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Neben Rorschach ist wohl der Comedian die umstrittenste Figur unter den Watchmen - sicherlich aber die unsympathischste von allen. In Alan Moores spektakulärer Graphic Novel mordete, prügelte und vergewaltigte sich der Wächter mit dem Aussehen eines durchgeknallten Groucho Marx durch die halbe Welt. Und obwohl der Comedian in "Watchmen" quasi nur eine ausgedehnte Nebenrolle spielt - nach der spektakulären Eingangszene taucht er nur noch in Rückblenden und Erinnerungen auf -, ist er der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Geschichte.
Innerhalb der Prequel-Reihe "
Before Watchmen" nimmt die Vorgeschichte des Comedians ganze sechs Episoden ein, die als deutsche Gesamtausgabe bei Panini Comics erschienen sind. Nach den "Minutemen" und "Rorschach" ist "Comedian" der dritte Teil der "Before Watchmen"-Comics - jedoch leider der bisher schwächste.
In "Before Watchmen: Comedian" begleitet der Leser Edward Blake alias der Comedian durch sein bewegtes Leben. Die Story beginnt zunächst sehr interessant, indem die Verbindung zwischen den Kennedy-Brüdern und Blake, die ja schon in "Watchmen" angedeutet war, ausführlicher dargestellt wird. Danach führt Blakes Weg ihn nach Vietnam, ins Herz des Krieges, den die USA dort so erbittert wie erfolglos führen. Wie zu erwarten, fühlt der Comedian sich in dieser Umgebung aus Blut und Tod ausgesprochen wohl und hinterlässt eine Spur aus Gewalt, Ungehorsam und Chaos.
Doch obwohl diese Storyline von der Idee her logisch und auch vielversprechend ist, hat der Leser irgendwie die gesamte Zeit über keinen Durchblick und es will sich leider keine rechte Spannung einstellen. Die einzelnen Geschehnisse sind relativ verwirrend aneinandergereiht, Sprünge und eine komplizierte Geschichte lassen ihn am Ende eher ratlos zurück. Im Gegensatz zum Vorgängerband "
Rorschach" fehlt hier eine gefällige, spannungsgeladene Handlung, statt Action und Emotionen gibt es zähe Bildfolgen voller Explosionen und einigermaßen unverständliche Erlebnisse in Vietnam und den USA.
Zwar war "
Before Watchmen: Rorschach" weniger ausgeklügelt und politisch als Alan Moores Vorbild, doch man hatte jederzeit das Gefühl, über die Schulter des echten Rorschach zu blicken und eine Entwicklung des Charakters ausmachen zu können.
"Before Watchmen: Comedian" gibt demgegenüber keine wirklichen Hinweise, warum Eddie Blake zu dem wurde, was er ist. Das Prequel ist leider insgesamt sehr schleppend und durch die etwas undurchschaubare Story fast langweilig zu lesen. Was allerdings gefällt, sind die zahlreichen Bezüge zu historischen Ereignissen und der passende 60er-Jahre "Soundtrack", der die einzelnen Kapitel untermalt und der im Anhang aufgeführt ist.
Die Illustrationen aus der Feder J. G. Jones sind ebenfalls sehr gelungen und verstehen es, das Auge des Betrachters zu fesseln (Farben: Alex Sinclair, Tony Avina und Lee Loughridge). Auch das hochglänzende Cover ist ein echter Hingucker und zeigt den Comedian, mit einer Zigarre im Mund aus vollem Halse böse grinsend und mit einer Latexmaske verhüllt. Diese Darstellung weckt hohe Erwartungen, die die Story dann aber leider nicht erfüllt. Schade! Alan Moores Watchmen sind so tiefgründig wie packend angelegt und es ist eine schwere Aufgabe, die Figuren nach 25 Jahren erneut stimmig zum Leben zu erwecken. Beim Comedian hat man nicht das Gefühl, dass die Vorgeschichte neue Impulse gibt und die Figur vielschichtiger macht.
Im vierten Teil von "Before Watchmen" steht Nite Owl im Mittelpunkt, danach folgen Ozymandias, Silk Spectre und weitere Wächter. Zur Leseprobe: "Before Watchmen: Comedian"