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 Im Zeichen der Krähe, Band 1: Die Seelenwächterin


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es hätte ihr klar sein sollen, dass die Krähe zu ihrem Totemtier werden würde, denn schon mit acht Jahren hat der Tod Rhia seine Aufwartung gemacht und sie verschont. Rhia war damals sehr krank, doch die Krähe, der Totenvogel, hat sie noch einmal ziehen lassen, denn er hat Großes mit ihr vor.

Doch es ist wohl die dunkelste Gabe aller: Mit Krähe kommt das Wissen über den nahenden Tod zu den Menschen. Kein Wunder, dass sich Rhia lange weigert, ihr Totemtier anzuerkennen; ein Kind will leben und sich nicht mit dem Tod beschäftigen. Doch mit dem Tod ihrer Mutter ändert sich alles - Rhia fühlt sich plötzlich schuldig, dass sie nicht mutig genug war, sich ihrer Pflicht zu stellen.

Doch Krähen sind selten und so muss Rhia ihr Dorf verlassen und nach Kalindos gehen, denn dort lebt die Krähenfrau Coranna, die Rhia in die Geheimnisse des Totenvogels einweihen kann. Zum Glück muss Rhia den Weg dorthin nicht allein zurücklegen, ein Wolfsmann aus Kalindos wird geschickt, um sie zu begleiten. Noch ganz von der Zeremonie überwältigt, in der sie sich zu Krähe bekannt hat, wird sie von ihren neuen Empfindungen überrannt und findet sich plötzlich in den Armen von Marek, dem Wolfsmann wieder - eine heiße Liebesnacht entbrennt.

Doch der Weg einer Krähenfrau ist nicht leicht und in Kalindos angekommen, muss sie sich direkt ihrer ersten Prüfung stellen: Nur wer den Weg ins Leben nach dem Tod kennt, kann andere führen, und so muss Rhia sterben, um die nötige Einsicht für ihr zukünftiges Leben zu erlangen ...

Mit "Die Seelenwächterin" eröffnet Jeri Smith-Ready ihre Reihe "Im Zeichen der Krähe".

Das Buch entführt den Leser in eine andere Welt. Die Lebensweise der Figuren erinnert an die der Indianer. Die Menschen leben zumindest im Einklang mit der Natur und den Geistern - die einen mehr, andere weniger. So ist es zu erklären, warum die Heranwachsenden sich eines Tages einer Zeremonie stellen, um ihrem Totem zu begegnen, der ihren Fähigkeiten entspricht und sie von nun an durchs Leben begleiten wird. Keine schlimme Sache, kann man mit der Hilfe des Totems doch seine Begabung besser ausleben, aber was ist, wenn einem der Tod bestimmt ist?

Genau dies ist das Dilemma, dem sich Hauptfigur Rhia gegenübersieht. Während andere ihre Begabung für das Heilen entdecken oder für die Kriegskunst, scheint Rhias Totemtier die Krähe zu sein, der Totenvogel - und welcher junge Mensch beschäftigt sich schon gerne mit dem Tod? Doch jedes Totemtier hat seine Aufgabe und braucht seine Anhänger, die seine Fähigkeiten in der Welt wirken lassen, auch Krähe. Es dauert lange, bis Rhia sich ihrem Schicksal stellt und diese Zeit wird genutzt, um den Leser mit der Lebensweise der Figuren vertraut zu machen.

Erst als sich Rhia ihrer Bestimmung stellt, ändert sich etwas: Der Leser lernt eine weitere Kultur kennen und langsam gewinnt das große Ganze, um das es gehen wird, an Kontur. Eine dunkle Bedrohung zeichnet sich am Horizont ab, bei der eine Krähenfrau mehr als sonst von Nöten ist - kein gutes Zeichen.

Allgemein haben die Totemtiere in diesem Buch eine große Bedeutung und symbolisieren wesentliche Charaktermerkmale einer jeden Figur. Trotzdem kreiert die Autorin eine Figur, die entgegen der Sitte und der Erwartungen anderer ihr wahres Totemtier verleugnet und ihr Leben einem anderen weiht. Mit dem Resultat, sich bald in der eigenen Haut nicht mehr wohl zu fühlen und das nur, weil sie nicht bereit ist, zu ihrem wahren Wesen zu stehen. Ein Dilemma, was jugendlichen Lesern nur zu vertraut sein dürfte und das selbst diesem Nebencharakter Bedeutung verleiht.

Für einen fantastischen Jugendroman ist die Stimmung durch die ständige Thematik Tod oft etwas düster. Auch wenn das Leben nach dem Tod in diesem Fall dem Paradies gleicht, für die Zurückgebliebenen ist das nur ein leichter Trost und die Autorin lässt den Leser deren ganze Trauer spüren. Trotzdem vergisst Jeri Smith-Ready nicht die Freuden des Lebens, nicht zuletzt die Liebe und deren Akt bilden hier einen lebensbejahenden Kontrast zu so viel Tod. Liebe, die sich nach einigen wenigen körperlichen Aktivitäten schnell zu den echten Werten hinter der Liebe entwickelt, dem Zugehörigkeitsgefühl, dem gegenseitigen Verständnis und auch der beständigen Sorge, wenn schwere Zeiten wie hier anstehen. Sie wird dadurch zu einer begleitenden Note bei allem, was im weiteren Verlauf passiert, ohne die Handlung zu dominieren, aber auch nie völlig vergessen wird, genau wie der Tod.

Über die Widersacher erfährt der Leser in diesem Buch eher wenig, ihr Hauptcharakteristika ist die Tatsache, dass sie sich von der Natur und den Geistern abgewandt haben und eine dementsprechende Lebensweise führen, was sie zumindest waffentechnisch Rhias Volk überlegen macht. Ein tieferer Einblick in die 'Feinde' der bisherigen Hauptcharaktere ist sicherlich eine lohnenswerte Überlegung für die folgenden Bücher.

Am Ende bleibt also abzuwarten, was Jeri Smith-Ready aus dieser Reihe macht. Etwas Fantasie jenseits von Elfen und Vampiren ist auf jeden Fall zurzeit immer eine gute Idee, und wenn diese Idee auch noch interessant rüber gebracht wird, kann der Leser sich auf die folgenden Bände freuen.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.

Sandra Seckler



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 2012 | ISBN: 978-3899419757 | Originaltitel: Eyes of Crow | Preis: 8,99 Euro | 460 Seiten | Sprache: Deutsch

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