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Nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau Helen und des gemeinsamen ungeborenen Kindes hat Inspector Linley von Scotland Yard eine Auszeit genommen, um mit dem Unvermeidbaren klar zu kommen. Nun ist er wieder da und ermittelt Undercover in einem Fall, der zwar als Unfall gilt, auf Bitten seines Vorgesetzten Sir Hillier aber wieder neu aufgerollt wird.
Ian Greswell, der Neffe des wohlhabenden Geschäftsmannes Bernard Fairclough, war nach einem nächtlichen Ruderausflug mit schweren Kopfverletzungen am Bootssteg tot aufgefunden worden. Die unmittelbar an der Unfallstelle vorgenommenen Untersuchungen ergaben, dass Greswell beim Vertäuen seines Bootes auf einem lockeren Stein ausgerutscht und mit dem Kopf gegen eine Mauer geschlagen war. Bernard Fairclough, der die unschönen Verstrickungen in seiner Familie zur Genüge kennt, möchte jeglichen Verdacht auf eine unnatürliche Todesursache ausräumen und bittet deshalb die Verantwortlichen von Scotland Yard um eine unauffällige Untersuchung.
Inspector Thomas Lynley, der gemeinsam mit Simon und Deborah St. James nach Cumbria reist, stößt schon bald auf eine Vielzahl von Motiven, die für einen heimtückischen Mord sprechen würden. Angefangen von Ian Greswells Homosexualität und den damit verbundenen familiären Problemen über Reibereien mit seinem iranischen Geliebten bis hin zu Bernard Faircloughs alkohol- und drogenabhängigen Sohn, der Ian die verantwortungsvolle Stelle in der Firmenhierarchie neidet: Fast jeder in der Familie hätte einen Grund gehabt, Ian Greswell aus dem Weg zu räumen. Doch die Wahrheit, die hinter dem frühen Tod des Firmennachfolgers steht, offenbart viel mehr als ursprünglich gedacht.
"Glaube der Lüge" ist der siebzehnte Band um den adeligen Inspector Thomas Lynley, der im Fall des verunglückten Ian Greswell zusammen mit dem Forensiker Simon St. James, dessen Frau Deborah und seiner treu ergebenen Partnerin Barbara Havers agiert. Diesmal allerdings darf er nicht offiziell ermitteln und deshalb versucht Lynley die Familienmitglieder in unverfängliche Gespräche zu verwickeln, während sich Deborah als Reporterin das Vertrauen der Familie erschleicht, Simon die Untersuchungsberichte studiert und Barbara Havers heimlich von London aus Recherchen anstellt. Ein mehr oder weniger emsiges Treiben, das neben gut gehüteten Geheimnissen auch ausreichend Lügengespinste ans Tageslicht bringt, einen Mörder aber nicht präsentiert.
Gelesen wird der Inspector-Lynley-Roman von Stefan Wilkening, dessen wohlklingende Stimme gut zu der gediegenen Atmosphäre des Hörbuches passt. Ruhig und ohne Emotionen liest er den Sprechertext und räumt damit dem Geschehen einen ihm gebührenden Platz ein, während er bei der Interpretation der Figuren hinreichend differenziert. So stattet er den wohlüberlegt agierenden Inspector Lynley mit einem zu ihm passenden, distinguierten Ausdruck aus, lässt Barabra Havers bodenständig und einfach in der Ausdrucksweise erscheinen und verleiht Deborah St. James den eigenwilligen und ehrgeizigen Ton, der ihrem angestrebten Ziel entspricht. Eine Lesung, die gut unterhält und angenehm zu verfolgen ist.
Mehrere Handlungsstränge, hinreichend charakterisierte Figuren und ausgiebig geschilderte Ereignisse erwarten den Hörer im neuen Inspector-Lynley-Roman, der einen tiefen Einblick in die Familiengeschichte der Faircloughs gewährt und eher ein gut konstruierter Gesellschaftsroman ist als ein von Spannung nur so strotzender Krimi. Eine Entwicklung, die das Hörvergnügen keineswegs schmälert. Denn schließlich hat die Elizabeth George schon immer viel Wert auf psychologisch ausgefeilte Plots, familiäre Verstrickungen und vielschichtige Figuren gelegt und hat damit stets ihr Publikum gefunden.
Fazit:
"Glaube der Lüge" ist ein unterhaltsames Hörbuch, das mit einer komplex angelegten Geschichte aufwartet und sein Hauptaugenmerk auf familiäre Machenschaften und die in ihnen verstrickten Figuren legt. Ein Fall des legendären Inspector Lynley, der ohne Mord auskommt.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.