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Als im November 1995 ein siebzehnjähriger Schüler drei Mädchen im Alter zwischen zwölf und vierzehn Jahren vergewaltigte und anschließend erwürgte, waren die Bewohner von Duisburg geschockt. Hendrik Vermeeren, der in einem gut situierten Elternhaus aufgewachsen ist, hatte auch während der Gerichtsverhandlung keine Reue gezeigt, wurde aber trotz der schwerwiegenden Umstände nur zu einer Jugendstrafe verurteilt. Kurz darauf, im März 1996, sorgte der "Mädchenwürger von Duisburg" erneut für Aufsehen, diesmal allerdings, weil er seine Zelle in der JVA Siegburg in Brand setzte, bevor er Selbstmord beging.
Sechzehn Jahre danach bekommt es Hauptkommissar Georg Stadler mit einem Mord zu tun, der es in sich hat. Eine transsexuelle Rechtsanwältin liegt regelrecht abgeschlachtet in ihrer Wohnung mit einer nackten Puppe im aufgeschlitzten Bauch. Doch sie ist nicht die Einzige, auf die es ein perverser Täter abgesehen hat. Denn einige Zeit zuvor lag bereits ein Transvestit mit abgetrennten Geschlechtsteilen in einem Brombeerbusch, dessen Verletzungen denen der Rechtsanwältin auf verblüffende Art gleichen.
Die junge Psychologin Elizabeth Montario hat im Rahmen ihrer Doktorarbeit über Serienmorde einen Täter entlarvt, von dem die Polizei nicht einmal etwas geahnt hat. Eine Leistung, die Hauptkommissar Stadler zu würdigen weiß und sie deshalb zu den Ermittlungen in der mysteriösen Mordserie hinzuzieht. Allerdings ahnt der erfahrene Ermittler lange Zeit nicht, dass die unnahbare Psychologin einiges vor ihm verbirgt. Angefangen von immer wieder auftauchenden Drohbriefen, über beauftragte Recherchen zu einem Inhaftierten der JVA Siegburg, bis hin zu einem verbrecherischen Familienmitglied, versucht sie, wichtige Tatsachen zu verschweigen. Ein Fehler, der nicht nur ihr zum Verhängnis wird.
"Schwesterlein komm stirb mit mir" ist das Debüt der Schriftstellerin Karen Sander, die zurzeit an ihrer Promotion über die englische Thriller-Autorin Val McDermid arbeitet. Ein gutes Vorbild, von dem sich die Rheinländerin gewiss den einen oder andern Kniff abgeschaut hat. So überzeugt ihr erster Fall um das Ermittlerduo Kriminalhauptkommissar Georg Stadler und Psychologin Elisabeth Montario mit einem geschickt durchdachten Plot, der es versteht, die Neugier seiner Leser schüren. Dabei lassen ihn zwei völlig unterschiedliche Mordserien, geschickt gestreute Hinweise und kurze Kapitel mit gut gesetzten Cliffhangern durch das Geschehen jagen, immer mit dem Ziel, den Drahtzieher des ungeheuerlichen Mordkomplotts zu enttarnen.
Ein weiterer Pluspunkt dieses Thrillers ist, dass der komplexe Fall mit interessanten Figuren angereichert wurde. Zwar bleibt Karen Sander bei deren Wahl eng an gängigen Klischees, kann aber trotzdem mit glaubwürdigen Dialogen und nachvollziehbaren Handlungsweisen überzeugen. Angefangen mit dem allein lebenden und gut aussehenden Hauptkommissar, der außer seinen unmittelbaren Kolleginnen kaum einer Frau widerstehen kann, über die geheimnisvolle Psychologin, die sich als toughe und intelligente Rothaarige entpuppt, bis hin zur unscheinbaren Mitstreiterin, die absolut zuverlässig ist und es wagt, ihrem Chef auch einmal die Meinung zu sagen.
Fazit:
"Schwesterlein komm stirb mit mir" ist ein rasanter Thriller, der neben einem interessanten Ermittlerduo, mit einem überaus kaltblütigen und zudem intelligenten Mörder aufwarten kann, dessen Gedankengänge und brutale Taten erst spät durchschaut werden. Doch bevor sich der Leser ein Bild von dessen barbarischen Pläne machen kann, muss er einige bluttriefende Mordschauplätze und detailliert beschriebene Obduktionsergebnisse über sich ergehen lassen. Deshalb ist der Thriller nicht für zartbesaitete Leser zu empfehlen, sondern eher für eingefleischte Thriller-Fans, die ausgefallene Morde, psychologisch durchdachte Ermittlungsansätze und spannend arrangierte Mörderjagden mögen.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Webiste.