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 Kiss Lounge


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Das Leben ist beschissen und die Nacht ist jung und bietet viele Abenteuer – eine nicht ganz zu unterschätzende Mischung, wie Robert und Tom feststellen werden.
Um den Alltag so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, begeben sich die zwei jungen Männer zu ihrer Stammkneipe. Es gilt, so schnell wie möglich dem wohligen Alkoholrausch zu frönen. Doch dieser Abend wird ganz anders kommen, als die zwei Freunde es sich jemals auch nur erträumt hätten. So trinken die zwei ihre üblichen Runden, Tom ist wie immer schneller betrunken, bis ein merkwürdiger Fremder sie anspricht.
Schon bei diesem ersten Aufeinandertreffen beschleicht Robert ein seltsames Gefühl. Einerseits ist er angetan von diesem Klodwig, oder „Klod“, wie er sich nennt, andererseits ist ihm dieser Kerl nicht ganz geheuer. Tom schenkt dem Neuankömmling seine ihm noch übrig gebliebene Aufmerksamkeit und ist völlig fasziniert von dem Laden, den Klodwig anpreist, wo „der Alkohol noch Alkohol ist und die Frauen stets willig sind“. Es bedarf schon fast keiner anreizenden Versprechungen mehr, bis Tom unbedingt zu diesem Männerparadies von einem Lokal aufbrechen will. Mit einem schlechten Gefühl geht Robert auf die Bedrängungen seines Freundes ein, zumal er seinen Kumpel auch nicht alleine lassen will.
Der Ärger fängt schon mit dem „Taxi“ an, das Klod organisiert hat. Der Fahrer ist ein mit schwarzbemalten Lippen verzierter und mit Piercings durchlöcherter Punk, der sich Trash-Wheel nennt. Spätestens nachdem Robert eine Kostprobe von den Fahrkünsten des Fahrers erhält, ihm die Ohren von der zu lauten Musik dröhnen und er die Umgebung nicht wiedererkennt, in der sie unterwegs sind, weiß er: Da stimmt etwas nicht.
Schließlich kommt die Truppe am versprochenen Ort an. Der Name der angesagten Szene-Bar lautet KISS LOUNGE. Verheißungsvolle Blicke von noch verlockenderen (und zudem knapp oder gar nicht bekleideten) Barmädchen erwarten den Jungs. Klod scheint ein angesagter Gast zu sein; seine Wünsche werden ihm von den Augen abgelesen und er setzt alles daran, dass sich Robert und Tom in dieser bewegten Gesellschaft voll eingliedern. Das geht vom Wechsel der Kleidung (Stichwort: Leder-Outfit) bis hin zur Einnahme von obskuren Drinks.
Aber all das ist noch nichts im Vergleich zu dem, was die beiden Freunde tatsächlich noch erwartet. Nur eines soll verraten werden: Es geht laut, schmutzig und blutig zu.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Robert erzählt. Die Kapitel wechseln sich mit Zwischensequenzen eines Landwirts namens Alois Hallhuber und seinem Gehöft ab, der für die Geschichte noch von großer Bedeutung ist. Am Ende schließt sich der Kreis und alles fügt sich zusammen.
Die Beschreibungen von Roberts schleichendem Gefühl, dass etwas im Argen liegt, werden dem Leser näher gebracht. Grundsätzlich ist der Wechsel zwischen inniger Erregung, der Vorfreude auf ultimativen Spaß, der Beklommenheit und dauernd wiederkehrenden Angstgefühlen gelungen.
Auffällig sind die Beschreibungen von Barszenen oder Trinkgelagen, die man so detailliert, aber zugleich fantastisch beschrieben kaum in anderen Werken findet. Dadurch kommt dieses Dreckige und Verruchte in diesem Buch gut rüber. Und das macht „Kiss Lounge“ auch aus: Mit schmutzigen Wörtern wird nicht gespart, nette Umschreibungen sind fehl am Platz. Es geht anstößig daher und dennoch schafft der Autor den Bogen zu spannungsgeladenen Sequenzen oder das Aufzeigen von realistischen Gedanken des Protagonisten.
Wie schon erwähnt, spart der Autor nicht mit anrüchigen Details. Ob der Leser aber tatsächlich mehr über ein Intimpiercing (und der Beschreibung der näheren Umgebung dessen) beispielsweise wissen will, bleibt letztendlich ihm überlassen und ist Geschmackssache. Schmunzeln kann man hingegen bei Textpassagen, in denen die Protagonisten zum Beispiel nicht wissen, was ihnen vorgesetzt wird: Ein roter, dickflüssiger Drink wird serviert und heißt „Bloody Mary“, nach Art des Hauses versteht sich. Oder wenn die Jungs ihre geistigen Fähigkeiten verlieren, wenn die Frauen sie anschmachten. Der Fokus bei „Kiss Lounge“ liegt, und das muss man einfach betonen, auf dem Spaß, den man beim Lesen des Buches haben soll.
Die gesamte Story erinnert sehr stark an Tarantinos Kultfilm „From Dusk till Dawn“ und man wird den Verdacht nicht los, dass der Autor ein großer Fan dieses Werkes ist; die Bar und die Stimmung an sich, oder die plötzliche Verwandlung einer jungen Liebesgöttin in eine fleischfressende Bestie, der Kampf um das nackte Überleben sind Exempel dafür.
Das Buch enthält einige Zeichnungen der jungen Illustratorin Maike Gerstenkorn. Die Abbildungen gliedern sich gut in die Geschichte ein. Größere Formate hätten sicher noch eine bessere Wirkung erzielt. Dennoch passt der Kohlezeichenstil und schafft so eine düstere Atmosphäre. Die Bilder vervollkommnen das Buch.

Es gibt noch einige Extras: Zusätzlich zum Roman sind noch eine Parabel „Die verschwundene Prinzessin“, ein Ratgeber „Das Handbuch zum richtigen Umgang mit Untoten“ und schließlich noch eine Hör-CD von den eben genannten Werken beigelegt – wobei es sicherlich auch nicht verkehrt (oder vielleicht besser) gewesen wäre, die „Kiss Lounge“ für sich alleine stehen zu lassen.
Im Großen und Ganzen kann man sich aber auf „Kiss Lounge“ freuen. Endlich kriegt man die Vampire wieder so zu sehen, wie man sie zu Beginn ihres Auftretens kennen und lieben gelernt hat. Es sind mysteriöse Wesenheiten: undurchschaubar, geheimnisvoll und klug, aber auch hinterhältig und kaltblütig. Also eine echte Alternative zu den romantisch-verkitschten Bella und Edward-Roman.
Zudem ist das Cover mehr als ansprechend. Das macht richtig was her und man bekommt Lust, die Geschichte zu lesen. „Kiss Lounge“ ist das Erstlingswerk des Rocksängers Alexander Wohnhaas, dazu ein sehr gelungenes, wie man sagen muss. Man darf auf mehr hoffen.

Wassilios Dimtsos



Taschenbuch, | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 31. Juli 2009 | ISBN: 9783940767363 | Laufzeit: 50 Minuten | Preis: 14,50 Euro | 154 Seiten | Sprache: Deutsch

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