Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Beruf? Tischler. Die kleine Notlüge birgt für den Geigenbauer Daniel die Hoffnung, im
Dreiflüsselager zu überleben. Inmitten des Grauens, das ihm jeden Tag Folter und Tod einbringen kann, klammert er sich an die winzige Möglichkeit, in der Tischlerei den Transporten ins benachbarte Auschwitz zu entgehen.
Wie durch ein Wunder eröffnet sich ihm eines Tages die Chance, für Wochen oder gar Monate der Willkür des Lagerarztes Rascher zu entgehen. Lagerkommandant Sauckel verlangt von ihm, eine Geige zu bauen. Ein perfektes, den Maßen einer Stradivari entsprechendes Instrument. Daniel versucht sich trotz Hunger, Entbehrungen und täglichen Grausamkeiten auf diese eine Aufgabe zu konzentrieren.
Er ahnt nicht, dass sein Leben unmittelbar mit diesem Instrument verbunden ist. Gelingt ihm das Unmögliche, bleibt er im Lager - den Tod immer vor Augen und doch mit der Hoffnung auf ein Überleben. Gelingt es ihm nicht, die Geige zur Zufriedenheit des Lagerkommandanten fertigzustellen, wird er Rascher übergeben. Und der ist für seine grausamen, tödlichen Menschenversuche nur allzu bekannt.
1994 erschien der Roman "El violì d'Auschwitz" der berühmtesten katalanischen Autorin Maria Àngels Anglada in Barcelona. Die fiktive Geschichte über das Schicksal des Geigenbauers Daniel in einem kleinen Außenlager des KZ Auschwitz ist eingebettet in die Ereignisse des Jahres 1991, als ein Komponist, der durch Zufall die adoptierte Tochter eben jenes Daniel kennenlernt, von den damaligen Ereignissen erfährt.
Zentral aber sind die unmenschlichen Zustände im
Dreiflüsselager. Den grausamen und die Seele bis ins Innerste frieren lassenden Bedingungen, unter denen einige wenige Juden inmitten des millionenfachen Todes überlebten - und doch innerlich nie wieder davon loskommen sollten, wie Menschen mit Menschen umzugehen in der Lage sind.
In kurzen, fast kalten, doch sehr berührenden Sätzen gelingt es Maria Àngels Anglada - und der deutschen Übersetzerin Theres Moser - die Seelen jedes Lesers zu erreichen und zu erschüttern. Und doch, bei all der unfassbaren Grausamkeit, die immer wieder klar zur Sprache kommt, kann man dieses Buch nicht aus der Hand legen, nicht aufhören zu lesen, nicht aufhören zu hoffen. Das fiktive Schicksal eines einzigen Menschen wird zum Kristallisationspunkt der Hoffnungen eines Volkes in dieser kalten Zeit zu überleben und die Narben nicht für alle Zeit nach außen tragen zu müssen.
Dieses Buch ist ein wundervolles Zeitdokument, ein literarisch brillanter Essay über Grausamkeit und Hoffnung, Unmenschlichkeit und Lebenswillen, über die dunkle Vergangenheit der Deutschen und des Nationalsozialismus und ein tiefgreifend mitreißendes Fanal wider das Vergessen.
"Die Violine von Auschwitz" sollte in allen Schulen bearbeitet, vielen Menschen geschenkt und weltweit gelesen werden: es ist ein einmalig schönes, schreckliches und bewegendes Dokument - und gerade, weil es fiktiv ist, eine Art objektives Konzentrat vieler Berichte von Überlebenden dieser grausamen Zeit.