Wo Mr Gum ist, da sind fiese Machenschaften nicht weit. Diese Erfahrung muss Polly wieder einmal machen im inzwischen vierten Teil der beliebten "Mr Gum"-Kinderbuchreihe.
Alles beginnt an einem strahlend schönen Sommertag in Bad Lamonisch an der Bibber: Als der treue Hund Jakob zufällig zwei merkwürdige Kristalle ausgräbt, ist Polly zunächst ganz verzückt von den funkelnden Edelsteinen. Doch schon der folgenden Nacht bemerkt sie, dass etwas Unheimliches mit den Kristallen vor sich geht: Die Steine flüstern in ihrem Kopf und wollen, dass Polly sie zur alten Windmühle bringt. Bald kommt Polly einem uralten Fluch auf die Spur, der ganz Bad Lamonisch und seine Einwohner ins Unheil stürzen könnte. Dieser Fluch wird genau dann ausgelöst, wenn die Kristalle in die Windmühle gebracht werden. Natürlich hat bei dieser bösen Sache auch Mr Gum seine schmutzigen Finger mit im Spiel – und ausgerechnet jetzt ist Pollys Freund Freitag in den Flitterwochen und kann ihr nicht helfen ...

Nachdem der dritte Band von "Mr Gum" nicht hundertprozentig überzeugen konnte – dort gab es einfach zu viele Kobolde und zu wenig Mr Gum -, ist Andy Stanton in Teil vier "Mr Gum und die Kristalle des Unheils" wieder zur altbewährten Form zurückgekehrt. Mr Gum heckt wieder etwas durch und durch Böses aus und erneut ist es an Polly und ihren Freunden, die Sache aufzuhalten und für ein gutes Ende zu sorgen. Polly kommt diesmal aber ganz schön ins Schwitzen, denn ihr Freund Freitag O'Leary ist mit Frau Lieblich in den Flitterwochen und kann ihr kaum zur Seite stehen. Zum Glück gibt es da ja noch den Geist des Regenbogens und den elektrischen Lebkuchenmann Björn Schneyder. Andy Stanton tobt sich auf den gut 200 Seiten wieder mit viel Quatsch und Wortwitz aus, wobei letzterer zu einem großen Teil auch wieder der großartigen Übersetzung von Harry Rowohlt geschuldet ist. Wer komische Wortschöpfungen, skurrile Charaktere und witzigen Nonsens mag, der ist hier genau richtig!
"Die Kristalle des Unheils" ist aber, wie der Titel ja schon verheißt, nicht nur lustig, sondern diesmal auch verdammt spannend und richtig gruselig – tatsächlich ist Band 4 bei weitem der bisher unheimlichste Teil. Wie Polly gegen die Stimmen der Kristalle in ihrem Kopf ankämpft und wie sie von Mr Gum entführt und zur alten Mühle geschleppt wird, ist ganz schön fies, vor allem ganz kleine Zuhörer oder Selbst-Leser werden hier richtig mitfiebern und mitbangen. Auch der Fluch, der auf der alten Windmühle lastet, ist ziemlich schauerlich. Die Spannung bleibt diesmal bis ganz zum Ende erhalten, denn kurz vor Schluss gibt es eine richtig dramatische Szene, bei der der tapfere Björn Schneyder eine entscheidende Rolle spielt.

Kritzelig-chaotisch und einfach gut sind diesmal auch wieder die Illustrationen von David Tazzyman. Mr Gum ist auf den Bildern einfach zum Fürchten fies und schmuddelig - genau wie sein finsterer Gehilfe Willi Wilhelm - und auch die anderen Zeichnungen fangen die irrwitzige Story gelungen ein.

Fazit: Mit "Die Kristalle des Unheils" laufen Andy Stanton, David Tazzyman und Harry Rowohlt wieder zur Hochform auf. Der vierte Teil der schrägen Mr Gum-Bücher ist erneut witzig und durchgeknallt, vor allem aber auch gruselig und spannend. Stanton konzentriert sich diesmal wieder mehr auf die Hintergrundstory und nimmt sich, was Blödsinn und Witze angeht, ein kleines bisschen zurück. Das tut der Geschichte sehr gut, so dass "Mr Gum und die Kristalle des Unheils" wieder ein Volltreffer mit großem Unterhaltungsfaktor für Kinder und Eltern ist – vor allem zum Vorlesen und Gemeinsam-Angucken ist das Buch perfekt!

Pollys Abenteuer und Mr Gums gemeine Machenschaften sind übrigens noch lange nicht beendet: Im Englischen sind bereits die Bände 5 - 8 erschienen (5: Mr Gum & the Dancing Bear, 6: What's for Dinner, Mr Gum?, 7: Mr. Gum and the Cherry Tree, 8: Mr Gum and the Secret Hideout).