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Einen spannungsgeladenen Sprung nach vorn macht die Comicserie "
Finsternis" mit dem zweiten Band "Tifenn". Konnte der ersten Teil der Erzählung, "
Ioen" betitelt, den Leser noch nicht so recht vom Hocker reißen, nimmt die Geschichte im zweiten Band der Pentalogie an Fahrt auf und macht definitiv gespannt auf mehr.
Immer noch ist die Festung von König Kirgrad nahezu komplett von der Außenwelt abgeschnitten, da drachenähnliche Kreaturen in der Nähe ihr Nest haben und die Welt mit Tod und Feuer überziehen. An die Prophezeiung der Wahrsagerin am Hof – nämlich dass ein Erlöser in einer Rüstung aus Eis kommen und das Königreich befreien soll - glaubt der König inzwischen nicht mehr. Bereits mehrere seiner Heere wurden von den feuerspeienden Ungeheuern mühelos vernichtet. Kirgrad setzt lieber auf den seltsamen Ritter, der am Ende von Teil 1 an den Hof geritten kam. Ihm will er nun seine Tochter Tifenn zur Frau geben. Diese ist jedoch von der Aussicht entsetzt, den grobschlächtigen, unheimlichen Mann heiraten zu müssen. Doch die Zeit drängt: Die Lebensmittel in der abgeschnittenen Burg werden knapp und der prophezeite Befreier lässt und lässt sich nicht blicken ...
Währenddessen wächst der kleine Ioen behütet bei seinen Pflegeeltern auf. Sie ahnen nicht, dass er der Retter des Königreichs Kirgrad sein könnte, merken aber bald, dass der Junge außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt und dass Feuer ihm nichts anhaben kann. Ioen wächst heran und wird schließlich von seinem Ziehvater getrennt, um zu einem großen Kämpfer heranzuwachsen. Dabei begleitet ihn stets das Geheimnis seiner Herkunft – und die Prophezeiung, die ihn bald an den Hof von Kirgrad bringen könnte ...
Die Comicreihe "Finsternis" erzählt eine klassische, vom Tenor her sehr düstere Fantasygeschichte mit drachenartigen Monstern, Rittern, blutigen Schlachten und tapferen Kämpfern, mit einem vom Schicksal gebeugten König, seiner schönen Tochter und einer uralten Wahrsagerin. In "Tifenn" führt
Christophe Bec die Geschehnisse aus
Teil 1 stimmig fort, macht dabei ein paar sinnvolle Zeitsprünge und bringt vor allem etwas Licht in das Dunkel um die Herkunft des blonden Jungen Ioen. Er wirkt nicht mehr so altklug wie in Band 1 und wächst zum Mann heran. Auch hat sein Charakter mehr Tiefe erhalten, unter anderem eine humorvolle, gelassene Art und einen Weitblick, der ihn von seinem besten Freund Torüd, mit dem er sich auf die Reise macht, gänzlich unterscheidet.
Die Ereignisse spitzen sich merklich zu und alles läuft darauf hinaus, dass sämtliche Protagonisten auf der Burg von König Kirgrad zusammentreffen. Können die feuerspeienden Wesen, die schon so vielen tausend Männern einen grausamen Tod gebracht haben, besiegt werden? Was hat es mit Ioens Vergangenheit auf sich und welche Rolle wird Tifenn noch spielen?
Die Zeichnungen von Iko unterscheiden sich stilistisch nicht von denen im ersten Teil, wirken aber nun, im Zusammenspiel mit der interessanten Entwicklung der Handlung, stimmiger und ausgefeilter. Viele Gesichter und Szenerien zeigen Ikos Begabung für Stimmungen und seine Liebe zum Detail, etwa die Karawane der Schausteller, auf die Ioen im Laufe der Handlung trifft, oder die grandiose Szene am eisbedeckten See, unter dessen Oberfläche Ioen und sein Begleiter eine grausige Entdeckung machen ...
Interessant ist natürlich vor allem, was es mit dem spektakulär gerüsteten Reiter auf sich hat, der vom Volk fälschlich für den "Erwählten" gehalten wird, während in Ioen niemand einen Retter erkennen mag – niemand bis auf die alte Priesterin, die in die Zukunft sehen kann. Der zweite Band endet mit einem dezenten Cliffhanger, der unbedingt Lust auf Teil 3 macht; insgesamt ist die Serie auf fünf Bände angelegt.
Fazit: Spannende, mitreißende und mit Blick für dramatische Szenen gezeichnete Fortsetzung von "Ioen", die gespannt auf den nächsten Teil macht und dabei eine deutliche Steigerung gegenüber dem Auftaktband bietet. Für Fans klassischer Fantasy ist "Finsternis" mit Sicherheit eine Empfehlung!