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 F.A.Z. Comic-Klassiker: Spider-Man

F.A.Z. Comic-Klassiker, Band 15


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Peter Parker wird von allen Mitschülern gemieden. Er ist langweilig, lernt lieber als mit den anderen auszugehen und ist viel zu schüchtern, um eines der Mädchen zu fragen, ob sie mit ihm irgendwas unternehmen wolle. So geht er lieber zu einer wissenschaftlichen Demonstration der Wirkung von Radioaktivität. Doch bei dem Experiment geht etwas schief. Unbemerkt von den Wissenschaftlern gerät eine Spinne in den radioaktiven Strahl und verändert sich. Und wie es der Zufall will, beißt diese Spinne Peter Parker in die Hand. Der reibt sich die Wunde und geht nach Hause.
Am nächsten Tag bemerkt er gravierende Änderungen. Er hat ungeahnte Kräfte, seine Haut hat Widerhaken, so dass er senkrechte Wände hinaufklettern kann und seine Wendigkeit und Unverletzlichkeit entspricht denen einer Riesenspinne. Er entwirft eine Apparatur, die ihn befähigt, Fäden zu schleudern, wie es eine Spinne tun könnte. Nun versucht er, aus seinen Fähigkeiten Kapital zu schlagen. Denn als Student ist Peter Parker immer in Geldnot. Er bestreitet Showkämpfe und versucht sogar, bei den "Fantastischen Vier" Mitglied zu werden - alles mit dem Hintergedanken, Geld zu verdienen. Doch alles geht schief. Er bleibt im wahren Leben ein Loser und Geld zu verdienen gelingt ihm nicht. Zudem startet die Presse eine Kampagne gegen die Spinne. Seine Auftritte im selbstgenähten Spinnenkostüm werden als Verbrechen gewertet und alle verfolgen ihn als "Spinner".
Auch diverse Gegner, die er zur Strecke bringt, ändern nichts an dem schlechten Image, das er durch die Presse bekommen hat.
Dennoch gilt er als einer der Superhelden der Nation und am 11.09.2001 gehört er zu den Helden, die den Kampf aufnehmen gegen den Terror.

Stan Lee, bürgerlich Stanley Martin Lieber, erfand 1962 einen Helden, der eigentlich keiner war. Verleger und Kritik lehnten den Loser-Typen Peter Parker ab. Seine Identität als Spinne war ihm eher eine Last, er versuchte damit Geld zu verdienen und zeigte sich als schlechter Verlierer, sturer Egomane und egoistischer Student, der an Frauen dachte, nicht an die Rettung der Nation. Doch das Publikum war begeistert. Die Zeichnungen von Steve Ditko und Idee, Konzept und Text von Stan Lee kamen an.
Endlich ein "Held" aus den miesen Vierteln der Stadt, seine Sprache direkt aus der Gosse stammend, sein Verhalten völlig unberechenbar und von niederen Instinkten geleitet. Zudem schuldbeladen und voller Komplexe. Ein Mensch wie jeder andere, dem das Schicksal eine zweite Existenz zugedacht hatte, die er nicht zu nutzen wusste oder gar missbrauchte.
Vierzig Jahre Erfolg sprechen eine eindeutige Sprache. Diese Figur kam und kommt an. Die zwei Kinofilme, sehr nah an den Comics der Anfangsjahre, wurden zu Megahits und schreien nach einer Fortsetzung. Man kann zu den einfachen, bunten Zeichnungen stehen wie man will, Erfolg hatten und haben sie. Auch wenn Sprache und Bild nicht gerade von hohem Niveau zeugen und die Geschichten eher schlicht bis blöd sind.
Alles in allem könnte man diesem Comic und der Edition "Klassiker der Comic-Literatur des F.A.Z.-Feuilletons, Folge 15" relativ gute Noten aussprechen. Zumal die Einleitung gewohnt informativ und erschöpfend den Mythos "Spider-Man" abhandelt.
Wäre da nicht diese absolute Entgleisung, die von Seite 209 an erzählt wird. In unglaublich beeindruckenden Bildern wird der Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 thematisiert. Doch anstatt im Gewand eines Comics eine Geschichte zu erzählen, wird schlicht übelste Propaganda gemacht für Bush, seinen "Feldzug gegen den Terror" und Stimmungsmache betrieben gegen "die Verrückten, Mörder und Fanatiker", die diesen grauenhaften Anschlag zu verantworten haben. In einer schwülstigen und so pathetischen Sprache geschrieben, dass einem schlecht werden könnte. Zudem ohne jeden Humor und absolut einseitig. Die unschuldige USA, die unschuldigen Menschen, die ehrlichen Politiker und die ahnungslose Weltöffentlichkeit werden den Killern, den Unmenschen, den Untermenschen gegenüber gestellt.
Das muss nicht sein. Ich brauche in einer Comic-Edition keine Politik-Erziehung, die von Bush und Co. persönlich diktiert zu sein scheint. Nichts erweckt den Eindruck, diesen Anschlag objektiv bewerten oder auch nur darstellen zu wollen. Zu eindeutig ist die Botschaft: Wir sind die Bewahrer der Moral, ihr die Unmenschen.
Das hinterlässt einen üblen Nachgeschmack und entwertet den Versuch, diese Spinne darstellen zu wollen.
Grafisch allererste Sahne, um Längen besser als die "alten Comics", wird einem vom Text schlecht.

Doch höchstwahrscheinlich ist dies das Kalkül der F.A.Z.-Leute: Diese Spinne wird wirklich in allen Facetten, auch den hässlichen, typisch amerikanischen dargestellt. Dazu gehört Mut!

Stefan Erlemann



Softcover | Erschienen: 01. Dezember 2005 | ISBN: 3899810961 | Preis: 4,90 Euro | 256 Seiten | Sprache: Deutsch

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