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Wer davon träumt einfach mal längere Zeit nur zu reisen, keine Verpflichtungen zu haben und nur die Welt zu erkunden, nur zu machen, was ihr oder ihm Spaß macht, wird sich von Meike Winnemuths "Das große Los" sofort angesprochen fühlen. Die Autorin gewann eine halbe Million Euro bei "Wer wird Millionär?" und wollte mit dem Geld einfach mal ein Jahr in zwölf verschiedenen Städten leben. Das tat sie dann auch.
Das Buch ist nun die Zusammenfassung ihrer Erlebnisse. Auf knapp 330 Seiten sind darin ihre Erlebnisse in Briefform geschrieben. Jeder der zwölf Städte widmet sie ein bebildertes Kapitel. Darunter Städte wie Sydney, Mumbay, Kopenhagen, Tel Aviv oder Addis Abeba. Ein weiteres Kapitel ist ihrer Rückkehr nach Hamburg und der Zeit nach der Reise gewidmet. Schließlich gibt sie noch einige Tipps für Weltreisende. Drei farbige Bildteile finden sich zwischen den Kapiteln.
Meike Winnemuths "Das große Los" ist sicher ein Buch, das Lust auf Reisen macht. Durch die Texte kann der Leser den Tatendrang und die Reisefreude der Autorin mitfühlen. Sie trifft Menschen und Kulturen und geht ein Jahr darin auf. Allerdings strotzt das Buch auch vor Naivität und teilweise fragt sich ein kritischer Leser, was Frau Winnemuth von der Welt, die sie bereist, weiß.
Zunächst vom Konzept der Reisenden. Sie will nicht einfach in Hotels leben. In den meisten Städten mietet sie für einen Monat ein Appartment und will möglichst einen normalen Alltag haben. So arbeitet sie auch in der Ferne so weit sie kann in ihrem Beruf weiter. Ansonsten plant sie so wenig wie möglich und lässt sich einfach treiben, eine Bekanntschaft ergibt die nächste. Da die Autorin zweifelsohne keine schüchterne Person ist, funktioniert das sehr gut. Sie erlebt viel und hat eine Menge zu erzählen. Das mündet in ihren Ratschlägen, unter anderem dass man so wenig planen sollte wie möglich, damit eine solche Reise spannend wird.
Da fragt sich der Leser durchaus welche Maßstäbe Winnemuth mitbringt. Wer eine halbe Million Euro auf dem Bankkonto hat und sich so ziemlich jedes Apartment in den Metropolen der Welt für einen Monat leisten kann, muss auch nicht viel planen. Jede Eventualität kann finanziell aufgefangen werden. Gänzlich naiv wirkt dann ihre Schlussfolgerung, dass sie das viele Geld von Jauch gar nicht gebraucht habe. Ihre Lebenshaltungskosten für ein Jahr, das sie unter anderem in Entwicklungsländern verbracht hat, betrugen tatsächlich nicht 500.000 Euro. Welch Überraschung ...
Diese schiefen Maßstäbe schlagen sich auch in den teilweise sehr idealistischen und idyllischen Schilderungen des Lebens in vielen der Städte nieder. Selbst in Buenos Aires erzählt sie keine Silbe von Armut oder sozialen Problemen, es geht nur um Spanisch lernen, gutes Essen und Tango tanzen. Die günstigen Preise für gutes Essen und einfache Dienstleistungen lobt sie sogar ohne auch nur einen kritischen Gedanken über die sozialen Hintergünde zu verschwenden. In Mumbai scheint die Armut dann aber so unübersehbar zu sein, dass sie in dem Kapitel von viel schlechter Laune spricht. Sie mag diese Stadt nicht und wird nicht warm mit ihr, sie findet keinen Anschluss und kann kein Netzwerk aufbauen, in dem sie von Erlebnis zu Erlebnis treiben kann. Was hat sie erwartet? Und was wollte sie von der Welt sehen, wenn sie solche Städte in ihrer Liste aufnimmt?
Es bleibt ein Buch, das Lust aufs Reisen und Entdecken macht. Es bietet einige Anregungen für eigene Reisepläne. Aber zu oft krankt es an weltfremden Maßstäben und führt immer dann zu Kopfschütteln, wenn nur Sonnenschein und Idylle gefunden oder gesucht werden, wo die soziale Realität es eigentlich nicht zulässt. Für Reiselustige mit einem kritischen Blick auf die Welt und mit einer kleineren Reisekasse bietet Meike Winnemuth leider wenig Informatives!
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.