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Die musikalisch untermalten Reisen durch die Kulturgeschichte anderer Länder aus dem Silberfuchs-Verlag erfreuen sich großer Beliebtheit - zu Recht, denn die Hörproduktionen sind gut recherchiert und zusammengestellt, hochwertig produziert und auch optisch ein Genuss. Auf die nahe gelegene Insel Großbritannien führt nun das aktuellste Hörbuch der Reihe "Länder hören". Knapp 80 Minuten lang taucht der Hörer ein in die faszinierende und reiche Kulturgeschichte Englands. Dabei schlägt "Großbritannien hören" zeitlich gesehen einen weiten Bogen von mehreren tausend Jahren, der im Endeffekt die letzte Eiszeit mit unserer heutigen Zeit verbindet. Geradezu mystische Stimmung kommt zu Beginn auf, wenn Sprecher Peter Kaempfe von dem Riesen Albion berichtet, der der Sage nach die britischen Inseln als erster besiedelte und ihnen ihren antiken Namen gab; die Bezeichnung "Albion", in der das Wort "weiß" enthalten ist, ist wohl weniger dem sagenhaften Riesen als vielmehr den charakteristischen weißen Kreidefelsen von Dover geschuldet.
Tatsächlich war Großbritannien bereits sehr früh dicht besiedelt. Als das vorher durch eine Landbrücke mit dem Festland verbundene Land vor etwa 8000 Jahren endgültig zur Insel wurde, lebten dort schon zahlreiche Menschen. Das Hörbuch geht hier auf die Zauberwelt der Kelten ein, die Großbritannien besiedelten, und wirft einen Blick auf den Mythos um König Artus und seine Tafelrunde. Weitere Sagen und Mythen dürften dem Hörer ebenso gut bekannt sein: jene um Beowulf, der das Ungeheuer Grendel erschlug, und Robin Hood, der der Legende nach von den Reichen nahm und den Armen gab - in Wahrheit dürfte es wohl anders gewesen sein, falls Robin Hood tatsächlich gelebt hat.
Wie auch bei den anderen Teilen der "Länder hören"-Reihe schafft Autorin Corinna Hesse es auch hier, Kultur, Politik und Geschichte schlüssig und unterhaltsam zu verbinden, so dass deutlich wird, wie eng alles miteinander verknüpft ist, wie die Gesellschaft und ihre Literatur, ihre Malerei und Musik sich gegenseitig schufen, beeinflussten und formten. So widmen sich Tracks den bedeutenden Ideen und Werken von Roger Bacon, Thomas Morus und Geoffrey Chaucer, von William Shakespeare, Thomas Hobbes, John Milton und John Locke. Letzter "erfand" die Gewaltenteilung, die heute noch Grundprinzip vieler Staaten, natürlich auch Deutschland, ist.
Moderner wird es dann, wenn Peter Kaempfe aus Mary Shelleys heute noch weltberühmtem Werk "Frankenstein" zitiert, von Charles Dickens und seinem scharfen Blick auf die sozialen Missstände im Land ("Oliver Twist") berichtet oder von Lewis Carrolls Spiel mit Logik und Irrsinn ("Alice im Wunderland") erzählt. Schließlich wendet sich das Hörbuch in den letzten drei Tracks Werken des 20. Jahrhunderts zu und wirft einen Blick auf George Orwells Dystopie "1984", Ian Flemings James Bond-Romane, die das Agententhriller-Genre begründeten, und J.R.R. Tolkiens "Herr der Ringe" (wobei an dieser Stelle auch Harry Potter nicht unerwähnt bleibt). Den Abschluss macht ein Track über die Einflüsse von Popkultur - namentlich die Beatles, die 1988 gegründete Künstlerbewegung Young British Artists sowie Damien Hirsts Geniestreich aus dem Jahr 2007 - hier wechselte ein von Hirst geschaffener, mit Diamanten besetzter Totenkopf für die sagenhafte Summe von 50 Millionen Pfund (!) den Besitzer.
Großbritannien hat kulturell gesehen definitiv viel zu bieten. Es macht Spaß, mit "Großbritannien hören" bekannte Namen von Autoren und anderen Künstlern neu zu entdecken und vor allem viel Neues zu erfahren. Die sehr atmosphärische Untermalung durch passende Musikstücke und die hervorragende, lebendige Lesung von Peter Kaempfe macht dieses Hörbuch zum klingenden Erlebnis, das 80 Minuten lang Wissen vermittelt und dabei großartig unterhält!
Eine Hörprobe gibt es hier auf der Verlagswebsite.