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"Vergangene Reiche & Kulturen - Atlas der versunkenen Welten" von Markus Hattstein versucht weltweit und für die gesamte Besiedlungszeit der Menschheit einen Überblick zu geben, welche Führer, Herrscher, Könige und Kaiser welche Reiche gegründet und zu historischer Größe geführt haben.
Die Einteilung in sieben geographisch charakterisierte Zonen bildet den Rahmen für diese mit zahlreichen Bildern, Grafiken, Zeichnungen, Tabellen und Informationen komplettierte Darstellung.
Nach einer kurzen Einleitung über die "Neolithische Revolution" und das alte Anatolien beginnt Markus Hattstein mit "Mesopotamien, Altarabien und Persien". Im Einzelnen bedeutet dies die Erfassung der Reiche Sumer, Akkad, die Kleinreiche Syriens, das Babylonische Reich, das Assyrische Reich, die Hethiter, die Altarabischen Reiche, die Nabatäer und Persien. Auf jeweils vier bis sechs Seiten stellt der Autor diese "vergangenen Reiche" vor, verdeutlicht anhand von Karten, Bildern, Zitaten und einem kurzen, wissenswerten Text die Bedeutung dieser frühen Kulturen für die damalige, aber auch für die heutige Zeit.
Im Anschluss daran wendet sich Hattstein den "Kulturen rund um das Mittelmeer" zu. Am Anfang steht - wie in jeder Darstellung in diesem Atlas - eine Zeitleiste als erster Orientierungspunkt. Es folgen Ägypten, das alte Israel, die Phönizier, Karthago, Griechenland, Makedonien, die Diadochenreiche, die Etrusker und in einer zwanzigseitigen Darstellung das Römische Reich.
"Mittel- und Nordeuropa", das dritte Kapitel, beschäftigt sich mit Kelten, Germanen, Franken, Wikingern, Normannen und Warägern, den Reichen und Völkern Osteuropas und Kleinasiens, also quasi mit den Wurzeln Deutschlands und Frankreichs und den europäischen Kernländern.
Hier geht Hattstein vor allem auf die gegenseitige Einflussnahme dieser Völker ein und beleuchtet deren Bedeutung für das heutige Europa.
Nach einem sehr kurzen Kapitel über "Zentralasien", in dem nur auf Hsiung-nu, Hunnen und Hephthaliten und die Mongolen eingegangen wird, wird "Nord- Mittel, und Südamerika in den "historischen Blick" genommen. Auf dreißig Seiten werden die Indianer Nordamerikas, frühe Kulturen Mittel- und Südamerikas, die Maya, die Azteken und die Inka behandelt.
"Afrika", das sechste Kapitel, gibt auf zwölf Seiten einen Überblick über vergangene Kulturen dieses Kontinents, ehe sich Markus Hattstein dem abschließenden Kapitel über "Australien und Ozeanien" - es umfasst vierzehn Seiten - zuwendet.
Ein Anhang mit Chronologie, Bibliografie, Register und Abbildungsnachweis rundet diesen Atlas ab.
Dieser Atlas unterscheidet sich wohltuend von so manchen Zusammenstellungen, die sich mit untergegangenen Kulturen oder anderen historischen Begebenheiten beschäftigen. Meist sind es dort genau zwei Seiten, die einem Thema gewidmet werden und entsprechend hastig und unzusammenhängend wirken diese Produkte. Doch dieses Buch von Markus Hattstein geht einen anderen Weg. Je nach gefühlter Wichtigkeit - und hier entscheidet der Autor leider sehr eurozentriert - variiert der Umfang eines Artikels sehr stark. Während dem Römischen Reich zwanzig Seiten gegönnt werden, ist es für den gesamten Kontinent Afrika etwas mehr als die Hälfte. Und dies ist der gravierendste Kritikpunkt an diesem Atlanten. Er behandelt Europa und am Rande auch den Rest der Welt. Am Rande und weitestgehend auch verzichtbar, denn hier wird allenfalls angerissen und kurz wie plakativ aufgelistet - dem Anspruch dieses Atlanten genügen diese Darstellungen jedenfalls keinesfalls.
Doch immer dann, wenn Hattstein einer Kultur oder einem Reich Zeit und Raum einräumt, ist dieser Atlas brillant. Text- wie Bildmaterial sind gut ausgesucht, zusätzliche Informationen strukturieren und erhellen den Betrachtungsgegenstand perfekt. Das lässt sich nicht nur leicht lesen, es ist auch spannend und faszinierend aufbereitet. Man liest sich regelrecht fest und legt das Buch kaum mehr aus der Hand.
Dieses Buch ist mehr als gelungen. Es erhellt die europäischen Wurzeln sehr genau und informativ, lässt am Rande auch die wichtigsten untergegangenen Reiche des Restes der Welt aufleuchten und ist unvergleichbar günstig - keine zehn Euro sind mehr als ein Schnäppchen. Will man also nicht gerade von den Inka oder Afrikas kultureller Vergangenheit mehr erfahren - von Australien oder Nordamerika ganz zu schweigen -, kann man kaum günstiger und vor allem lesenswerter informiert werden als in "Vergangene Reiche & Kulturen" von Markus Hattstein.