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 Father Browns Einfalt, Weisheit, Ungläubigkeit


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Zwei Pfarrer begegnen dem berühmten Detektiv Valentin. Er beachtet sie nicht weiter, warnt nur den Kleineren, sein wertvolles Paket, das eine Reliquie enthält, nicht derart offen anzupreisen. Doch er folgt den Spuren der beiden, denn sie benehmen sich höchst merkwürdig. Einer wirft eine Suppentasse an die Restaurantwand, vertauscht Preisschilder an einem Obststand und schlägt, nachdem er eine überteuerte Rechnung bezahlt hat, ein Loch in eine Fensterscheibe. Valentin folgt der Spur der Geistlichen und findet sich plötzlich in einem Kriminalfall wieder, der den größten Verbrecher Europas entlarvt. (Father Browns Einfalt: Das Blaue Kreuz)

Valentin gibt eine Gesellschaft. Die edelsten Gäste beherbergt sein Haus und mit großem Entsetzen muss er vernehmen, dass man in seinem Garten eine Leiche gefunden hat, deren Kopf abgetrennt daneben liegt. Als ein zweiter Kopf jenseits der Gartenmauer gefunden wird, gibt ausgerechnet sein unauffälligster Gast, Father Brown, bekannt, dass er eine Lösung anzubieten hat, die an Abscheulichkeit kaum zu überbieten ist. (Father Browns Einfalt: Der verborgene Garten)

Eine Reisegesellschaft bricht im bergischen Teil Italiens zu einer Überlandfahrt auf. Der reiche Bankier wird von seiner Tochter, seinem Sohn, dem berühmten toskanischen Dichter Muscari und dessen Schulfreund sowie Father Brown begleitet. An einem gefährlichen Gebirgspass stürzt die Kutsche um und der Schulfreund gibt sich als Bandit zu erkennen. Einzig Father Brown nimmt Muscari beiseite und rät ihm, sich zu wappnen und seine Geliebte in Gestalt der Bankierstochter um ihre Hand zu bitten, denn ihr stehe weit Schlimmeres als der Überfall bevor. (Father Browns Weisheit: Das Paradies der Diebe)

Ein Besucher erzählt Father Brown von einem kürzlich geschehenen Mord. Seltsamerweise spielt das Verhalten eines Hundes eine große Rolle, denn nach Meinung des Besuchers hat der Hund den Mörder erkannt und angeknurrt. Er schildert dem Father den Fall in allen Einzelheiten. Dieser gibt ihm den Rat, eine der beteiligten Personen aufzusuchen. Beim nächsten Besuch berichtet der Mann, dass sich der betreffende Mann umgebracht hat - offensichtlich niedergedrückt von seiner Schuld. Father Brown zeigt sich nicht überrascht und erläutert dem erstaunten Zuhörer den Mord in allen Einzelheiten. (Father Browns Ungläubigkeit: Das Orakel des Hundes)

Father Brown ist als Missionar in Südamerika eingesetzt. Ein Journalist sucht ihn auf und beginnt, dessen Erlebnisse und Kriminalfälle weltweit in Zeitungen und Zeitschriften zu vermarkten. Inständig bittet ihn Father Brown, dies zu unterlassen.
Wenig später wird Father Brown vor zahlreichen Zeugen ermordet und aufgebahrt. Nach seiner Auferstehung sieht er sich genötigt, den Mord an sich selbst aufzuklären! (Father Browns Ungläubigkeit: Die Auferstehung von Father Brown)

Der vorliegende Band vereinigt drei Bücher Chestertons mit Kurzgeschichten. Der überaus unauffällige, unscheinbare und schlecht gekleidete "Held" der Geschichten ist Father Brown. Weltberühmt wurde diese Romangestalt durch die Verfilmungen mit Heinz Rühmann. Der immer im Hintergrund agierende Geistliche mit dem scharfen Verstand löst in 32 Kriminalfällen die skurrilsten Probleme mit einem enormen Erfindungsreichtum, der auch die härtesten Verbrecher und Detektive erstaunt.
Auffallend ist die gestelzte und altertümliche Ausdrucksweise Chestertons. Diese Geschichten entstanden um die Jahrhundertwende und sind leider in einem Sprachduktus verfasst, der heute mehr als unüblich ist. Hinzu kommen zahlreiche Übersetzungs- und Schreibfehler, die zusätzlich den Lesefluss hemmen. Hier wäre ein Lektorat, das Stil und Wortwahl der Vorlage ein wenig den modernen Gepflogenheiten angepasst hätte und sorgfältiger zu Werke gegangen wäre, wünschenswert gewesen.
Doch dem Charme der Geschichten tut dies keinen Abbruch. Hat man sich erst einmal an die Schreibweise Chestertons und den unaufgeregten und unprätentiösen Ermittlungsstil von Father Brown gewöhnt, fliegen die Geschichten, die im ersten ("Father Browns Einfalt") und zweiten Buch ("Father Browns Weisheit") selten mehr als 15 Seiten lang sind, nur so vorüber.
Der Herausgeber wählt übrigens mit Absicht den englischen Begriff "Father" in der deutschen Übersetzung, da der häufig verwendete Begriff Pater schlicht falsch ist. Korrekt übersetzt wäre der Titel Hochwürden, der scheint aber nicht mehr gebräuchlich zu sein.
Im dritten Band ("Father Browns Ungläubigkeit") steigt die Länge der einzelnen Geschichten auf 20-25 Seiten an. Hauptkennzeichen bleiben aber die seitenlangen Beschreibungen und höchst genauen Schilderungen der Umgebung und der kleinsten Kleinigkeit der Räumlichkeiten und der Charaktere. Die eigentliche Ermittlung und die Auflösung hingegen sind meist nur zwei oder drei Seiten lang. So kann man diese Kurzgeschichten eher als zeitgenössische Beschreibung von Orten und Personen beschreiben denn als Kriminalgeschichten. Die mörderische Handlung ist quasi Nebensache und wird im Vorbeigehen abgehandelt. Das macht aber gerade den Reiz dieser Sammlung aus. Immer wieder runzelt der Leser die Stirn ob des unverständlichen und scheinbar völlig nebensächlichen Geschehens, bis plötzlich unvermutet ein Mordfall daraus wird. Auffälligstes Merkmal aller Geschichten ist die scheinbar harmlose Handlung, die sich in Nebensächlichkeiten ergeht, einziger Beleg für einen innewohnenden Kriminalfall ist die Anwesenheit von Father Brown.
Leider sind die Fälle von sehr unterschiedlicher Qualität. Neben raffinierten Verbrechen und brillanter Aufklärung stehen fade und langweilige Gedankenspiele, einzig ersonnen, um den Scharfsinn des Father Brown zu dokumentieren.
So bleibt als Fazit nur festzuhalten, dass in der Vielfalt der Geschichten für jeden Leser etwas enthalten ist, das ihn gefangen nimmt und ihn zu Begeisterungsstürmen über Chesterton und seinen Father Brown hinreißen lässt, aber leider auch Geschichten, die man stirnrunzelnd ad acta legt, als misslungen und langweilig.
Zusätzlich sei der Leser gewarnt: Mit normal großer Schrift und angemessenem Zeilenabstand wäre das Buch nicht nur 628 Seiten stark, sondern mindestens tausend. Arg klein und sehr eng bedruckt sind die Seiten und gutes Licht und gute Augen sind leider eine Vorraussetzung, die eigentlich vermeidbar gewesen wäre.
Dankenswerterweise sind jedem Band zahlreiche Anmerkungen des Herausgebers angefügt, die das Geschehen und die verwendeten Begriffe und zeitgenössischen Besonderheiten beleuchten.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Mai 2004 | ISBN: 9783899961805 | Preis: 9,95 Euro | 628 Seiten | Sprache: Deutsch

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