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 Baggersee-Geschichten


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Wer im Winter aus dem Fenster blickt, wird sehnsüchtig die Zeit erwarten, in welcher man sich ohne dicke Wollmantel, Schal, Handschuhe und dergleichen sich aus dem Haus wagen kann. Der Winter hält uns alle noch voll in seinem unbarmherzig kalten Griff und beim Gedanken an den Sommer freuen sich viele auf angenehme Urlaube oder erfrischende Tage beim Baden in heimischen Landen.
Im VirPriV-Verlag ist in Zusammenarbeit mit dem Klaus Bielefeld-Verlag ein Buch erschienen, das den Titel "Baggersee-Geschichten" trägt. Allein der Buchtitel vermag Assoziationen zu wecken, die mit Sommer, Strand und Urlaub zu tun haben.

Kritik:
Die Anthologie "Baggersee-Geschichten" ist aber nicht, wie der Titel vermuten lassen würde, auf Stories rund um den Baggersee beschränkt. Es finden sich Erzählungen, welche im Bereich Urlaub in fremden Ländern angesiedelt sind ebenso wie Stories, die sich sehr eng an die Vorgaben der Ausschreibung halten, aus der diese Anthologie hervorging.
Warum das Titelbild einen von Palmen gesäumten Karibikstrand zeigt, was mit dem Buchtitel nicht harmonisiert, bleibt ein Geheimnis. Ebenfalls ist es schleierhaft, warum die Anthologie sich nicht tatsächlich auf "Baggersee-Geschichten" beschränkt, sondern den Fokus so stark erweitert, dass die Sicht verschwimmt, der Zusammenhalt der Anthologie über weite Strecken verloren geht. Definitiv mit dem Baggersee befasst sich nämlich lediglich eine Hand voll der Geschichten, was den Leser in die Irre führt.
Die überwiegende Anzahl der Erzählungen bleibt nicht besonders lange im Gedächtnis, es sind mehr kreative Schreibübungen als ausformulierte Geschichten mit literarischem Anspruch. Dennoch verbleiben einige kleine Perlen, die es hier zu finden gilt.
Andreas Gruber verschlägt es mit "Die weiße Rose" in die sommerlichen Gefilde der Karibik, wo ein Ghostwriter-Schriftsteller mit seinem Schicksal hadert. Hervorragend stilistisch geschrieben und eine bitterböse Schlusspointe machen die Lektüre dieser Story zu einem Vergnügen.
"Der Held vom Solsee" von Thomas Friedt ist ein Plädoyer für den Mut zum Einschreiten gegen Störenfriede aus der Rechten Szene. Recht ordentlich geschrieben und mit einem Protagonisten, mit dem man sich identifizieren kann.
Uwe Voehls Beitrag "Summer of Love" ist keineswegs eine simple Liebesgeschichte, wie man vermuten könnte. Sehr bald wird klar, dass der bekannte Autor eine zynisch-bittere Story rund um eine irregeleitete Truppe von Jugendlichen ersonnen hat, die eine Hexenprobe an einem nächtlichen See durchführen will. Wie von ihm gewohnt erschafft er eine unheilgeschwängerte Atmosphäre. Sein Stil ist über alle Zweifel erhaben.
Stefan Pinternagel und Alexander Amberg zielen auf solide Unterhaltung und dies gelingt ihnen mit ihren Geschichten durchaus.

Fazit:
"Baggersee-Geschichten" - der Buchtitel verspricht mehr, als der Inhalt halten kann. Der überwiegende Teil der Geschichten bleibt nicht im Gedächtnis hängen, zeugt aber von durchaus mutigen Schreibversuchen. Was bleibt sind einige wenige literarische Perlen. Ob das den Kauf des Buches rechtfertigt?

Cronn



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2002 | ISBN: 3935327188 | Preis: 7,90 Euro | 114 Seiten | Sprache: Deutsch

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