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Die Fernsehserie, mit der alles begann, ist ein Phänomen. Man kann sie lieben oder hassen, aber eines steht fest: "Alarm für Cobra 11" ist seit über 15 Jahren fester Bestandteil des Abendprogramms von RTL – und das will in einer Zeit, in der unprofitable Formate schnell mal den Löffel abgeben dürfen, durchaus etwas heißen. Auch die Videospiele zur Serie, die seit "Alarm für Cobra 11 - Nitro" vom Gütersloher Entwickler Synetic programmiert werden, erfreuen alljährlich eine wachsende Fangemeinde.
Wie die Produzenten des Fernsehformats sich konsequent auf augenzwinkernde Kawumm-Unterhaltung konzentrieren, so setzt auch Synetic alles auf eine Karte – und zwar auf actionlastige Arcade-Raserei zum Budget-Preis. Das Erfolgsprinzip demonstriert der neueste Serienableger wieder deutlich.
Ein Spiel für jeden Geschmack?Wer beim Stichwort "Arcade" schon augenrollend abwinkt, sollte sich tunlichst von "Alarm für Cobra 11 - Das Syndikat" fernhalten, anstatt nach dem Spielen irgendwas von unrealistisch vor sich hin zu faseln. Hier verursacht man zig Unfälle und fährt danach munter weiter; hier heizt man mit einem Affenzahn durch Kurven, ohne auch nur die geringste Fliehkraft zu bemerken; hier haben die Autos absurde Fantasienamen; hier sind die Gehwege selbst zur Rush Hour menschenleer – kurz: Hier haben wir es nicht mit einer Polizei-Simulation zu tun, sondern mit einem Game für Speed-Junkies und Spaßraser.
Mit Ben und Semir auf der JagdDer Karrieremodus des Spiels gibt ihm auch seinen Namen: Als Ben Jäger und Semir Gerkan (gesprochen von den Originaldarstellern) deckt man nach und nach die Machenschaften eines kriminellen Syndikats auf, das sich in Köln zu etablieren versucht. Zu diesem Zweck installiert man Überwachungskameras, findet überall verstreute Treffpunkte, nimmt Verdächtige fest oder wirbt Informanten an, denen man immer erst in irgendeiner Weise helfen muss. Das Spiel ist in viele einzelne Missionen aufgeteilt, die man zunächst linear zugeschanzt bekommt. Sobald man aber einige Missionen geschafft und damit weitere Gebiete in und um Köln freigeschaltet hat, lässt einem das Spiel mehr Freiheiten und man darf selbst auf Erkundungstour gehen und Aufträge annehmen. Immer aus dem Auto, versteht sich: Zu keiner Zeit sind die beiden Cops oder die unzähligen Verbrecher außerhalb eines Wagens anzutreffen. Macht aber nix, schließlich gibt es ja genug coole und/oder lustige Gefährte im Fuhrpark, mit denen man die Straßen (un)sicher machen kann.
Und … Action!Die Heizerei über Autobahnen und durch die Stadt macht reichlich Laune, erst recht mit Martinshorn und Blaulicht – in dieser Hinsicht ist "Alarm für Cobra 11 - Das Syndikat" genau das richtige Spiel für das Kind im Manne oder in der Frau, das früher mal Polizist werden wollte. Die in den Missionen oder bei Gefangenentransporten vorkommenden Verfolgungsjagden sind (zumindest anfangs) spannend und im dichten Verkehr fast immer mit Blechschäden en masse verbunden. Ein weiteres Highlight sind die bereits erwähnten Aufgaben, die man für Informanten lösen muss oder darf: Ob Monstertruckrennen durch einen Steinbruch oder gewagte Sprünge über Containerberge am Hafen – meist sind diese Aufgaben durchaus originell und überzeugen durch die Kombination von Spaß und Action. Grafisch ist das Ganze natürlich nicht auf dem Level von Vollpreistiteln, aber abgesehen von den dürftigen Explosionen sieht alles, besonders die Fahrzeugmodelle und die Kölner Stadtkulisse, sehr ordentlich aus.
Schattenseiten des PolizistendaseinsLeider sind nicht alle Aspekte des Spiels so gelungen. Das Platzieren der Kameras und Finden von Verstecken wirkt mangels Abwechslung und dank dröger Inszenierung wie eine unnötige Beschäftigungstherapie. Während die Gefangenentransporte mit der Zeit zu langweiliger Routine verkommen, sind auch die zufällig generierten Einsätze am Rande der Geschichte (Nebenmissionen) nicht wirklich spannend, weil sich alles ständig wiederholt: Gegner verfolgen, kurze Drängelei, am Wegfahren hindern, fertig. Gegähnt werden darf auch bei den Zwischensequenzen, die steril und ohne Gespür für das richtige Timing heruntergespult werden.
Immer in der Spur bleiben!Schwamm über die Mängel der Kampagne, letztlich ist "Alarm für Cobra 11 - Das Syndikat" ein echt anständiges Spiel – erst recht zum günstigen Preis. Ärgerlich ist jedoch, dass man nie das Gefühl los wird, dass das alles ohne viel Aufwand noch besser hätte werden können. Die Kerndisziplinen, nämlich flotte Rennen fahren und crashen, was das Zeug hält, sind vollauf zufriedenstellend, den Rest aber hätte man sich wirklich sparen können. Core-Gamer werden sich sicher nicht lange mit dem Spiel aufhalten, dazu ist die Kampagne einfach nicht motivierend genug. Gelegenheitsspieler aber, die für schnelle Runden auf den virtuellen Straßen Kölns nicht viel Geld ausgeben wollen, können sich bei den Einzelrennen gegen den Computer oder online gegen andere Spieler voll austoben und nach Lust und Laune aufs Gas treten. Hier liegt die Stärke der Serie, und hierauf sollte sich Synetic beim sicher schon geplanten nächsten Teil auch wieder voll konzentrieren.