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Ganze vierzehn Jahre lang träumten Alexander und Thomas Huber, die zu den besten Profi-Bergsteigern der Welt gehören, davon, die Antarktis zu bereisen und dort zu klettern. Im November 2008 starteten die Brüder dann endlich, begleitet von zwei weiteren erfahrenen Kletterern, gen Süden. Der sechswöchige Trip wurde zum einmaligen, von magischen Momenten geprägten Erlebnis, das man jetzt in "Eiszeit – Expedition Antarktis", erschienen bei Frederking und Thaler, nachträglich miterleben und mitfühlen kann.
Längst sind die "Huberbuam" nicht mehr nur Extremsportlern und Bergsteigern ein Begriff, sondern spätestens seit der Milchschnitte-Werbung auch der breiten Masse bekannt. Der abenteuerliche Reisebericht aus dem ewigen Eis kommt daher zur rechten Zeit und bietet nicht nur "Insidern" und Sportlern Sehens- und Lesenswertes mit vielen persönlichen Einblicken und Schilderungen der beiden Huber-Brüder, sondern kann auch Leser begeistern, die lieber vom gemütlichen Sofa aus in die Ferne schweifen.
"Eiszeit" ist eine ausgewogene Mischung aus Bild und Text; es ist kein reiner Bildband, obwohl das 160-seitige Hardcover im großzügigen Querformat eine Fülle an atemberaubenden Fotografien enthält. Neben den grandiosen Aufnahmen steht jedoch immer auch der Text im Vordergrund, der die Reise in eine der unwirtlichsten und am wenigsten vom Menschen besiedelten Regionen überhaupt dokumentiert. Die Antarktis, die flächenmäßig ganze 37-mal größer ist als Deutschland, beherbergt unfassbare 30 Millionen Kubikkilometer Inlandeis, welche etwa 75 Prozent der gesamten Süßwasservorräte der Erde ausmachen.
Dadurch, dass im Buch viele originale Tagebucheinträge von Thomas Huber enthalten sind, in denen der ältere der beiden Brüder die Reise der vierköpfigen Gruppe akribisch festhält, ist der Reisebericht sehr persönlich geraten, stellenweise auch in dezentem Dialekt verfasst, etwa wenn die Expedition zu Ende geht:
"Schee war's, aber schee is, dass's vorbei is, oder besser I gfrei mi auf dahoam!" Huber berichtet von Momenten der Anspannung, des Glücks, der Verzweiflung und sinkenden Motivation; von eisiger Kälte und schlechtem Wetter, von atemberaubend schönen Landschaften und, als Highlights, von der schwierigen Erstbesteigung der Holtanna-Westwand (2650 m), einem der Gipfel der antarktischen Drygalskiberge, und dem Bezwingen des schwierigsten Berges der Antarktis, dem Ulvetanna (2931 m).
In einigen Einträgen gibt es deutliche Kritik am Extremsport-Hype und diversen Expeditionsgruppen, die den Kletterern auf ihrem langen Weg begegnen:
"Dann die andere Gruppe: Ihre Expedition hat die Überschrift 'Fight against Global Warming'. Ihr Beitrag dazu: mit ethanolbetriebenem Rucksack-Propeller und Gleitschirm lärmende Runden drehen! Der Mensch ist schon pervers. (…) Im Grunde sind es Kinder, die auf Millionen sitzen und sich als Extremsportler ausgeben." Aber auch zum Lachen und zum Schmunzeln gibt es durch die lockere Art des Reiseberichts immer wieder einiges.
Abgewechselt werden die Tagebuchberichte durch allerlei Wissenswertes rund um die Antarktis, etwa zum Klima, den Bergen, der Tierwelt oder der Schwierigkeit, bei minus 30 Grad zu filmen. Neben Alexander und Thomas Huber haben auch die beiden Mitreisenden Stephan Siegrist und Max Reichel Texte beigesteuert.
Als Leser hat man durch die individuelle und spannend geschriebene Dokumentation zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, hautnah bei dieser extremen Reise dabei zu sein, was durch die qualitativ hochwertigen Fotos noch unterstrichen wird. Die Bilder sind gestochen scharf, die Seitenaufteilungen sehr abwechslungsreich und gut durchdacht, die Qualität von Papier und Druck einwandfrei, so dass der gesamte Band einen edlen Eindruck beim Betrachter hinterlässt. Viele Fotos zeugen von der eindrucksvollen Schönheit der Antarktis oder zeigen aus oft spektakulären Perspektiven, wie die Kletterer gerade in der Wand hängen, andere erinnern an Urlaubsfotos, etwa wenn man sich zum Gruppenfoto im Camp versammelt.
"Eiszeit – Expedition Antarktis" ist eine ansprechende Mischung aus spannendem, sympathisch erzähltem Reisebericht aus erster Hand, spektakulären Fotos und edler Aufmachung. Ein wunderschönes, qualitativ hochwertiges Buch, das seinen Preis definitiv wert ist!