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Krümel ist wieder allein zu Haus. Ihre Mutter ist zu einer Freundin gefahren, um sich auszusprechen. Sie verträgt sich nicht mehr mit Krümels Vater. Krümel ist langweilig und sie schaut nach draußen in den Regen. Da erscheint direkt vor ihr auf dem Balkon ein Mädchen aus dem Nichts. Völlig verdattert öffnet Krümel die Balkontür und lässt das Mädchen hinein. Rosine erzählt, dass sie eine Fee ist und eigentlich im Zauberwald auftauchen wollte.
Die beiden kichern und stecken ihre Köpfe zusammen. Jede will die Welt der anderen kennen lernen. Sicher ist sich Rosine zwar nicht, aber sie glaubt, dass Krümel jetzt drei Wünsche frei hat. Die beiden probieren es aus und Krümel wünscht sich testweise eine kleine Katze. Als ein riesiger Bernhardiner vor dem Sofa auftaucht, sind beide entsetzt. Was nun? Doch schon hören sie den Schlüssel von Krümels Mama im Türschloss und es bleibt keine Zeit für Pläne. Rosine verwandelt sich in einen Frosch, Krümel hastet ins Bett und der Bernhardiner macht sich ganz klein hinter Krümels Bett. Die beiden Mädchen erleben ein aufregendes Abenteuer und sind traurig, dass es bald ein Ende haben wird. Doch Rosine will nicht zurück ins Feenreich. Die beiden fahren ratlos zu Opa, vielleicht weiß der eine Lösung.
Irmgard Lindner ist ein reizendes Buch gelungen, das die Herzen jedes Kindes höher schlagen lässt. Wer lesen lernt oder schon kann, wird dieses Buch geradezu verschlingen. Es ist humorvoll und spannend, liebenswert bis ins kleinste Detail, ein bisschen traurig und irgendwie, trotz Feen und Zauberei, sehr realistisch. Man muss der Autorin diese Geschichte einfach abnehmen. Sie ist ganz sicher wirklich passiert. Die Mädchen sind einfach zu lieb und zu nett, um erfunden zu sein. Die Probleme der Mutter, des Vaters, des Opas, der Lehrer, der Mitschüler von Rosine und Krümel sind so ehrlich und wirklich, dass es einfach nur schade wäre, wenn es nur ein Märchen wäre.
Das Kind, das diese Geschichte liest, glaubt jedenfalls von der ersten bis zur letzten Zeile daran. Es muss einfach wahr sein, so schön wäre es! Passend hierzu sind die Illustrationen von Dagmar Geisler. Sie sind, wie man auf dem Titelbild sehen kann, lieb und kindgerecht.
Der pädagogisch stimmige Aufbau der Geschichte und der entwicklungspsychologisch dem Kind zwischen sieben und elf Jahren angemessene Rahmen dieser Geschichte zeugt von der hohen Kunst der Autorin, Bücher für Kinder zu schreiben. Denn Geschichten, die Kindern in diesem Alter gefallen und pädagogisch sinnvoll sind, verwenden nicht einfach nur simple Inhalte und schlichte Sprache. Sie müssen die Kinder in ihrer Befindlichkeit genau da abholen, wo sie grade stehen - so unterschiedlich Kinder auch sein mögen - und sie ein Stück weit mitnehmen ins Reich der Fantasie. Sie müssen ihre Botschaft und Moral wie selbstverständlich entwickeln und transportieren, ohne als Regel oder Bevormundung aufzufallen. Sie müssen einfach und doch komplex, leicht zu verstehen und doch geheimnisvoll sein - genau so, wie Kinder sich die Welt erhoffen, ohne sie zu verstehen. Sie sollten eine Utopie beinhalten, die so real und wirklich ist, dass sie als solche nicht zu erkennen ist. Dies vollbringt diese Geschichte in Vollendung.
Sollten Sie auf der Suche nach einem Geschenk für ihre Tochter oder Ihren Sohn sein und die Lesefähigkeit des Kindes sich grade entwickeln, können Sie kein besseres Buch finden als "Krümel und Rosine". Und wer feststellt, dass das Kind nach einem oder zwei Tagen unzufrieden ist, weil das Buch bereits durchgelesen worden ist, dem sei geholfen: "Krümel und Rosine in Schwierigkeiten" und "Krümel und Rosine im Tohuwabohu" warten im Buchhandel auf Käufer.