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„Need for Speed“ ist wohl eines der bekanntesten Rennspiele, das es gibt. Bisherige Veröffentlichungen folgten eher dem Arcade-Genre und boten viel Action, wirkten dagegen aber wenig realistisch. Mit dem neuen Teil der Serie „Need for Speed Shift“ entstand der Versuch, einen gewaltigen Schritt in Richtung echter Fahrsimulation zu setzen, ohne dabei auf genügend Action zu verzichten.
Als Fahrer darf man sich gleich zu Anfang innerhalb eines Proberennens beweisen. Bereits hier wird dem ungeübten Spieler klar, dass man es mit viel Realismus zu tun bekommt. Je nachdem, wie gut man sich angestellt hat, werden dem Spieler einige Fahrhilfen angeboten, die das Fahren zunächst erleichtern. Darunter fallen beispielsweise Brems- oder Lenkhilfe, die sich jederzeit im Einstellungsmenü entsprechend anpassen lässt. Diese Fahrhilfen sollte man besonders am Anfang wirklich ausprobieren, denn die relativ starke KI wirkt äußerst realistisch und zeigt sich in allerlei Variation. Ist das erste Rennen geschafft, erhält man das entsprechende Preisgeld und kann sich davon seinen ersten Wagen kaufen, mit dem der Karrieremodus begonnen werden kann. Natürlich gibt es jederzeit auch die Möglichkeit ein schnelles Rennen zu starten, wenn man einfach nur möglichst zügig auf die Rennstrecke möchte.
„Shift“ ist Englisch und bedeutet so viel wie Veränderung oder Verschiebung. Und genau das passiert bei dem neuen „Need for Speed“-Teil. Statt einer frei befahrbaren Stadt, was besonders Vorgänger des Spiels wie „Most Wanted“ auszeichnete, bietet das Spiel einen komplett anders gestalteten Karriere-Modus. Ziel dieser Karriere ist die Teilnahme an der NFS Live World Tour, wo die besten Fahrer der Welt auf den verschiedensten Strecken aufeinandertreffen. Um dort hinzugelangen, sollte man sich jedoch erstmal einen Namen machen. Ganze vier Stufen trennen den namenlosen Anfänger zu Beginn von der Teilnahme an der NFS World Tour. Zu jeder Stufe gibt es ein großes Angebot an Rennen und verfügbaren Wagen. Hat man auf einer Stufe genügend Rennen gemeistert und Erfahrung gesammelt, dann wird die nächste Stufe freigeschaltet und damit auch weitere Autos und Rennen. Die Auswahl der Rennen erfolgt über das Spielmenü. Leider fallen die Ladezeiten dabei etwas lang aus. Am Anfang stehen nur Rennen der Stufe 1 zur Verfügung, doch schon bald kommen immer mehr Möglichkeiten hinzu. Gelegentlich erhält man auch Einladungen zu Events aus höheren Stufen, in denen sich die Gelegenheit bietet, schnellere Maschinen auszuprobieren.
Nicht jedes Rennen darf mit jedem Wagen gefahren werden. So gibt es Rennen, die nur mit Wagen einer entsprechenden Stufe oder Wagen europäischer Herkunft gefahren werden dürfen. In anderen Rennen hingegen geht es darum, die beste Rundenzeit innerhalb einer vorgegebenen Zeit zu schaffen, die besten Drifts zu meistern oder Ausdauer auf äußerst langen Rennen zu zeigen. Für genügend Spannung sorgen besonders Zweikämpfe oder Eliminator-Events, in denen jede Runde der Fahrer mit dem letzten Rangplatz ausscheidet. Für genügend Abwechslung ist mit neun verschiedenen Eventarten mehr als gesorgt.
Doch nicht nur die Rennen bieten genügend Variation, sondern auch die jeweiligen Wagen, mit denen man den Asphalt zum Brennen bringt. In jeder Stufe gibt es eine große Auswahl an Autos bekannter Hersteller wie BMW, Porsche, Audi, Ford, Nissan oder Toyota, um nur einige zu nennen. Neben bekannten Automodellen, die vielleicht sogar in der eigenen Garage stehen, gibt es in höheren Stufen auch Marken wie Aston Martin, Lamborghini oder Bugatti Veyron. Doch egal, welchen Wagen man gerade fährt, man bekommt in der Cockpitperspektive jedes Mal Gänsehaut, wenn der Motor aufheult oder man mit unzähligen Pferdestärken aus der Kurve heraus beschleunigt.
Besonders beeindruckend ist neben dem Sound sowohl die grafisch fantastisch gestaltete Innen-, als auch die Außenausstattung der Wagen. Selbstverständlich sind die Strecken ebenfalls voller Details und lassen das Spiel grafisch in überdurchschnittlich gutem Licht erscheinen. Der Verzicht auf Wetter- und Tageszeitwechseleffekte schränkt die Streckenvielfalt jedoch etwas ein. Wer allerdings mehr Wert auf das tatsächliche Fahrgefühl legt, darf sich besonderer Effekte erfreuen, die Realitätsnähe vermitteln. So verschwimmt beispielweise nach einem heftigen Zusammenstoß für kurze Zeit die Sicht oder es schränkt sich die Wahrnehmung der umliegenden Landschaft erheblich ein, wenn man mit über 300 Sachen über den Asphalt donnert.
Doch wie schafft man es letztendlich, sich in „Need for Speed Shift“ einen Bugatti in die Garage zu holen? So ein Wagen kostet natürlich Geld und das muss man sich verdienen. In jedem Rennen gibt es bestimmte Ziele, die erreicht werden müssen. Für das Erreichen dieser Ziele erhält man Sterne und je nachdem, wie viele Sterne man sich während eines Rennens geholt hat, auch entsprechendes Preisgeld. Dabei ist es nicht immer das primäre Ziel, als Erster die Ziellinie zu erreichen. Es gibt beispielsweise ebenfalls Sterne für das Fahren auf einer optional angezeigten Ideallinie, für aggressive Manöver, gute Drifts oder schnelle Rundenzeiten. Um eine Strecke mit allen Sternen abzuschließen, ist es möglich, diese mehrmals zu fahren und sich jeweils auf andere Ziele zu konzentrieren. Somit ist es nicht schlimm, wenn man nicht auf Anhieb alle Sterne holen kann. Neben dem Preisgeld bilden diese Sterne einen wesentlichen Bestandteil des Spiels. Denn je mehr Sterne man hat, desto mehr Erfahrung bekommt man. Dabei prägt jedes Rennen das eigene Fahrerprofil, welches auf zwei Ausprägungen hinausläuft: Entweder man rammt den Gegner aggressiv aus der Kurve (Aggression) oder man gleitet auf der Ideallinie perfekt am ihm vorbei (Perfektion). Je nachdem, welche Verhaltensweisen man während des Rennens zeigt, sammelt man entsprechende Erfahrung und bildet so seinen eigenen Fahrstil. Für bestimmte Aktionen werden mit der Zeit Abzeichen verliehen, die das Fahrerprofil ebenfalls ausschmücken. Hat man nun genug Erfahrung, befindet sich in der entsprechenden Stufe und hat dann noch das nötige Kleingeld, dann steht dem Kauf eines Bugatti nichts mehr im Weg. Wenn dann noch etwas übrig bleiben sollte, kann man sich entweder einen weiteren Wagen zulegen oder sich in die Werkstatt begeben.
Das Tuning ist wie bei vielen anderen Vorgängern von „Need for Speed“ natürlich auch möglich, wobei hier eindeutig der Schwerpunkt auf Upgrades liegt, die den Wagen leistungsfähiger machen. So gibt es beispielsweise bessere Motoren, Bremsen, Reifen und vieles mehr. Dass der Arcade-Stil noch nicht ganz aus „Need for Speed Shift“ gewichen ist, merkt man an der Möglichkeit, den eigenen Wagen mit einem Nitrotank etwas zusätzliche Würze zu verleihen. Mit Karosserie-Kits verpasst man dem Auto eine bessere Aerodynamik, wobei hier nicht ganz so übertrieben wie in den Vorgängern umgestaltet werden kann. Felgen gibt es natürlich auch genug und ein tolles Feature ist ein Editor für die eigene Lackierung, wo man mit unzähligen Vinyls, verschiedensten Lackierungen und vielen Farbkombinationen jedem Wagen ein individuelles Aussehen verpassen kann.
Ist das Auto nun bis zur Erschöpfung mit allen Upgrades ausgestattet, lässt sich noch ein Werksumbau durchführen, der auch das letzte bisschen Leistung herausholt. Wer sich ein bisschen besser auskennt, der hat die Möglichkeit beim erweiterten Tuning selbst Hand am Wagen anzulegen. Das kostet zwar nichts, aber man sollte sich schon bewusst sein, was man da zum Beispiel beim Radanschlag oder der Anpresskraft eigentlich verstellt. Hat man keine Ahnung, möchte aber trotzdem etwas am Handling ändern, dann kann man über das Schnelltuning schnell und übersichtlich einstellen, worauf der Fokus gelegt werden soll. Die zahlreichen Tuningfunktionen von „Need for Speed Shift“ steigern die Langzeitmotivation des Spiels erheblich. Manche Tuning-Teile und -Optionen muss man sich beispielsweise erst freischalten. Natürlich bringt die gegebene Freiheit, den eigenen Wagen nach Wunsch zu gestalten, auch wesentlich mehr Spielspaß mit sich.
Dass dieses Spiel ein großes Langzeitmotivationspotential hat, liegt nicht nur an dem umfangreichen Karriere-Modus. Der Multiplayer-Modus verspricht ebenso viel Spaß. Dort können bis zu acht Spieler in zahlreichen Rennen gegeneinander antreten, egal ob in Hersteller-Events, beim Zeitfahren oder beim Driften. Bei sogenannten Ranglisten-Spielen fließen die Rennergebnisse mit in die Statistik ein, allerdings erhält man bei entsprechendem Erfolg auch mehr Geld und Profilpunkte für den Karrieremodus. Natürlich lässt sich der Multiplayer-Modus nicht nur im Internet, sondern auch auf LAN-Partys unter Freunden gut spielen. Besonders Turnier-Zweikämpfe sorgen für viel Spaß und ordentlich Action.
„Need for Speed Shift“ ist ein absolut würdiger Nachfolger dieser Serie. Der Schritt in Richtung Simulation und Realismus wird besonders für Fans von Arcade-Rennspielen etwas Gewöhnung erfordern. Jedoch ist damit der Anspruch deutlich gewachsen und ebenso die Tiefe des Spiels. Wer bei diesem Spiel einmal Blut geleckt hat, wird so schnell nicht mehr davon loskommen. Allein die fesselnde Grafik, der Sound und Atmosphäre ziehen den Spieler in den Bann und vermitteln echtes Fahrgefühl auf der Rennstrecke. Neben dem ausgebauten Karrieremodus schafft der Multiplayer-Modus auch genügend Suchtpotential. Zusammenfassend kann man wirklich sagen, dass der „Shift“ in diese Richtung ein Erfolg ist und Spieler begeistern wird, die offen für ein neues, realistischeres „Need for Speed“ sind.