Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Der Mittdreißiger Schlomo Bergomask ist auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, den er in den Lehren der chinesischen Philosophie zu finden glaubt. Nachdem er fünf Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Philosophischen Institut sein Dasein fristete, sieht er die Zeit für einen Neubeginn gekommen und eröffnet eine philosophische Beratungspraxis in seiner Heimatstadt Berlin. Doch die Kundschaft bleibt aus und so ist der Ich-AG-Philosoph froh, als endlich ein Mandant mit einem Anliegen in sein Büro tritt. Großzügig sieht Schlomo darüber hinweg, dass dieser nicht die angebotene Findung seiner Selbst, sondern das Auffinden einer verschwundenen Gattin in Auftrag gibt. Mit einigen Zweifeln an seiner Kompetenz, aber durch einen entsprechenden Obolus beschwichtigt, macht er sich ans Werk und beginnt im Familien- und Freundesreis der verschwundenen Apothekerin und Anwaltsgattin zu ermitteln.
Neben recht unsympathischen Familienmitgliedern, einer Freundin, deren wahre Identität geheim bleibt, und der kroatischen Mafia kreuzen diverse Lokalitäten seinen Weg, deren Genüsse ihn das eine oder andere Mal ins Wanken bringen und den schon recht fülligen Umfang seiner wohlbeleibten Mitte nicht gerade weniger werden lassen. Doch ein richtiges Gleichgewicht zwischen Körper und Geist ist gerade in der chinesischen Philosophie sehr wichtig und so sieht Schlomo in dem täglichen Genuss das Ziel, den nötigen Einklang zwischen geistiger Arbeit und körperlichem Wohlbefinden zu erlangen. Während es ihm mit seinem neuen Auftrag so richtig gut geht, sterben immer mehr Menschen im Umfeld der verschwundenen Anwaltsgattin. Eine explodierende Villa, eine Überdosis an Botox und ein viel zu zeitiger Herzinfarkt lassen nicht nur Schlomo aufhorchen und dem plötzlichen Ableben einiger Mitmenschen auf den Grund gehen. Auch die Kriminalpolizei bekommt Wind von den mysteriösen Todesfällen und so gerät Schlomo schneller als er denken kann in Erklärungsnot. Doch Schlomo ist nicht umsonst Philosoph und so findet er recht schnell wieder einen bodenständigen Grund, um weiter zu ermitteln. Ein Unterfangen, das ihn direkt in die Arme des Serienkillers treibt.
Matthias Eberling hat in seinem Kriminalroman „Ich träume Deinen Tod“ nicht nur dem sympathisch erscheinenden, Sprüche klopfenden Philosoph Schlomo Bergomask einen umfangreichen Platz eingeräumt. Auch ein menschlich in die Enge getriebener Serienkiller erhält hier ein Forum, um seine Gedanken und Gefühle zu offenbaren und die ihm entgegengebrachten niederträchtigen Handlungen seiner Mitmenschen zu rächen. Als Ich-Erzähler auftretend lässt er den Leser tief in sein krankes Inneres blicken und erklärt auf erschreckende Art und Weise die Motive seiner Taten.
In sich abwechselnden Kapiteln wird die Handlung jeweils aus der Sicht der beiden Protagonisten geschildert, deren Leben mit der Zeit eine immer weiter fortschreitende Verflechtung widerfährt, die letztendlich zu einem Eklat führt. Ein Erzählstil, der sehr interessant anmutet, jedoch ohne viel Action und Abwechslung vonstattengeht und somit immer wieder an Fahrt verliert. Lediglich die gut ausgefeilten, interessant gestalteten Charaktere und der sehr flüssige Schreibstil des Autors wissen den Leser am Geschehen zu halten, welches mit einer Menge an Berliner Eigenheiten und Lokalitäten gewürzt ist.
Fazit:
Ein Philosoph, der Zwiesprache mit seiner Schildkröte Daisy hält, ein Serienkiller, der unter Einbeziehung ungewöhnlicher Methoden mordet und ein Autor, dem die Liebe zu seiner Heimatstadt Berlin in jedem Satz anzumerken ist, so präsentiert sich „Ich träume deinen Tod“ dem Leser. Ein Kriminalroman, der in der Berlin-Reihe des Emons-Verlages erschienen ist und vor allem für Berlinfans ein besonderes Schmankerl darstellt.