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Der Originaltitel dieses Films lautet „Nepobedimyy“, das bedeutet soviel wie „Der Unbesiegbare“. Da es die Filmvertreiber aber für sinnvoller halten, dem russischen Film in Deutschland einen englischen Titel zu geben und zugleich das allem Anschein nach dumme Publikum auf gewisse stilistische Ähnlichkeiten zu einem amerikanischen Actionfilm aufmerksam zu machen, heißt der Film hierzulande „Russian Transporter“. Es lebe der deutsche Einfallsreichtum ...
In der Tat hat der Film etwas von „The Transporter“: Es geht um den russischen Superagenten Yegor Kremnyov, der den Auftrag erhält, einen Zeugen, der auf Malta lebt, sicher nach Mütterchen Russland zu bringen. Kremnyov trifft sich mit einem Sonderkommando, doch als der Trupp vor dem Haus des Zeugen eintrifft, gerät er in einen Hinterhalt: Die Vermummten sind Profis und dezimieren die Spezialeinheit; allein Kremnyov überlebt, denn er ist mehr Profi als die Angreifer. Er schafft es, den Zeugen aus seinem Haus und vorläufig in Sicherheit zu bringen. Aber noch sind sie auf Malta und scheinbar haben sie alle Killerkommandos der Insel im Nacken.
Der Zeuge ist nicht irgendwer: Mikhail Shering war der Assistent des Oligarchen Sorkin, der krimineller Machenschaften und auch der Zusammenarbeit mit der russischen Mafia bezichtigt wird. Shering weiß viel und dieses Wissen ist für Sorkin natürlich brandgefährlich, weshalb er keine Kosten scheut, seine ehemalige rechte Hand auszuschalten.
Auch Kremnyov, ein Raubein, das es gewohnt ist, sich Respekt durch Drohungen und seine harten Fäuste zu verschaffen, hat es mit dem kultivierten und wortgewandten Shering nicht leicht, der ihn von oben herab behandelt, ihn immer wieder auf seine Unzulänglichkeiten hinweist und keine Gelegenheit auslässt, auszubüchsen.
Bei ihrem Spießrutenlauf quer durch Malta kommt den beiden unverhofft die schöne Agentin Nadeshda Orlova zu Hilfe. Aber obwohl Kremnyovs Geheimdienstchef sie geschickt hat, bleibt ungewiss, ob man ihr trauen kann, denn scheinbar gibt es einen Maulwurf in den eigenen Reihen. Und Shering beweist jetzt seine ganze Tücke: Er spielt die beiden gegeneinander aus ...
„Russian Transporter“ ist ein Action-Thriller, der ein bisschen von „The Transporter“ und ein bisschen von den „Bourne“-Filmen hat. Die Rolle von Hauptdarsteller Vladimir Yepifantsev ist aber äußerlich und charakterlich eher an Daniel Craigs knallharten James Bond als an Jason Stathams geleckten anzugtragenden „Transporter“ angelehnt. Hier gibt es Schießereien, die Hollywood alle Ehre machen, die eine oder andere Verfolgungsjagd und harte Zweikämpfe – alles, was sich Action-Fans wünschen, nur die Spannung fehlt.
Das liegt zum einen daran, dass der russische Originaltitel „Der Unbesiegbare“ doch besser passt – Agent Kremnyov bekommt nie eine Kugel ab, ist besser als jeder Gegner, schafft und kann fast alles und muss sich nur der Raffinesse seines Schützlings geschlagen geben.
Zum anderen nimmt sich das vom Regisseur Oleg Pogodin verfasste Drehbuch selbst die Spannung durch grobe Schnitzer und überflüssige Szenen. Kremnyov benutzt seinen präparierten Materialkoffer, den er immer mit sich herumträgt, als Schutzschild, der unzählige Kugeln aufzufangen vermag. Soweit nicht schlimm, aber wenn seine Gegner doch Profis sind, warum schießen sie dann immer genau auf den Koffer und nicht mal dran vorbei auf die Füße? Darüber hinaus scheint nicht allzu viel Kraft nötig zu sein, um den Koffer festzuhalten, wenn die Kugeln darin einschlagen. Das sieht alles zu leicht aus. Und Agentin Orlova, die super kämpfen kann und allem Anschein nach ebenfalls Profi in ihrem Geschäft ist, kommt verstört aus einer Prügelei heraus, weil sie dort ihren ersten Gegner getötet haben soll? Irgendwie unpassend. Nett ist ja die Idee, dass Kremnyov gerne auch mal zwei Anläufe braucht, um eine Mauer zu erklimmen – das macht ihn menschlicher –, aber das Katz- und Maus-Versteckspiel, das das Drehbuch ihm und Shering auf Malta auferlegt, ist albern, weil es an die Cartoons erinnert, in denen sich zwei Figuren durch ein Gelände jagen, links aus dem Bild verschwinden und rechts wieder auftauchen und so weiter. Genau das passiert hier und das macht jede Spannung zunichte. Daneben gelingt es der Inszenierung einfach nicht, den Zuschauer mitfiebern zu lassen, sondern sie beeindruckt nur durch gut choreographierte Action, die man sich eher aus der Vogelperspektive anschaut. Immerhin gibt es einige gute und amüsante Ideen, man achte etwa auf das Aquarium in der finalen Schießerei.
Die Story wird zwischen den Actionszenen eher schleppend erzählt und ist bis zuletzt undurchsichtig, es treten Figuren auf, deren Namen für deutsches Publikum nicht eingängig sind, was schließlich für Verwirrung sorgen kann. Der Film ist dialoglastig, aber diese Dialoge sind nicht gut und nerven schnell. Ungewöhnlich für einen Actionfilm: Nach dem Showdown kommt noch ein ziemlich langer Epilog. Und dieser zeigt auf, dass Shering, unsympathisch und zugleich charismatisch gespielt von Sergei Astakov, die eigentlich interessante Figur ist. Astakov ist auch der einzige Darsteller, dem man eine herausragende Leistung attestieren kann. Und so lohnt sich der Film weniger wegen der Action-Massenware als vielmehr wegen des Zusammenspiels dieser beiden sehr unterschiedlichen Typen. Shering ist eine für dieses Genre sehr ungewöhnliche Figur, weil sie zwischen den Stühlen steht und dem Helden intellektuell überlegen ist. Die Dritte im Bunde ist Olga Fadeva, die als Agentin Orlova gut aussieht und einiges an Würze in die „Beziehung“ zwischen den beiden Männern bringt, aber keine herausragende Leistung zeigen muss.
Bonusmaterial ist Mangelware: Trailer, Bildergalerien, das war’s schon. Die Credits sind nur in kyrillischer Schrift zu sehen, der Filmtitel wird von einem Sprecher übersetzt – aber der sagt nicht „Russian Transporter“, sondern „Der Unbesiegbare“ ...
Interessant ist, dass der deutsche Untertitel, den man einstellen kann, stark von der deutschen Synchronisation abweicht, zum Teil auch inhaltlich. Da bleibt die Frage, welche Version näher am Original ist. Der Film liegt bei Sunfilm Entertainment in einer FSK-18-Leih- und einer FSK-16-Kaufversion vor, letztere ist aber nicht geschnitten. Für den Verleih war wohl die Trailershow der Neuerscheinungen beim Vertrieb für die Freigabe ab 18 maßgeblich.
„Russian Transporter“ aus dem Jahr 2008 ist solide Actionkost mit russischem Touch, aber deutlich an Hollywood-Produktionen orientiert. Der Streifen ist auf Unterhaltungswert und weniger auf Hochspannung angelegt und hat als besonderes Schmankerl eine sehr interessante Nebenfigur zu bieten. Schade, dass das Drehbuch an einigen Stellen arg schwächelt, außerdem wird unnötig viel geredet, ohne dass der Film dadurch anspruchsvoller würde und sich über den Durchschnitt abheben könnte. Man kann sich aber auf jeden Fall freuen, dass auch in Russland inzwischen Filme produziert werden, die es in den Westen schaffen und mit Hollywood aufnehmen können.