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Romeo und Julia im Look der 80er: Tony und Tye sind sich nahegekommen und fahren aufeinander ab. Das Problem: Tony lebt in Little Italy und Tye in Chinatown und beide sind die jüngeren Geschwister von Anführern zweier Gangs, die um die Vorherrschaft in diesen beiden Vierteln von Manhattan kämpfen. Also müssen sich die beiden heimlich treffen.
Das geht nicht lange gut: Ihre gangübergreifende Liaison fliegt auf und verschärft den Konflikt zwischen der chinesischen und der italienischen Gang. Die sollen eigentlich die Bälle flach halten, aber nicht alle Gangmitglieder halten sich an diese Weisung der jeweiligen Mafia-Bosse, die ihre eigenen Vorstellungen von der Aufteilung der Machtverhältnisse haben. Sie statuieren ein Exempel an Mitgliedern beider Gangs, aber das bringt das Fass erst zum Überlaufen: Aus den Prügeleien in verlassenen Hinterhöfen werden öffentliche Gewaltakte und die beiden Verliebten stecken mittendrin …
Ach ja, die 80er. In diesem Film von Regisseur Abel Ferrera („King of New York“, „Body Snatchers“) aus dem Jahr 1987 leben sie wieder auf. Mädels im Jennifer-Rush-Outfit, Jungs mit extra viel Gel in den Haaren, Lederjacken und ärmellose Shirts, percussionlastige Musik mit jaulenden E-Gitarren, Kunstblut, Klappmesser und Stereotypen, all das wird in „China Girl“ auf die Spitze getrieben, dass es eine Freude ist. Dieser Film scheint nur dafür gedreht worden zu sein, all diese Klischees der 80er Jahre festzuhalten, da ist die Story, die eine sehr simple Umsetzung von „Romeo und Julia“ beziehungsweise der „West Side Story“ darstellt, nicht weiter von Belang. Ebenso wenig wie die Schauspielerleistung: Richard Panebianco („Geboren am 4. Juli“, „Dogfight“) als Tony und Sari Chang („King of New York“) als Tye spielen die beiden unbedarften und von allen Machtspielen unbeeindruckten Liebenden geradlinig und ohne charakterliche Ecken und Kanten runter und auch David Caruso (Horatio Caine in „CSI: Miami“) als Schläger Mercury und James Russo („Beverly Hills Cop“, „Public Enemy“) als Tonys Bruder Alby zeigen nicht gerade eine oscarverdächtige Leistung. Daneben spielen zahlreiche unbekannte Namen mit, die größtenteils danach auch nie wirklich bekannt wurden. Eine Ausnahme stellt Russell Wong als Tyes Bruder Yung Gan dar: Er war unter anderem mehrfach in größeren Produktionen an der Seite von Jet Li zu sehen („Romeo must die“, „Die Mumie 3“). Und James Hong, der hier den chinesischen Mafia-Boss darstellt, ist unter anderem aus „Blade Runner“ bekannt und spielte zuletzt in „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ mit.
Damit ist eigentlich schon alles gesagt: Der Film ist nicht gut, aber auch nicht schlecht, sondern sanfter Trash und anspruchsloses Drama. Dass es immer wieder Konflikte zwischen italienischen und chinesischen Gangs gab, ist nicht von der Hand zu weisen, aber das hier Gezeigte hat mit der historischen Wirklichkeit wohl wenig zu tun. Auch über die DVD-Ausstattung lässt sich nicht viel sagen: Bild und Ton sind in Ordnung, Bonus-Material gibt es nicht, nur die Epix-Trailershow.
Dieser Film zeigt uns, wie sich die Bewohner des Planeten „80er Jahre“ sahen: bunt, lässig und milchbubengesichtig. Hier wird weniger eine Story erzählt, sondern vielmehr ein Lebensgefühl vermittelt. Die Musik bekommt einen Extra-Stern, weil die Songs von Run DMC, Marc Anthony, Bonnie and the Lads und vielen anderen so wunderbar zu diesem Lebensgefühl passen. Für Nostalgiker.