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Der deutsche Film und Themen des aktuellen Weltgeschehens stehen bekanntlich auf Kriegsfuß. Entweder man findet die eigene Vergangenheit viel spannender ("Der Untergang", "Der Baader Meinhof Komplex") oder man verfilmt hausgemachte Literatur ("Das Parfüm", "Die Wolke") – und damit sind die restlichen 98 Prozent des jährlichen deutschen Filmfundus, der aus seichten Melodramen und überflüssigen Beziehungskomödien besteht, noch gar nicht angetastet. Es scheint fast so, als hätten die Kulturschaffenden der deutschen Filmlandschaft nichts zum Tagesgeschehen im eigenen Land, geschweige denn der ganzen Welt, zu sagen; als würde man sich in der eigenen, kleinen Kulturblase einfach zurücklehnen und eine Illustrierte lesen. Allein schon deswegen kann "Waffenstillstand" als kleine deutsche Produktion mit internationalem Flair punkten.
Der Film spielt im Irak, 2004. Während eines 24 Stunden währenden Waffenstillstands zwischen Amerikanern und Irakern im Kriegsgebiet machen sich Kim (Thekla Reuten), die Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation, der Arzt Alain (Matthias Habich), die beiden Journalisten Oliver (Max von Pufendorf) und Ralf (Hannes Jaenicke) und der einheimische Fahrer Husam auf den Weg von Bagdad in die Hochburg des sunnitischen Widerstands Falludscha, um die dortige Bevölkerung mit Medikamenten zu versorgen. Der Weg führt sie durch ein zerstörtes, feindseliges Land und mitten ins Herz des Kriegsgebietes, in dem man auch auf einen Waffenstillstand nur wenig Rücksicht nimmt …
Zunächst klingt es seltsam, einen deutschen Film über einen Krieg zu drehen, an dem Deutschland nicht direkt beteiligt war. Doch "Waffenstillstand" ist kein Kriegsfilm. Er nimmt weder die Perspektive der kämpfenden Parteien ein, wie es amerikanische Streifen der Marke "The Hurt Locker" oder "Green Zone" tun, noch die der vom Krieg direkt Betroffenen – das könnte er als deutsche Produktion auch gar nicht. In "Waffenstillstand" geht es um die Rolle der Beobachter und Helfer, die ihr Leben für eine gute Story riskieren oder für das Retten anderer. So finden sich im Film zwei junge Idealisten und zwei alternde Zyniker auf einem Roadtrip durch die Wüste wieder, der ein kleines bisschen an Joseph Conrads "Herz der Finsternis" erinnert, schließlich werden die Begegnungen des kleinen Hilfskonvois am Rande der Straße immer feindseliger und gefährlicher, die Hoffnung auf ein Gelingen des Einsatzes immer geringer.
Rein filmisch sinkt "Waffenstillstand" dabei zwar zu keiner Sekunde unter internationale Standards, ist jedoch auch in keiner Szene wirklich überragend. Einzelne Momente oder gar Szenen bleiben kaum haften, doch dafür vermag der Film insgesamt eine starke Atmosphäre aufzubauen und ein hohes Maß an Authentizität zu vermitteln. Da "Waffenstillstand" jegliches Pathos und jede Gefühlsduselei gekonnt umschifft, bekommt man einen glaubwürdigen Einblick in das Krisengebiet aus einer vertrauten Perspektive – nämlich der des Fremden, des Beobachters, des Helfers. So verzeiht man dem Film auch gerne die etwas schablonenhaften Charaktere und den einen oder anderen Griff in die Klischee-Mottenkiste (es ist NIEMALS eine gute Idee, jemandem in einem Kriegsfilm Familienfotos zu zeigen …). Das deutsche Kino braucht mehr Filme dieses Kalibers!
Angesichts der Größe der Produktion wundert die magere Ausstattung der DVD nicht weiter. Neben dem Hauptfilm finden sich auf der Scheibe lediglich einige schlecht geschnittene Interviews mit Regisseur Lancelot von Naso und den Hauptdarstellern sowie eine knappe halbe Stunde Videoaufnahmen vom Set, die ihre Aufgabe dann gut gemacht haben, wenn sie dokumentieren sollten, wie langweilig die Produktion eines Spielfilms sein kann. Eine Untertitelspur für Hörgeschädigte – eigentlich ein DVD-Standard – fehlt.