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Auch Helden haben einmal klein angefangen. Aber muss es gleich so klein sein, dass einen die Erwachsenen
Gnom nennen? Wenn man wenigstens seine magische Eigenschaft hätte – doch Fehlanzeige. Die meisten
Gnome warten sehnsüchtig auf das Erscheinen dieser Spezialfähigkeit. Was wäre das für ein Leben, wenn man Dinge gewichtslos machen könnte? Oder Kranke zu heilen vermöchte? Oder die Bienen dem eigenen Befehl unterstehen? Oder wenn man aus dem Nichts heraus eine Quelle sprudeln lassen könnte?
Doch Lanfeust und seine Kumpane Bastor und Staga und die Schwestern Ci'an und Cixi warten immer noch. Und quälen Hunde, Petauren, Friseure, Lehrer und sämtliche Dörfler mit ihren verrückten Einfällen. Meistens aber verhauen sie sich gegenseitig.
Im März 2001 versuchte der Carlsen-Verlag "Die Gnome von Troy – Deftige Scherze" den deutschen Comiclesern schmackhaft zu machen. Der Erfolg blieb aus, die teilweise lustigen, schwarzhumorigen, manchmal aber auch arg bösartigen Geschichten aus der Kinderzeit des Helden Lanfeust von Troy verschwanden wieder in der Versenkung.
In Anbetracht des gewaltigen Erfolgs der Hauptserie "Lanfeust von Troy" und diverser Ableger ("Das Schattenreich von Troy", "Die Geister von Troy", "Die Kriegerinnen von Troy", "Die Legenden von Troy", "Die Stunde der steinernen Drachen von Troy", "Eroberung von Troy", "Lanfeust der Sterne", "Lanfeust Odyssee" und "Troll von Troy") versucht man nun beim Splitter-Verlag, die fiesen Gnome erneut auf den Markt zu bringen.
Neues Outfit - die anerkannt exquisite Qualität der Splitter-Alben -, neuer Name – aus den "deftigen Scherzen" werden "derbe Späße" - und neues Coverbild (das alte war denn auch ein wenig misslungen, wie man links sehen kann) sollen es richten.
Wer aber die vielen Geschichten aus Troy kennt (und den Auftritt der Gnome im Jahr 2001 verpasst hat), wird sich erstaunt die Augen reiben: Die "derben Späße" sind kein Heldenepos, keine märchenhafte Story oder gar ein mitreißendes Abenteuer, sondern schlicht meist einseitige Witze. Ziel ist nicht, die Welt des kleinen Lanfeust zu erhellen, sondern Albernheiten, Skurriles, Grausames und Zotiges aus seiner Kindheit zum Besten zu geben.
Womit auch gleich klar ist, dass diese Gnome nichts für Kinder sind. Oder sollte man Zehnjährigen wirklich Bilder zumuten, in denen einem unschuldigen Opfer mehrere Bleistifte in den After gesteckt werden (auf der ersten Seite ist es sogar ein Schwert, das steckt, wo die Sonne nicht scheinen sollte) – zur Unterhaltung und Gaudi einer entfesselten Kinderbande? Oder in dem immer wieder Tiere totgeschlagen werden – weil das so ungeheuer lustig ist?
Wer aber schwarzen Humor mag, den wundervollen Zeichenstil von Didier Tarquin schätzt und einfach nur jeden Schnipsel aus dem Troy-Universum verschlingen will, sollte zugreifen. Viele Ideen Arlestons sind göttlich – da verschmerzt man die ein oder andere Zote gerne.
Genial wie "Lanfeust von Troy" oder "Schattenreich von Troy" sind die "Gnome von Troy" allerdings nicht. Dafür sind manche der Geschichtchen zu flach, zu vorhersehbar oder allzu zotig.
Wer den ein oder anderen Scherz vorher betrachten will, kann auf der
Verlagswebseite einen Blick riskieren.