In der Gänseschlucht, am Fuße eines Steilhangs vor dem schwedischen Ort Kymlinge, liegt ein Toter, den der Hund eines Spaziergängers gefunden hat. Während Barbarotti und sein Team damit beschäftigt sind, die Identität des Toten festzustellen, kommen Erinnerungen an einen Unglück auf, das vor fünfunddreißig Jahren an der gleichen Stelle geschah. Eine junge Frau war damals während eines Ausfluges mit Freunden in den Tod gestürzt und bis heute kann niemand sagen, ob Maria Winckler freiwillig gesprungen ist oder gestoßen wurde. Ein alter Fall, der durch den erneuten Tod eines Menschen nicht nur wieder lebendig wird, sondern überraschende Parallelen dazu aufweist. Denn der ehemalige Pfarrer, dessen Körper zerschmettert auf dem Boden der Schlucht liegt, war vor fünfunddreißig Jahren der Lebensgefährte von Maria Winckler.

"Die Einsamen" ist der vierte Fall des schwedischen Inspektors Gunnar Barbarotti, der in der kleinen Stadt Kymlinge ermittelt und mit seiner zweiten Ehefrau Marianne und fünf Kindern in einem Holzhaus lebt. Ein menschlich ansprechender wie auch eigensinniger Ermittler, dessen neuester Fall sehr seltsam ist und das sympathische Rauhbein an die Grenzen seiner Möglichkeiten bringt. Und so gelingt es Barbarotti lange Zeit nicht, herauszufinden, ob beide Todesfälle selbst verschuldet sind oder vielleicht ein Fremder nachgeholfen hat. Aber auch seine Partnerin Eva Backman hat Probleme ein Motiv für die Taten zu finden und so fischen die beiden Polizisten lange Zeit im Trüben, bis viele Gespräche und akribisch durchgeführte Ermittlungen, Antworten auf ihre Fragen bringen.

Die Handlung des Kriminalromans wird auf zwei Zeitebenen erzählt und so kann der Hörer zum einen die Entwicklung von sechs befreundeten Menschen verfolgen, die in jungen Jahren gemeinsam auf Reisen nach Osteuropa gehen und infolge dessen einige unangenehme Erlebnisse miteinander teilen, zum anderen kann er in die Ermittlungen von Inspektor Barbarotti und seiner Partnerin Backman eintauchen, die versuchen, die Umstände zweier ungewöhnlicher Tode zu klären. Eine etwas langwierige Angelegenheit, die für spannungsverwöhnte Hörer unweigerlich zur Geduldsprobe wird, für Fans subtil arrangierter und tiefgründig erzählter Kriminalromane ein Leckerbissen darstellt.

Ein Ermittlungsmarathon, der von Dietmar Bär mit viel Einfühlungsvermögen und schauspielerischem Können gelesen wird und es meisterhaft versteht, dem Hörer eine eher undramatische Krimihandlung gekonnt nahe zu bringen. Egal ob er den nachdenklichen Inspektor Barabarotti verkörpert oder Passagen der früheren Freundesgruppe spricht. Seine Interpretation ist stark von Gefühlen geprägt und schafft es, die jeweilig herrschende Stimmung bewusst darzustellen. Eine emotionsreiche Lesung, die den unerwarteten Handlungsverlauf gekonnt unterstützt und den Hörer dauerhaft an das Geschehen fesselt.

Fazit:
Mit "Die Einsamen" ist dem schwedischen Autor Hakan Nesser wiederum ein tiefgründiger und unterschwellig spannender Kriminalroman gelungen, der tief in die Seelen seiner Figuren blicken lässt und glaubwürdig und gut unterhält.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.