Die Einwohner der Stadt New York haben Angst. Ein brutaler Serienmörder treibt sein Unwesen und tötet seine Opfer grausam und schmiert anschließend mit dem Blut seiner Opfer okkulte Zeichen auf die noch warmen Körper. Die Bundesbehörde FBI hat keinerlei Hinweise auf den Täter und der öffentliche Druck nimmt immer mehr zu. Darum wird Leon Kramer, ein ehemaliger BKA-Mitarbeiter, als externer Berater hinzugezogen. Sein Fachwissen als Sonderermittler im Bereich von Ritualmorden und Ähnlichem soll für eine neue heiße Spur sorgen. Kaum ist Kramer gelandet und beginnt mit seinen Ermittlungen, da will ihn jemand töten. Das Ermittlerteam hat nur noch eine Chance den Täter aufzuspüren, denn dieser kündigt seinen letzten Mord in einem Bekennerschreiben an ...

Da ertönt sie, die fetzige Titelmelodie von Leon Kramer. Der Millionär und Ex-BKA-Sonderermittler ist erfahren im Umgang mit Ritualmorden, Tempelrittern und Co und hat nach den sechs Folgen seiner eigenen Serie ("Ein Fall für Leon Kramer") erneut einen Auftritt - bei MindNapping. Sein Einstand hier verläuft jedoch größtenteils analog zu seinen alten Fällen, was Stärke und Schwäche zugleich ist. Wohlwollend kann man sagen, dass Autor Markus Topf, der bereits Kramers frühere Fälle geschrieben hat, sich und seinem Protagonisten treu bleibt, allerdings hat dieser Umstand auch seine Schattenseiten.

Erzählt wird über weite Strecken ein solider Thriller. Morde, Ermittlungen und eine Spur in die Black Metal-Szene von New York sorgen für kurzweilige Unterhaltung, während der Hörer rätselt, ob "nur" ein Thriller erzählt wird oder ob es im weiteren Verlauf zu einer unvorhergesehenen Wendung kommt. Typische Elemente der alten Serie werden hier wieder aufgegriffen. Action in geballter Dosis für die Ohren: Brennende Gebäude, Schusswechsel und brenzlige Situationen gibt es zur Genüge. Leider verrennt sich die Handlung an zwei Punkten. Zum einen ist der sofortige Besuch von Kramer bei seiner alten Bekannten logisch nicht überzeugend. ER ist der Experte auf dem Gebiet und steuert während des gesamten Falls gar nichts aus dieser Richtung bei. Die Ermittlungsarbeit sollte er mit seinen Kollegen erledigen, nicht mit ihr, zumal sie nur einen Hinweis gibt, den Kramer bis zum Schluss ignoriert. Die ganze Szene in der Universität ist unstimmig in die Geschichte integriert und bietet nur schwache Dialoge, dient jedoch als Grundlage für etwas Action. Zum anderen wird das Ende sehr abrupt eingeleitet. Der Mörder ist gefasst und dann sprudelt es aus Kramer nur so heraus - was er alles weiß ist erstaunlich.

Technisch ist die Produktion gelungen. Schöne, passende Musik wird an den richtigen Stellen eingespielt und unterlegt das mit knapp vierzig Minuten Spielzeit sehr kurze Hörspiel gut. Der Cast ist recht umfangreich ausgefallen und so empfehlen sich unter anderem Jürgen Holdorf als Erzähler, Friedrich Georg Beckhaus, Marie Bierstedt und Hans-Jürgen Dittberner in ihren jeweiligen Rollen. Wie bereits in der Serie leiht Fabian Harloff Kramer seine Stimme und auch diesmal lässt sein gelangweilter Unterton kaum Atmosphäre aufkommen. Harloff vermag es einfach nicht seiner Rolle Glaubwürdigkeit zu verleihen oder dem Hörer auch nur einen Funken Sympathie für Kramer zu entlocken. Steif, trocken und teilweise in Lethargie trägt er seinen Text vor. Ob sein Charakter aus dem Flugzeug steigt, beschossen wird oder einem sterbenden Trost spendet, es klingt alles gleich. Eben die Schattenseite an einer neuen Kramer-Folge, dem Protagonisten fehlt der Elan.

Kurzum: "Blutstern" bringt ein neues Abenteuer mit Leon Kramer hervor, allerdings mit exakt denselben Stärken und Schwächen, wie die eingestellte Serie. Abgerundet wird das sehr kurze Hörspiel zwar mit einem MindNapping-Moment, der allerdings den anderen Momenten der Reihe nicht im Ansatz das Wasser reichen kann. "Ich bin im Ruhestand, schon vergessen?" - da hätte Kramer auch bleiben können. Schwächelndes Mittelmaß.

Eine Hörprobe gibt es auf der Webseite von Audionarchie.