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Nach "
Versehrung" präsentiert
STIL mit "Stimulus" die vierte Folge der neuen Hörspielreihe "
Professor Sigmund Freud". Die Episode steht ganz im Zeichen des Antisemitismus - und den Umgang Freuds mit Selbigem.
Anna Freud ist entsetzt. Die Gendarmerie postiert Wachen vor dem Haus der Familie, wird ihr Vater doch eines grausamen Verbrechens beschuldigt. Die frisch verheiratete Hilde Schwarzburg liegt mit Würgemalen im Krankenhaus - im Wachkoma. Nur knapp hat sie die Attacke eines unbekannten Peinigers überlebt. Aber wer ist verantwortlich für die furchtbare Tat? Es stellt sich heraus, dass die junge Frau bei Professor Sigmund Freud - einem Juden - in Behandlung war. Es dauert nicht lange und der Fall scheint glasklar: Der alte Seelendoktor hat sich an der hübschen Ehefrau vergriffen und wollte sie danach beseitigen. Der Psychologe ist überzeugt: Die Wahrheit wird sich durchsetzen, er ist unschuldig. Anna ist da ganz anderer Meinung. Denn der Antisemitismus greift um sich und ihr Vater ist ein allzu leichtes Opfer - während der wahre Täter auf seine zweite Chance wartet ...
Nach und nach werden die Superlative knapp, mit denen die "Professor Sigmund Freud"-Reihe noch bezeichnet werden kann. Auch der vierte Teil der Serie bietet atmosphärische, kluge Unterhaltung und stellt die Schwierigkeiten der damaligen Zeit in den Mittelpunkt. Der Antisemitismus greift zunehmend um sich, Juden sehen sich allerorts Anfeindungen ausgesetzt. Da scheint es umso unglaublicher, dass gerade der Arzt, als Gelehrter, die Gefahr kaum wahrhaben will, die von der Situation ausgeht. So ist der titelgebende Protagonist (gesprochen von Hans Peter Hallwachs) in "Stimulus" dann auch nicht ganz so präsent wie in den Folgen zuvor.
Dafür können Anna Freud (gesprochen von Felicitas Woll) und Karl Gruber (gesprochen von Andreas Fröhlich) so richtig zeigen, was in ihnen steckt. Die Tochter des Professors ist es nämlich, die der Wahrheit hinterherjagt. Sei es am Krankenbett des Opfers, im Gespräch mit dem Ehemann, dem Schwiegervater oder dem Arzt. Sie lässt nichts unversucht, ihre Vermutung zu überprüfen. Im Zusammenhang mit den Informationen Freuds, der Hilde vor dem Verbrechen behandelte, scheint recht schnell klar, was tatsächlich geschehen ist. Trotzdem dauert es eine ganze Weile, bis jeder Zipfel der Tat aufgeklärt ist und auch die Exekutive überzeugt werden kann. Gerade mit der Beschreibung der ermittelnden Gendarmerie und der Staatsanwaltschaft hat Autor Heiko Martens die damalige Zeit gut eingefangen. Der Antisemitismus kommt hier sehr deutlich zum Ausdruck, versuchen die Ermittler doch zwanghaft einen Fall gegen den Professor zu konstruieren, während die Suche nach einem anderen Täter völlig außen vor bleibt.
Besonders Marie Bierstedt als Hilde und Marius Clarén als Max Schwarzburg liefern neben den Hauptsprechern eine solide Leistung ab. Natürlich sind auch das Über-Ich (gesprochen von Nicolas Artajo) und das Es (gesprochen von Cathleen Gawlich) wieder mit dabei.
Das Artwork von Kai Hoffmann ist ebenfalls stimmig gehalten. Ein altes Krankenhauszimmer, der Judenstern und ein Gerichtssaal bilden ein atmosphärisches Cover.
Fazit:
Die "Freud"-Reihe steigert sich zunehmend. Mit dem vierten Teil wird erneut deutlich, dass die Macher keine Standardkost produzieren wollen, sondern mit jeder Episode etwas Besonderes schaffen. So gibt es eine spannende Geschichte, einen ausgewogenen Einsatz der Hauptdarsteller und ein Thema, das in der damaligen Zeit das Denken der Menschen dominierte. Weiter so! Für alle Freunde guter krimipsychologischer Unterhaltung heißt es: zugreifen!
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website unter http://www.stil.name