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Dreckig, rasant und vollgestopft mit krachender Action, röhrenden Motoren und einem schnellen Soundtrack präsentiert sich "Colin McRae: Dirt 2" von Codemasters. Weniger Simulation als Arcade-Feeling, gepaart mit einem herrlich frustvermeidenden Replay-Feature und einer ganzen Latte an Strecken und Events, lässt der Titel jedes Rennfahrerherz höher schlagen.
Der Karrieremodus von "Dirt 2", die Dirt-Tour, ist optisch sowie inhaltlich ansprechend: Im Fahrerlager steht der eigene kleine Wohnwagen, der als Schaltzentrale zwischen den Rennen fungiert und per hübscher Landkarte die über den ganzen Globus verteilten Events zugänglich macht. Die sind nur durch Erfahrungspunkte freischaltbar, welche wiederum in den Rennen verdient werden. Ist die Anzahl der Events anfangs noch auf sehr wenige Strecken beschränkt, ploppen mit jeder gewonnenen Medaille weitere auf, so dass man bald die freie Auswahl hat und ständig Neues angeboten bekommt.
Die Menge verschiedener Events sorgt dafür, dass der Rennspaß nie langweilig wird und man sich die rauspicken kann, auf die man Lust hat:
Ganz klassisch: Rallye- und TrailBlazer-Events; bei ersteren ist man (abgesehen vom Beifahrer) allein auf der Strecke unterwegs, bei letzteren startet man mit gehörigem Abstand zu Vorder- und Hintermann, wobei Zurückfallen oder Aufholen durchaus möglich ist. Der Beifahrer im Rallye-Event lässt ständig Routenbeschreibungen verlauten, die vor allem dann nützlich sind, wenn man die Strecke noch nicht kennt. Im Rallye-Cross hingegen tritt man auf Rundkursen gegen PS-starke Gegner an, um schließlich möglichst als Erster die Ziellinie zu überqueren.
Bei "Last man standing" starten alle Wagen gleichzeitig, und der jeweils Letzte im Rennen scheidet nach einem kurzen Countdown aus - was sehr spannend werden kann, wenn die Zeit unerbittlich herunter tickt, während man mit dem Vordermann ums Überleben kämpft. Ein wenig anders gestalten sich die Domination-Rennen: Hier sind auch alle Autos gleichzeitig auf der Strecke, aber die fahrerische Leistung wird abschnittsweise gemessen und ausgewertet. Wer am Ende des Rennens über die meisten Abschnitte hinweg am besten gefahren ist, gewinnt.
In den Events Raid und Landrush tritt man ebenfalls auf Rundkursen gegen andere an, nur der Modus Gate-Crusher unterscheidet sich noch grundlegend von den anderen Rennen: Der Kurs wird allein bestritten und ist über die gesamte Länge mit kleinen Toren bestückt, die es zu überfahren gilt. Jedes Tor gibt einen Zeitbonus von zwei Sekunden; wer hier am Ende die kürzeste Zeit fährt, gewinnt.
Daneben darf man sich in Einzel-Herausforderungen gegen bekannte Extremsportler (Dave Mirra, Ken Block und andere) beweisen. Zusätzlich warten die X-Games in Europa, Asien und den USA in einem Drei-Stufen-Rennen auf neue Champions, und wer gern noch mehr Events miteinander verbinden möchte, kann sich bei verschiedenen Welt-Tourneen mit den Besten der Besten messen.
Der Fuhrpark - fünfunddreißig optisch sehr ansprechende Boliden - besteht aus sieben Fahrzeugklassen, wobei solche Späße wie Trucks oder Motorräder nicht enthalten sind. Dafür gibt's Rallyewagen, Trophy-Trucks, Buggies und Landrover satt. Es ist zwar nicht möglich, jeden Event mit jeder Fahrzeugklasse zu fahren, aber viele Vehikel lassen sich in der Werkstatt für die entsprechende andere Klasse umrüsten. Die Autos selbst machen eine extrem gute Figur, egal, ob der Lack beim Start noch hübsch glänzt oder die Karosse gerade völlig verbeult und schlammig ins Ziel schleudert. Das Schadensmodell, das auch bei kleinen Karambolagen schon gut zur Geltung kommt, tut sein Übriges, um die Fahrzeuge authentisch und richtig schön dreckig wirken zu lassen.
Vom Gefühl her spielt sich "Dirt 2" eher wie ein Arcade-Game denn eine Simulation: Auf unnötigen Schnickschnack wurde zwar verzichtet, denn es gibt ausschließlich Gas und Bremse, doch das actionlastige und turbulente Gameplay appelliert an Spieler, die Spaß und schnelle Strecken wollen statt gediegenem Simulationsverhalten. Im Verhältnis überwiegen die Multi- zu den Einzel-Events stark, wobei es dennoch möglich ist, alles freizuschalten, wenn man ungeliebte Events einfach vernachlässigt und nie spielt.
Denn Erfahrungspunkte- und Geldzuwachs sind abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad, der sich vor jedem Event neu einstellen lässt und sowohl Anfängern schnelle Erfolge beschert als auch Profis in ihre Schranken verweisen kann. Die gegnerische KI ist bisweilen wirklich fordernd, und überdies merken sich die Kontrahenten, ob man sich ihnen gegenüber wie eine Rennsau oder eher gesittet verhält.
Abhängig vom Schwierigkeitsgrad ist auch das mitunter schönste, da Frust-vermeidende, Feature des Spiels: Die Replay-Funktion. Wer kennt das nicht: Man fährt minutenlang fehlerlos, rast wie ein Irrer über die Strecke, aber doch sauber und perfekt, ist guten Mutes, eine Bestzeit hinzulegen ... und holpert kurz vor der Ziellinie über eine Bodenwelle, muss mit ansehen, wie das Fahrzeug unkontrolliert von links nach rechts schlingert - und kracht schließlich frontal in eine Felswand oder schießt einen Abhang hinab, während man vor Frust in den Controller beißt. Doch diese Zeiten sind vorbei, denn im Replay-Modus lassen sich die letzten paar Sekunden des Rennens auf Knopfdrück einfach zurückspulen, bis vor die Stelle des Fahrfehlers. Dann steigt man wieder aktiv ins Renngeschehen ein, macht den Fehler nicht noch einmal und schafft es tadellos ins Ziel. Je nachdem, wie schwer man es mag, ist von Null bis Fünf Replay-Verwendungen alles drin.
Der Soundtrack des Spiels geht mindestens ebenso gut ab wie die Rennwagen selbst, wobei es schade ist, dass die Musik nur zwischen den Events ertönt und während des Fahrens nur das Röhren der Maschine und der Kies unter den Reifen zu hören ist.
Auch grafisch macht "Dirt 2" eine super Figur. Fantastische Weitsicht, schöne Texturen, Schatten, massig Details und opulente Strecken in Hülle und Fülle: Bei einunddreißig Kursen ist für jeden was dabei, denn von der Indoor-Arena bis zur wahnwitzig turbulenten Rallye durch Wüste und Canyons ist alles vertreten. In neun Ländern gibt es ungefähr hundert Events, unter anderem in Kalifornien, Marokko, Kroatien, in China und sogar im Dschungel von Malaysia.
Nur zwei kleine "Macken" springen bei diesem Rennspiel überhaupt ins Auge: Es gibt keinen Splitscreen-Modus, weshalb man nur online gegen Freunde oder Unbekannte zocken kann - hier jedoch mit bis zu acht Spielern gleichzeitig. Zudem ist es leider nicht möglich, die Autos zu tunen. Mehr als neue Lackierungen und ein paar Gimmicks, die man sich ins Cockpit hängen kann, sind leider nicht drin. Schade, denn dieses Feature hätte den sechsten von fünf Sternen gegeben. Aber auch so macht man als Racing-Fan absolut nichts falsch, wenn man sich dieses Spiel anschafft.