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Achtung: "Der Todescanyon" ist der zweite Teil der Serie "Wanted". Der folgende inhaltliche Abriss verrät notwendigerweise Details, die Lesern, die den Band "
Die Brüder Bull" noch nicht gelesen haben, die Spannung verderben könnten!
Nachdem Halbblut Yaqui Jed dank der unerwarteten Hilfe durch den Kopfgeldjäger Wanted blutige Rache an zweien der Mörder seiner Frau und seiner Kinder nehmen konnte, versucht er die beiden geflohenen Brüder Bull zu finden. Wieder hilft ihm Wanted. Doch die Spur ist fast kalt und zudem wird Wanted in die Ereignisse des eskalierenden Sezessionskrieges zwischen den Südstaaten und den Nordstaaten verwickelt. Anstatt Mörder und Verbrecher zu fangen und Kopfgeld zu kassieren, muss Wanted eine Nachricht an Sheriff Carsen in Taos überbringen. Der aber zwingt nicht nur Wanted zu einem weiteren Botendienst, sondern hat auch eine Aufgabe für Jed. Unwissentlich kommen beide Männer den gejagten Bull-Brüdern damit näher, als ihnen lieb sein kann.
Aus dem etwas unausgegorenen Racheepos, das nicht nur ein bisschen bei "
Blueberry" oder "
Comanche" Handlungselemente entlehnt, wird im zweiten Teil unversehens ein Kuddelmuddel. Die Rache wird zur Nebensache, die Sezessionskriege stehen plötzlich im Mittelpunkt. Leider herrscht damit das reinste Chaos vor, den weder Wanted noch dem Halbblut nimmt man ab, was ihnen widerfährt. Der abgebrühte Kopfgeldjäger als Undercover-Ermittler? Das Halbblut als Nahstelle zwischen Soldaten und verfeindeten Indianern? Als Retter und Rächer, Gutmensch und Folterer in einem? Nein, der Story tut diese historische Einbettung nicht gut, die Rache wird zur traurigen Nebensache, die einzig in einer ekligen Folterszene, auch die man verzichten kann, gipfelt.
Leider sind die erzählerischen Defizite nicht die einzigen Kritikpunkte. Auch Illustrator Thierry Girod kann sich von den diversen Vorbildern des Western-Comics nicht lösen und scheitert an dem ambitionierten Versuch einen eigenen Stil zu finden. Selbst wenn ihm in punkto Szenenabfolge, Schnitt, Panelanordnung und vor allem bei der Gestaltung der Landschaftsszenen ein großes Lob zu zollen ist, fallen seine Charakterdesigns und die Ausgestaltung der zahlreichen Gewaltszenen doch merklich hinter dem hohen Anspruch zurück, Eigenständigkeit zu dokumentieren.
Band zwei ist eine Ernüchterung. Anstatt den Erzählfaden der ersten Folge aufzugreifen, zu dramatisieren und dem zwiespältigen Charakter Wanteds näher zu kommen, verlassen Girod und Rocca in "Der Todescanyon" den Pfad ihres angebahnten Racheepos. Stattdessen versuchen sie den amerikanischen Bürgerkrieg en passant einzubauen – mit mäßigem Erfolg.
Wer unbedingt erfahren will, wie es den Brüdern Bull ergeht, wenn Wanted und Jed sie aufspüren, mag sich den dritten Band vormerken, viele Leser jedoch werden ernüchtert wieder zu Adepten Blueberrys und Comanches und vergessen Wanted.
Eine ausführliche Leseprobe findet sich auf der Website des Splitter-Verlags