der Gesellschaft - für Männer ist "Weiberei" akzeptabel, das Äquivalent für Frauen ist verwerflich. Auch darauf, dass in jeder durchschnittlichen Zeitung viel mehr über Männer berichtet wird als über Frauen, geht der Autor ein. Anhand dieses Beispiels möchte er zeigen, dass unsere Gesellschaft stark patriarchal aufgebaut ist, auch wenn die logischste Form ein Matriarchat wäre.
Die Schwäche der Männerherrschaft äußert sich in der alltäglichen Flucht vor der Frau und sei es nur, dass der Mann Überstunden macht, um nicht bei seiner Frau sein zu müssen. Die Gründe hierfür werden ausführlich erläutert.

Danach folgt ein Kapitel namens "Brust und Schoß - Warum Frauen mehr besitzen als Männer und warum doch nicht".
Zuerst einmal wird hier auf den körperlichen Mehrbesitz angespielt, doch auch der moralische und seelische Mehrbesitz wird erläutert. Damit ist nicht zuletzt gemeint, dass es nun einmal die Frauen sind, die die Kinder zur Welt bringen. Die Männer versuchen als Ausgleich zu dieser Macht Frauen einzureden, dass sie wertlos sind.
In diesem Kapitel findet sich auch erstmals ein Hinweis darauf, dass der Autor Professor der Theologie ist. Er arbeitet eine theologische Diskussion in das Kapitel ein, die durchaus philosophische Elemente und Querverweise enthält.

Das nächste Kapitel handelt von "Oberhaupt und Unterleib - Warum mit dem Kopf gedacht wird und mit nichts anderem". Wie dieser Titel schon andeutet geht es um das Verhältnis zwischen Mann und Frau, was sexuelle Dinge betrifft. Auch hier findet sich wieder der Ausflug in die Theologie und die Philosophie, aber auch andere Themen werden angesprochen.

"Mut zur Lücke - Warum Angst schöpferisch macht" - in diesem Kapitel wird nun endlich detaillierter auf die Angst der Männer vor den Frauen eingegangen. Hierbei werden die Gründe geschildert, die der Angst zugrunde liegen und die Folgen, die sie für die Gesellschaft hat. Der Grund ist größtenteils im zwiespältigen Charakter der Frau begründet, sie sind für Männer einfach unberechenbar, und dies macht ihnen Angst. Teilweise wird hier sehr krass formuliert, dass die Frau nur deswegen von den Männern geduldet wird, weil sie "biologisch unersetzbar" ist. Auf den Aspekt der Liebe und die Bedeutung dieser wird hier auch endlich eingegangen, da eine große Frage wohl ist, ob wirkliche Liebe unter der Voraussetzung gegenseitiger Angst überhaupt existieren kann.

Am Ende folgen "Die Zehn Gebote des Patriarchats", welche im Verlauf des Buches auftauchen, noch einmal als Liste. Um den Hintergrund der einzelnen Gebote zu erfassen, muss der Leser aber immer wieder durch das Buch blättern, was teilweise umständlich ist.

Allgemein ist "umständlich" ein Wort, welches gut auf dieses Buch passt. Es ist zwar alles sehr gut recherchiert und auch nachvollziehbar erklärt, aber die Struktur fehlt und macht es dadurch schwer, den Überblick zu behalten. In die Kapitel sind einige Unterkapitel eingearbeitet, was die Orientierung nicht vereinfacht. Zudem hält der Autor sich nur im weitesten Sinne an die Titel, vieles erscheint weit hergeholt und am Thema vorbei.

Ein Pluspunkt des Buches ist, dass es sehr unterhaltsam geschrieben ist, da Horst Herrmann einen sehr persönlichen Schreibstil hat und auch immer wieder auf eigene Erlebnisse Bezug nimmt, auch mit Witz und Ironie arbeitet. So kann er über die doppelte Männlichkeit seines Namens witzeln, auch wenn das Thema des Buches ernst ist.

Es finden sich hier viele biblische oder philosophische Querverweise, daher ist es wichtig, das Buch mit Zeit und Muße zu lesen. Man kann es nicht einfach überfliegen, sondern muss sich auf die Materie einlassen, dann hat man eine Chance darauf, neue Einsichten in das gesellschaftliche Leben zu erhalten.
Aber nicht nur Texte sind eingearbeitet, viele Zitate von bekannten Persönlichkeiten finden sich an den Kapitelanfängen. Diese sind immer sehr amüsant, manchmal aber auch schockierend, da das dargestellte Frauenbild nicht das Beste ist.

Für Interessierte, egal ob für Männer oder Frauen, ist dieses Buch sehr geeignet, da es das Angstgefühl der Männer gegenüber den Frauen sehr detailreich darstellt und gut erklärt. Allerdings ist der Autor in seiner Betrachtungsweise nicht sehr distanziert, der Leser muss sich also selbst darüber klar werden, ob es nicht vielleicht auch Gegenargumente gibt.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2003 | ISBN: 3933060095 | Preis: 12,00 Euro | 205 Seiten

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